Sternenfohlen 01 - In der Einhornschule
hinüber zu den anderen und berührte jedes der kreiselnden Einhörner mit seinem Horn. Dabei murmelte er einen Zauberspruch. Einer nach dem anderen hörte auf, sich zu drehen, und flog zurück zum Boden.
„Vielen Dank!“, wieherte Atlas. Er sah sich streng unter den Erstklässlern um. „Wer war schuld an diesem Fluch? Es hätte richtig gefährlich werden können. Jemand hätte hinunterstürzen und sich schwer verletzen können.“
Niemand sagte etwas.
„Also?“
Sturmwind trat vor. „Es … Es war meine Schuld“, gestand er.
Atlas sah ihn überrascht an. „Du? Aber warum denn? Dachtest du, es würde ein Riesenspaß werden? War es für dich nur ein Scherz?“
„Nein“, stammelte Sturmwind. „Ich wusste nicht, dass das passieren würde. Ehrlich. Ich wollte nur …“, er zögerte. „Ich habe von jemandem ein verzaubertes Hufeisen bekommen. Ich dachte, es würde mir beim Fliegen helfen. Aber anscheinend war es nicht verzaubert, sondern verflucht.“ Beschämt ließ er den Kopf hängen.
„Sturmwind, du weißt doch, dass du deine Flugfähigkeiten nicht durch einen Zauber verbessern sollst!“, schimpfte Atlas verärgert. „Wer hat dir das Hufeisen gegeben?“
Sturmwind antwortete nicht.
Wolke blickte zu den Drittklässlern hinüber. Oriel sah schuldbewusst aus und versteckte sich im hinteren Teil seiner Klasse.
„Sturmwind, wenn du es nicht sofort sagst, dann gehst du jetzt in deinen Stall und bleibst dort den Rest des Tages. Außerdem darfst du die ganze Woche nicht bei den Spielen mitmachen.“
Sturmwind war offensichtlich bestürzt, aber er sagte trotzdem nicht, woher er das Hufeisen hatte.
„Also gut“, sagte Atlas kalt. „Geh in deine Box. Ich komme nach der Stunde zu dir.“ Sturmwind schlich sich unglücklich davon.
Wolke fühlte sich schrecklich. Es war so ungerecht, dass er wegen Oriel solche Schwierigkeiten hatte.
„Gut, wir fahren mit dem Unterricht fort!“, sagte Atlas. „Ich denke, wir machen jetzt besser auf dem Boden mit ein bisschen Theorie weiter, damit ihr euch alle erholen könnt.Ich hoffe, ihr habt heute gelernt, dass ihr niemals einen Zauber beim Fliegen zu Hilfe nehmen dürft.“
In der Pause kamen Saphira und Mondstrahl zu Wolke. „Was sollen wir nur tun?“ Saphira war äußerst besorgt, als sie sah, dass Atlas zu den Ställen eilte. „Sturmwind bekommt riesige Probleme, wenn er Atlas nicht sagt, wer ihm das Hufeisen gegeben hat.“
„Ich verstehe das einfach nicht. Wer würde so etwas Gemeines tun?“, fragte sich Mondstrahl.
„Ich gebe euch einen Tipp.“ Wolke blickte hinüber zu Oriel, der über die Heide zur Schule ging. Gemeinsam mit seinen Freunden kicherte er. Heißer Zorn erfüllte sie, als sie sah, dass er lachte. Es machte Oriel überhaupt nichts aus, dass Sturmwind wegen ihm ausgeschimpft wurde! Auf einmal war esihr völlig egal, dass die anderen viel größer waren und bereits in die dritte Klasse gingen. Sie trabte zu ihnen hinüber und funkelte Oriel wütend an.
„Du hältst dich wohl für besonders witzig, was?“
Oriel grinste. „Ja, das tu ich tatsächlich.“
Saphira und Mondstrahl kamen dazu, als Wolke wütend mit dem Vorderhuf aufstampfte. „Du hast ihn echt in Schwierigkeiten gebracht.“
Das ältere Einhorn zuckte mit den Schultern. „Selber schuld, wenn er so dumm ist. Hätte er halt das Hufeisen nicht nehmen sollen.“
„Er ist nicht dumm, sondern du bist gemein!“, rief Wolke. „Das hättest du wirklich nicht tun dürfen.“
„Ach, er ist wohl dein Schatz?“, spottete Oriel. Seine Freunde kicherten.
Wolke kümmerte sich nicht darum, sie war viel zu wütend. „Ich finde, du solltest schleunigst hingehen und alles gestehen. Sturmwind wird immer mehr in die Klemmegeraten. Er wird nämlich nicht verpetzen, wer ihm das Hufeisen gegeben hat. Du solltest Atlas die Wahrheit sagen.“
Oriel sah sie an, als wäre sie verrückt. „Ich gebe gar nichts zu. Was meinst du, was ich da für einen Ärger bekomme!“
Wolke hätte ihn am liebsten mit ihrem Horn gestoßen. „Aber es ist deine Schuld!“
Plötzlich war in Oriels Blick ein durchtriebenes Funkeln. „Also gut. Pass auf. Ich habe eine Idee.“ Er gab ihr einen Wink, sich von der Gruppe zu entfernen.
Sie folgte ihm zögernd. Was hatte er vor?
„Ich werde alles zugeben“, sagte Oriel zu Wolkes großer Überraschung. „Unter einer Bedingung.“
„Was?“, fragte Wolke misstrauisch.
„Du kommst mit mir zum Pass der Winde und stellst dich dort in der Mitte ganz
Weitere Kostenlose Bücher