Sternenfohlen 18 - Bei den Trollen
Wolke und deutete mit ihrem Horn vor sich auf den Boden. An der Stelle, an der Merlin gerade noch gestanden hatte, wuchs eine kleine goldgelbe Blume. „Eine Trollblume! So eine hab ich die ganze Woche schon gesucht.“
„Wow, da hast du aber Glück. Die sind nämlich sehr selten“, meinte Lucia.
„Ich weiß.“ Wolke ging mit der Nase ganz dicht an die winzige Blume heran, sog ihren Duft ein und pflückte sie dann vorsichtig. Gerade hatte sie sie in ihrem kleinen Lederbeutel verstaut, da riefen Damaris, Thor, Atlas und Gloria ihre Schüler auch schon zusammen. Es war endgültig an der Zeit, die Heimreise anzutreten.
Schweren Herzens schmiegte sich Wolke noch mal an jeden ihrer neuen Freunde, dann preschte sie los, stieß sich mit den Hinterbeinen ab und stob in den Himmel.
„Macht’s gut und schreibt bald!“, riefen ihnen Lucia, Fiona, Tamina, Jasper und Casper hinterher.
„Ihr auch!“
„Schaut mal, dort unten am See!“, rief Stella.
Tatsächlich, da galoppierte Lasse und ließ aus jedem seiner Geweihenden einen bunten Sternenregen als Abschiedsgruß zu ihnen hinaufsteigen. Schnell ließen auch die Einhörner einen farbenprächtigen Zauber auf den jungen Elch hinab regnen.
„Das war wirklich das größte Abenteuer, das wir je erlebt haben“, stellte Wolke zufrieden fest.
„Oh, ja …“, seufzten ihre Freunde.
Linda Chapman
Sternenfohlen
Ferien im Palast
KOSMOS
1
Ein wenig unschlüssig schlenderte Wolke im Garten herum und kickte lustlos einen Tannenzapfen mit dem Huf durch die Gegend. Die großen Ferien hatten vor zwei Wochen angefangen, und gleich zu Beginn waren ihre Eltern mit ihr zu Besuch bei den Großeltern gewesen. Sogar ihre beiden älteren Brüder hatten sich freigenommen, um ein paar Tage mit der ganzen Familie zu verbringen. Doch nun mussten ihre Eltern und ihre Brüder wieder arbeiten und hatten nicht mehr viel Zeit für sie.
Wolkes Vater war bei einer Behörde des Einhornrats beschäftigt und kam abends oft erst spät nach Hause. Im Augenblick gab es irgendetwas streng Geheimes vorzubereiten, mehr durfte er nicht verraten. Wolkes Mutter hingegen war zwar den ganzen Tag zu Hause, doch als Heilerin musste sie sich um sehr viele Patienten kümmern.
Wolke steckte die Nüstern in ihren Lieblingsrosenbusch und sog den Duft der Blüten tief ein, aber auch das änderte nichts an ihrer düsteren Stimmung. Die ersten Ferientage waren nur so verflogen, so viel hatten sie gemeinsam unternommen. Und Wolke hatte es sehr genossen, endlich mal wieder alle um sich zu haben. Denn seit sie auf die Einhornschule ging, konnte sie ihre Familie meist nur noch in den Ferien sehen. Wolkes Eltern verpassten natürlich keinen Besuchstag, aber für die Großeltern war der Weg zur Schule einfach zu weit. Und ihre Brüder waren immer sehr beschäftigt. Wie jetzt auch.
S chon komisch, dachte Wolke enttäuscht. Ich habe mich so auf die Ferien gefreut. Aber jetzt …
Seufzend ließ sie sich im Schatten des knorrigen alten Apfelbaumes nieder. Den Vormittag hatte sie damit verbracht, auf Blanca, die kleine Tochter ihrer Nachbarn, aufzupassen, während deren Mutter einige Besorgungen gemacht hatte. Blanca war zwar erst vier, aber es war trotzdem nett gewesen, sich mit der Kleinen zu beschäftigen. Die anderen Einhornfohlen aus ihrer Gegend waren alle noch mit ihren Eltern im Urlaub, sodass Wolke im Moment niemanden in ihrem Alter zum Spielen hatte.
„Ich wünschte, Saphira, Mondstrahl, Stella und Sturmwind wären jetzt hier“, murmelte sie vor sich hin.
Ja, wenn sie mit ihren besten Freunden zusammen wäre, hätten sie bestimmt viel Spaß, da war Wolke sich sicher. Ob die anderen sie auch vermissten? Vielleicht sollte sie Saphira einen Brief schreiben und fragen, ob sie sie besuchen kommen durfte. Ihre allerbeste Freundin hatte sechs Geschwister – mit denen wäre es bestimmt nicht langweilig. Aber sicher wäre es furchtbar unhöflich, sich selbst einzuladen, oder?
Ach, egal! Gleich nachher, schreibe ich Saphira , beschloss Wolke.
Ein plötzliches Geräusch im Vorgarten ließ Wolke hochschrecken.
„Hallo?“, rief eine ihr unbekannte Stimme. „Hallo? Ist jemand da?“
Wolke war schon fast um das Haus herum getrabt, da lugte ein junger Postelf vorsichtig um die Ecke.
„Hallo!“, grüßte Wolke ihn. „Du bist neu bei der Post, oder? Ich habe dich hier noch nie gesehen.“
„Ja, heute ist der erste Tag, an dem ich ganz alleine die Briefe und Pakete zustellen darf. Das ist gar nicht so
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