Sternenfohlen 18 - Bei den Trollen
Fußboden.
„Nachtruhe, Herrschaften!“, rief er. „In einer Viertelstunde will ich kein Licht mehr sehen und keinen Mucks mehr aus euren Boxen hören!“
Jedes Mal, wenn der oberste Troll erschien, musste Wolke grinsen. Er hatte sehr große Füße, kurze Beine und einen dicken Bauch. Seine riesigen Füße machten bei jedem Schritt lustige, platschende Geräusche. Und sein Bart war so lang, dass er beim Laufenauf ihn drauftreten würde, wenn er dessen Ende nicht immer kunstvoll um seinen Stab gewickelt hätte. Wie alle Haustrolle hatte auch er ein fröhliches Gesicht und schelmisch blitzende Augen, aber wenn er die Schlafenszeit ankündigte, versuchte er, so gewichtig wie möglich dreinzuschauen. Diese Aufgabe nahm er mindestens genauso ernst wie der Oberelf bei ihnen zu Hause – nur, dass dieser nicht halb so lustig wirkte. Trotzdem wollten Wolke und ihre Freunde es nicht darauf ankommen lassen und beeilten sich, in ihre Boxen zu kommen.
6
„Wolke, gut, dass du kommst!“, rief Lucia ihr schon von Weitem entgegen.
„Wiefo? Waff iff’n lof?“, nuschelte Wolke, die ihren Sammelbeutel zwischen den Zähnen trug. Behutsam legte sie das Teil vor sich ab und ließ sich neben Stella auf der Wiese nieder. Ihre Freunde hatten sich unten auf der Ebene ein wenig ausgeruht und sich die Sonne aufs Fell scheinen lassen, während sie selbst noch einmal losgezogen war, um nach einigen seltenen magischen Pflanzen für ihre Sammlung zu suchen. Sie hatte viel Glück dabei gehabt und berührte den Beutel stolz mit dem Maul.
„Tamina, Fiona, Lucia haben eine Überraschung für uns!“, jubelte Saphira.
„Echt? Was denn?“
„Halt dich fest: Heute Abend feiern wir heimlich eine Mitternachtsparty in unserem Stall!“, lüftete Stella das Geheimnis.
„Nein!“ Wolke konnte ihren Ohren nicht trauen. „Cool! So etwas wollte ich schon immer mal machen.“
„Hi hi, wir auch“, kicherte Lucia. „Und wir dachten, es könnte keinen besseren Zeitpunkt dafür geben, als wenn ihr hier seid.“
Tamina und Fiona nickten aufgeregt, da kamen Jasper und Casper von der Burg her angeflogen. Schon während die Zwillinge zur Landung ansetzten, grinsten sie beide besonders breit und schelmisch.
„Alles paletti“, meinte Jasper und zwinkerte Fiona, Lucia und Tamina verschwörerisch zu.
„Du kannst es ruhig erzählen“, meinte Tamina. „Wir haben sie bereits eingeweiht.“
„Oh, na ja dann … Jasper und ich haben gerade ein großes Paket von unseren Eltern bei der Poststelle abgeholt“, erklärte Casper. „Wir hatten sie gebeten, uns Leckereien für einen kleinen Nachmittagstee zu euren Ehren zu schicken. Das mit der Mitternachtsparty konnten wir ja schlecht sagen.“
„Und unsere Mama hat so ein riesiges Paket mit selbst gemachten Kuchen, Plätzchen und Hafergebäck geschickt, dass wir es miteinander in die Box schleppen mussten“, ergänzte sein Bruder.
„Und die Posttrolle haben keinen Verdacht geschöpft?“, wollte Mondstrahl wissen. „Die Postelfen bei uns stecken nämlich überall ihre Nasen rein.“
„Keine Sorge, wir haben behauptet, daseien jede Menge Bücher drin, damit wir dieses Jahr mal bessere Noten haben …“
Bei dieser Vorstellung mussten alle kichern. Die Zwillinge waren nicht gerade Bücherwürmer, sondern heckten lieber ständig irgendwelchen Unfug aus.
„Dann sollten wir uns jetzt noch ein wenig ausruhen, damit wir auch bis Mitternacht durchhalten. Die Wanderung vorhin war ganz schön anstrengend“, meinte Wolke, rekelte sich im Sonnenschein und gähnte herzhaft.
Am Vormittag hatten Arvid, Thor und Damaris die Schüler auf sicheren Pfaden in die Berge geführt, wo sie allerlei Interessantes entdecken konnten. Bei einer Pause hatte Arvid ihnen noch eine Troll-Legende erzählt und Wolke hatte die Gelegenheit genutzt, sich bei dem Lehrer nach den Geheimgängen zu erkundigen,die es angeblich in der Burg und in die Berge hinein gab.
„Tja, Wolke, wenn man das so genau wüsste“, hatte Arvid geantwortet. „Natürlich wurde von den Einhörnern seit Jahrhunderten immer wieder danach gesucht, und einige geheime Wege hat man auch entdeckt.Aber einen Verbindungstunnel von der Burg in die Berge hat noch niemand gefunden. Es gibt so viele Geschichten über die Trolle in den Bergen, dass keiner weiß, welche davon nun stimmen, und welche nicht.“
Die Freunde hatten einander verschwörerische Blicke zugeworfen. Sie wollten auf jeden Fall dranbleiben und wenigstens das Rätsel um die
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