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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Abreise hast Du mir eine Frage gestellt. Du hast wissen wollen, ob ich Dich mit Deinen wissenschaftlichen Studien fortfahren ließe, wenn wir erst einmal verheiratet sind. Du wolltest wissen, ob Du das Leben führen könntest, das Du immer wolltest. Und meine Antwort ist: Ja! Du magst tun, was immer Dir gefällt. Ich werde alles tun, um Dich zu unterstützen. Du wirst alles Geld und alle Zeit bekommen, so wie Du es haben möchtest. Du hast mein Wort. Ich wünsche so sehr, Dich gerade jetzt umarmen und küssen zu können, meine Süße, und ich erwarte ungeduldig Deine Rückkehr, damit wir uns noch intimer kennenlernen können.
Mit tausend ersehnten Küssen,
Dein James
    Das Blut pochte mir in den Ohren. Sie hatte mir gesagt, sie habe keinerlei Absicht, Sanderson zu heiraten, also wieso dann diese Fragen? Fast unbewusst zerknautschte ich den Brief in der Hand und zerriss ihn in Fetzen. Meine Backen waren nass. Die Starclimber und unser aller Leben waren in Gefahr, doch jetzt konnte ich nur an Kate und James Sanderson denken. Bot er ihr nicht geradezu alles an, was sie sich nur wünschte? Und Kate schien es annehmen zu wollen.

22. Kapitel
Das Gegengewicht
    »Ich glaube, dass sie ihn wohl heiraten wird«, sagte ich zu Tobias. Wir waren alleine auf der Brücke und ich hatte ihm gerade von Sandersons Brief erzählt. Ich musste es jemandem erzählen, bevor meine Wut und meine Angst sich aufblähten wie Stickstoffblasen im Blutkreislauf.
    »Aber sie mag ihn doch gar nicht«, sagte Tobias.
    »Nein, aber sie mag, was er ihr bietet – die Möglichkeit, für den Rest ihres Lebens das zu tun, was sie will.«
    Es ging auf neun Uhr morgens zu und wir fuhren mit äußerster Geschwindigkeit. Unsere hauptsächliche Aufgabe war es, Ausschau zu halten, denn wir sollten nach Dr. Turgenevs Berechnung das Gegengewicht gegen zehn Uhr erreichen. Wir befanden uns nun rund einundzwanzigtausend Meilen über der Erde. Wir hatten die Bugscheinwerfer eingeschaltet, die eine Lichtsäule entlang dem Sternenkabel ausstrahlten. Der Kapitän hatte zwar gemeint, wir müssten das Gegengewicht aus ziemlicher Entfernung sehen können, doch wir wollten kein Risiko eingehen. Eine Kollision war das Letzte, was wir jetzt brauchen konnten. Zurückgekippt in unseren Sitzen, um direkt nach oben blicken zu können, wechselten Tobias und ich uns im Zehnminutenrhythmus bei der Wache ab, damit unsere Augen nicht müde wurden.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Tobias. »Sie ist doch schon reich. Sie braucht Sandersons Geld doch gar nicht, um das tun zu können, was sie will, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es geht nicht nur ums Geld. Selbst wenn sie mit einer noch so fantastischen Story die Verlobung löst, sind ihre Eltern ja nicht dumm. Sie merken natürlich, dass sie reingelegt worden sind, und sperren sie für immer weg. Kein Geld mehr, keine Universität, kein Paris. Nur Tee trinken in Löwentorstadt und kleine Zierdeckchen nähen. Aber wenn sie das mit der Heirat durchzieht, ist ihr alles garantiert, was sie will.«
    »Nicht alles«, sagte Tobias. »Du nicht.«
    Ich seufzte. »Das ist es doch, was mir Angst macht. Was ist, wenn sie auch ohne mich klarkommt?«
    »Nun hör mal, Matt, was will Kate mehr, dich oder ihre Arbeit?«
    »Du hast doch gesehen, wie sie ist. Sie war bereit, diesen Ätheriol-Schlüpfling an Bord zu behalten, selbst wenn er Menschen gefressen hätte.«
    »Sie ist ganz schön resolut«, gab Tobias zu.
    Wir saßen einen Moment schweigend da, und ich wartete darauf, dass Tobias mit irgendwas Tollem käme, das alle meine Sorgen beruhigte.
    Ich blickte nach steuerbord und sah den Stern, den ich nach Kate benannt hatte, spöttisch zwinkern und mich daran erinnern, wie weit entfernt er war.
    »Weißt du, ich bin in diesen Dingen kein Fachmann«, sagte Tobias, »aber für mich sieht das ziemlich einfach aus. Frag sie doch, ob sie dich heiratet.«
    Ich blickte ihn entsetzt an.
    »Das ist es doch, was du willst, oder?«, fragte Tobias.
    »Ja schon, aber ich weiß nicht, ob ich jetzt bereits heiraten will.«
    »Eine Verlobung kann doch über Jahre gehen«, sagte Tobias. »Einer meiner Cousins war fünf Jahre lang verlobt, bis er geschäftlich so weit war. Mach Kate doch einfach einen Heiratsantrag. Wenn sie dich liebt, sagt sie Ja, aber wenn sie Nein sagt und mit irgendwelchen Entschuldigungen kommt, dann weißt du, dass es nie was wird. Dann bricht dir zwar das Herz, aber auf lange Sicht ist es doch besser, du weißt, woran du bist, meinst du

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