Sternenflut
auch ein wenig schlafen.«
Sie wandte sich ab und ging, um sich am hinteren Ende des Lagerplatzes bei den Wachtposten in ihren Schlafsack einzuwickeln.
»Yeah«, sagte Toshio, beinahe ein wenig zu herzlich, »das werde ich gleich tun, Dennie. Gute Nacht. Träume süß.«
Sie schwieg. Sie hatte dem kleinen, flackernden Feuer den Rücken zugewandt, und Toshio konnte nicht erkennen, ob sie schon schlief oder noch wachte.
Ich wünschte, wir Menschen wären besser in unseren Psi-Fertigkeiten, dachte er. Es heißt, die Telepathie hätte Nachteile, aber es wäre schon schön, manchmal zu wissen, was im Kopf anderer Menschen vorgeht.
Es würde einiges von der unruhigen Anspannung wegnehmen, wenn ich wüßte, was sie denkt... selbst wenn sich herausstellte, daß sie nur denkt, ich sei ein nerviger Bengel. Er schaute zum wolkenbedeckten Himmel hinauf. Hier und dort hatten sich die Wolken zerteilt, durch langgestreckte, zak-kenförmige Risse sah er ein paar Sterne. An zwei Stellen waren kleine Nebelformationen am Himmel zu sehen, die am Abend zuvor noch nicht dagewesen waren Zeichen der Schlacht, die immer noch tobte. Die winzigen Pseudo-Nebulae strahlten in allen sichtbaren Farben und vermutlich noch in anderen Frequenzbereichen.
Toshio ließ eine Handvoll metallischen Kieselstaub durch seine Finger auf die brennenden Kohlen rieseln. Glitzernde Metallkörnchen blitzten wie leuchtendes Konfetti, wie funkelnde Sterne.
Er klopfte sich den Staub von den Händen und kroch dann selbst in seinen Schlafsack. Mit geschlossenen Augen lag er da. Er hatte keine Lust, die Sterne zu betrachten, oder das Pro und Kontra seines Benehmens zu erörtern.
Statt dessen lauschte er dem Rauschen von Wind und Brandung in der Nacht. Es war ein rhythmisches, beruhigendes Geräusch, wie ein Wiegenlied, wie das Meer seiner Heimat. Nur hin und wieder glaubte er Seufzer und leises Lachen zu hören; kaum vernehmlich wehte es von Süden herüber. Es waren Laute einer tiefen Glückseligkeit, und sie erfüllten ihn mit trauriger Sehnsucht.
»Sie sind schon wieder dabei«, seufzte er. »Ich schwöre, so was hab’ ich noch nie gehört.«
Die feuchte Luft ließ den Schweiß auf ihren Körpern nicht trocknen. Gillian leckte sich einen Schnurrbart von tränenartigem Salz von der Oberlippe. Auf gleiche Weise nahm Tom ein wenig von dem Glanz fort, der ihre Brüste bedeckte. Die Feuchtigkeit seiner Lippen lag kühl auf ihren Brustwarzen und ihren Aureolen, als sein Mund sich wieder entfernte. Sie keuchte und packte das wellige Haar an seinem Hinterkopf, wo es noch nicht schütter zu werden drohte, so daß seine Eitelkeit sich ihrem heftigen Griff nicht widersetzte. Er reagierte mit spielerischen Bissen, die ihr einen Schauer nach dem anderen über Waden, Schenkel und Gesäß laufen ließen. Gillian drückte ihre Ferse in seine Kniekehle und hob ihr Becken gegen seines. Ihr Atem ging leise pfeifend, als er den Kopf hob und ihr in die Augen sah.
»Ich dachte, das, was ich hier mache, ist ein Nachspiel«, flüsterte er ein wenig heiser. Mit demonstrativer Umständlichkeit wischte er sich die Stirn ab. »Du solltest mich warnen, wenn ich die Grenze überschreite und Dinge verspreche, die ich dann nicht halten kann.« Er griff nach ihrer Hand und küßte ihre Handfläche und die Innenseite ihres Handgelenks. Gillian fuhr ihm mit den Fingerspitzen über die Wange und strich ihm federleicht über Kinn, Hals und Schulter. Sie ergriff dünne Strähnen seines Brusthaars und zupfte spielerisch daran. Sie schnurrte, nicht wie eine Hauskatze, sondern mit dem wilden Rollen einer Leopardin. »Wann immer du soweit bist, mein Lieber. Ich kann warten. Du magst der uneheliche Sohn eines fruchtbaren Reagenzglases sein, aber ich kenne dich besser, als deine Planer dich je kannten. Du hast Kraftreserven, von denen sie nie etwas ahnten.« Tom wollte eben erklären, daß er – Planer hin, Planer her – als ehelicher Sohn von Mary und Bruce Orley im Staate Minnesota in der Konföderation Erde geboren worden sei... aber dann sah er die Feuchtigkeit in ihren Augen. Ihre Worte klangen rauh, leichtfertig und spöttisch, aber ihr Griff in seinem Brusthaar straffte sich, als sie ihm mit umherstreifenden Augen ins Gesicht schaute, als wolle sie sich jeden seiner Züge genau ins Gedächtnis einprägen.
Tom fühlte sich plötzlich verwirrt. In ihrer letzten gemeinsamen Nacht wollte er nah bei Gillian sein. Und wie konnten sie einander näher sein als jetzt? Sein Körper schmiegte sich an
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