Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenflut

Sternenflut

Titel: Sternenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
Dennie Sudman angedeihen ließ. Schon lange vor dem Liften waren männliche Delphine hinter weiblichen Forschern hergewesen. Es ist eine weit zurückreichende Tradition, begründete er bewußt rational. Was immer für den geilen alten Flipper gut genug gewesen sein mochte, war für seinen intelligenten Nachfahren wohl auch gut genug.
    Eines der Dinge, die er an den anglischen Denkmustern verabscheute, war dieses Bedürfnis der Selbstrechtfertigung. Die Menschen fragten immer: »Warum?« Was bedeutete das Warum schon? Es gab noch andere Arten, die Dinge zu sehen, als die der Menschen. Da konnte man jeden Wal fragen. Die Kiqui zwitscherten aufgeregt, als sie auf den Ostzipfel ihrer Insel zuschwammen und sich anschickten, ihren Fang durch einen Spalt an der Leeseite der Küste landeinwärts zu schleppen.
    Sah’ot fühlte, daß ein Sonarstrahl wie ein Suchscheinwerfer über ihn hinwegstrich. Keepiru näherte sich von Norden, um ihn zum Lagerplatz der Menschen zurückzubegleiten. Sah’ot stieß durch die Oberfläche. Er legte den Kopf schräg und spähte hinaus in den neuen Tag. Die Sonne erhob sich hinter einem Dunststreifen im Osten, und der Wind trug das Wispern eines Regenschauers herüber.
    Ein metallischer Hauch schien schimmernd in der Luft zu liegen und erinnerte an die tödliche Bedrohung, der sie auf Kithrup ausgesetzt waren. Zweifellos waren Creideiki und seine »Ingenieure« dabei, einen Plan zusammenzuzimmern, der sie aus diesem Schlamassel befreien sollte. Zweifellos würde dieser Plan entsetzlich kühn und clever sein... und sie alle den Kopf kosten. Sah denn niemand, daß sie als Neophyten im Spiel des Eroberns und Erschaffens die Galactics, die es seit Äonen spielten, nicht an der Nase würden herumführen können?
    Selbstverständlich gehörte seine Loyalität den Menschen. Aber er kannte sie als das, was sie waren: als täppische Wölflinge, die in einer gefährlichen reaktionären Galaxis ums Überleben kämpften.
    Es gab ein altes Delphinsprichwort, das lautete: »Alle Menschen sind Ingenieure, und alle Ingenieure sind Menschen.« Es war niedlich, aber ganz offenkundig gelogen. Keepiru brach neben ihm durch die Wasseroberfläche. Sah’ot blies ruhig, und sein Atem kondensierte zu Spray. So trieb er auf dem Wasser und betrachtete den Sonnenaufgang, bis Kee-pirus Geduld zu Ende ging.
    »Esss ist-t hell, Sah’ot. Wir sollten nicht mehr hier draußen sein. Wir müssen Bericht erstatten, und dann will ich essen und mich ausruhen.«
    Sah’ot spielte den geistesabwesenden Wissenschaftler. Er schrak zusammen, als fahre er aus Gedanken auf, die tiefer waren als alles, was Keepiru je würde denken können. »Was? O ja. Natürlich, Pilot. Unbedingt. Ich habe interessante Daten mitzuteilen. Wissen Sie, ich glaube, ich habe ihre Sprache geknackt.«
    »Wie nett.« Keepirus Antwort war semantisch Anglisch und phonemisch ein Quaken. Er tauchte und nahm Kurs auf den Höhleneingang.
    Der Sarkasmus des Piloten ließ Sah’ot zusammenzucken. Aber er bedauerte nichts.
    Vielleicht habe ich noch Zeit, ein paar anzügliche Limericks fertigzustellen, die ich dann in meinen Bericht an Dennie einflechten kann, dachte er. Schade, daß sie immer am Ufer bleibt und nicht zu mir ins Wasser kommt. Aber vielleicht gibt sie ja heute nach.
    Und so verfaßte er schmutzige Gedichte, während er Keepiru folgte und in die nachtschwarze Finsternis zum Grunde des Meeres hinabtauchte.
    Als sie am Fuße des ehemaligen Bohrbaumschachtes angekommen waren, wo jetzt ein kleines Phosphorlicht brannte, bemerkte Sah’ot, daß jemand beide Schlitten aus dem Schacht geholt und unten in der Höhle festgemacht hatte. Aber wenigstens einer der Schlitten hatte immer im Tümpel zu liegen, für den Fall, daß Dennie und Toshio plötzlich fliehen mußten! Hastig schwamm er Keepiru nach, den schmalen, vertikalen Tunnel hinauf.
    Im Tümpel oben lagen zwei weitere Schlitten. Jemand mußte in der Nacht gekommen sein, begriff er. Toshio und Dennie standen schon am Ufer und sprachen mit Keepiru. Sah’ot beäugte Dennie spekulativ, aber dann beschloß er, vorläufig nichts zu beginnen. Heute abend werde ich versuchen, sie zu mir ins Wasser zu locken, dachte er. Ich werde mir einen Vorwand ausdenken, vielleicht etwas mit der Mechanik der Bohrbaumwurzel. Wahrscheinlich wird’s ja nicht klappen, aber schon der Versuch wird Spaß machen.
    Sah’ot vollführte einen Spähsprung. Mit flatternder Schwanzflosse stieg er über den Wasserspiegel und blickte über die

Weitere Kostenlose Bücher