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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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und dass sie eine selbstsüchtige Ader hatte, doch ich verabscheute den Gedanken, dass sie es riskiert hätte, das Leben anderer wegen eines Artenexemplars zu gefährden.
    Das Schiffstelefon klingelte, als ich es schon in der Hand hatte. »Cruse hier«, sagte ich.
    »Ist da unten alles in Ordnung?««, fragte der Kapitän.
    »Ja, inzwischen schon, Sir.«
    »Gut gemacht. Wir haben die Brutstätte jetzt hinter uns gelassen.«
    Ich blickte aus dem Fenster und sah die letzten Eier hinter uns zurückbleiben. Aus dem Zentralschacht klang das Geräusch der beschleunigenden Rollen. Ich spürte die willkommene Vibration durch das ganze Schiff laufen und stieß einen großen Seufzer der Erleichterung aus. Wir waren wieder auf Kurs zum Gegengewicht und das mit äußerster Geschwindigkeit, um die verlorene Zeit zumindest ein bisschen aufzuholen.
    Ich hoffte einfach, dass wir nicht zu spät kommen würden.

21. Kapitel
Eine Botschaft von der Erde
    »Wir müssen das Tempo beschleunigen, Cruse«, sagte Shepherd.
    Was er eigentlich meinte, war, dass ich das Tempo beschleunigen sollte. Wir waren beide außen an der Starclimber in unseren Raumanzügen, klebten an der Frachtluke und versuchten, ihre sechs Schrauben zu lösen. Jeder hatte drei zu bearbeiten. Shepherd war schon an der dritten, ich erst an meiner zweiten.
    »Noch zehn Minuten«, kam die Stimme des Kapitäns aus der Luftschleuse.
    Es war am dritten Tag gegen Mittag und wir befanden uns weniger als vierundzwanzig Stunden vor dem Gegengewicht. Kapitän Walken hatte entschieden, dass zwei Sternenschiffer an Bord gehen sollten, um die Maschinen der Rakete erneut zu zünden, daher trainierten wir paarweise. An Schlaf war kaum zu denken. Ich hatte inzwischen genügend Raumspaziergänge hinter mir, um mich in meinem Raumanzug um einiges beweglicher zu fühlen. Mit der Luftpistole konnte ich gut umgehen und gewandt um die Schiffswand herumklettern. Doch Shepherd war immer noch schneller und besser im Umgang mit den Werkzeugen.
    Im Kopf hörte ich die leisen Klänge der Sphärenmusik. Es gab keine Erklärung dafür, wie sie entstand oder woher sie kam, doch ich wusste nun, dass sie keine Halluzination war, weil wir alle sie gehört hatten. Wenn man sie einmal akzeptiert hatte, verlor sie ihre gespenstische Intensität und war nur noch leise in den hinteren Bereichen des Gehirns zu hören.
    »Ich bin fertig«, sagte Shepherd. »Ich mach jetzt deine.«
    »Ich mach das«, sagte ich und hatte endlich die zweite Schraube draußen.
    »Fünf Minuten«, kam die Stimme des Kapitäns.
    »Geht schneller, wenn ich die letzte mache«, sagte Shepherd.
    »Ich mach das«, sagte ich wieder, doch er ignorierte mich. Ich sah, wie er von seiner Seite der Luke zu mir herübertrieb. Der Gedanke, dass er meine Arbeit beenden würde, ließ plötzlich eine pochende Wut in mir aufsteigen. Ich hatte seine Missbilligungen satt. Nie schnell genug. Nie gut genug. Ich hob die Hand, um ihn wegzustoßen.
    »Hau ab, Shepherd!«, sagte ich.
    Ich musste fester gestoßen haben, als beabsichtigt, denn er schnaufte überrascht und segelte vom Schiff weg…
    …direkt auf das Sternenkabel mit seiner pulsierenden Hochspannung zu.
    »Shepherd, pass auf!«, schrie ich.
    Er fummelte nach seiner Luftpistole, doch ich erwischte seine Nabelschnur, die sich an mir vorbeischlängelte, und gab ihr einen Ruck. Keine fünf Fuß von dem Kabel entfernt wurde er in meine Richtung zurückgezogen und segelte zurück in die Sicherheit.
    »Mr Cruse, bitte den Bericht«, hörte ich die Stimme des Kapitäns im Helm.
    »Entschuldige, Shepherd, es tut mir so leid«, sagte ich, voller Entsetzen über das, was ich getan hatte.
    »Ich hole Sie jetzt beide ein«, sagte der Kapitän.
    Shepherd sagte nichts, als wir zurück in die Starclimber gezogen wurden.
    »Das sieht Ihnen überhaupt nicht ähnlich, Mr Cruse«, sagte der Kapitän.
    Wir befanden uns in der Luftschleuse, die wieder unter Druck stand, und ich hatte meinen Bericht geliefert. Ich schämte mich zutiefst, aber es war aussichtslos, das Geschehene verschweigen zu wollen.
    »Es tut mir sehr leid, Sir. Ich hab die Nerven verloren.«
    Der Kapitän sah mich nachdenklich an. »Wir stehen alle erheblich unter Druck. Doch Ihnen ist das nicht unbekannt. Sie haben sich in Situationen befunden, die nur wenige Himmelsmatrosen hätten überleben können. Ich kann von Ihnen erwarten, dass Sie Ihr Bestes geben.«
    »Ja, Sir«, sagte ich.
    »Das wär’s dann, meine Herren.«
    »Bei allem Respekt,

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