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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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nicht fassen.
    Die Stimme des Kapitäns wurde hart. »Mr Shepherd, Sie täten gut daran, sich zu erinnern, dass nur einer Kapitän an Bord eines Schiffes sein kann.«
    »Mit allem Respekt, Sir, aber ich denke, wir haben den falschen für diese Expedition.«
    Ich habe drei Jahre unter Kapitän Walken gedient, aber nie habe ich bei ihm diesen grimmigen Gesichtsausdruck gesehen, den er nun aufgesetzt hatte.
    »Seien Sie vorsichtig mit dem, was Sie sagen, Mr Shepherd. Ich bin ein toleranter Kommandeur, doch da ist eine Sache, die ich keinesfalls toleriere, und das ist rebellisches Gerede. Dieses eine Mal will ich es durchgehen lassen, denn Sie stehen eindeutig unter Spannung, aber ich will so etwas nicht noch einmal hören. Haben Sie verstanden?«
    Shepherd starrte den Kapitän an, dann blickte er zu Boden. »Ja, Sir.«
    »Dann wollen wir wieder an die Arbeit gehen, meine Herren.«
    »Und wir haben Start!«, sagte Dr. Turgenev. »Ist einfach, was?«
    Tobias und ich trieben vom Modell der Steuerkonsole weg, das wir auf Deck B hinter der Küche gebaut hatten. Wir hatten alle abwechselnd die Zündungsabfolge geübt. Das hier war mein dritter Durchgang gewesen.
    »Wie schnell waren wir diesmal?«, fragte ich Shepherd, der eine Stoppuhr in der Hand hielt.
    »Sieben Minuten«, sagte er. »Wir müssen das auf sechs verkürzen.«
    »Eine lausige Minute«, grummelte Tobias.
    »Eine lausige Minute kann den ganzen Unterschied ausmachen, Blanchard«, bemerkte Shepherd.
    Tobias funkelte ihn an und ich befürchtete ein erneutes Aufflammen des Streits. Jetzt um vier Uhr morgens waren wir alle erschöpft, aber wir würden uns keine angemessene Pause erlauben können. Laut Dr. Turgenevs Berechnungen befanden wir uns sechs Stunden vom Gegengewicht entfernt. In dem Augenblick, in dem wir es erreichten, mussten wir sofort an die Arbeit gehen. Der Kapitän hatte uns bisher nicht gesagt, wer die beiden Sternenschiffer sein würden.
    Der Zeitplan war inzwischen in mein Gehirn eingebrannt. Vierzig Minuten für das Anziehen des Raumanzugs und Voratmen in der Luftschleuse. Dreißig Minuten, um von der Luftschleuse zur Luke des Gegengewichts zu kommen. Dreißig Minuten, um sie zu öffnen. Zwanzig Minuten, um hineinzugelangen und sich vor der Steuerkonsole in Position zu bringen. Sechs Minuten für den Zündungsvorgang. Dreißig Minuten für den Rückweg zum Schiff. Und dreißig Minuten für die Starclimber , mit höchster Geschwindigkeit zurückzufahren, damit wir nicht von der Rakete in Brand gesetzt wurden.
    »Es muss alles wie bei einem Uhrwerk ablaufen«, sagte Shepherd. »Wenn etwas passiert, oder jemand etwas bei der Abfolge versaut, dann können wir es kaum schaffen.«
    Das war zu schrecklich, um darüber nachzudenken – das Gegengewicht, das uns unaufhaltsam bei seinem verhängnisvollen Sturz erdwärts mit sich riss. Wir mussten einfach schneller sein – an der Steuerkonsole, an der Luke und dazwischen bei allen Gängen durch den Weltraum zwischen der Starclimber und der Rakete.
    Shepherd sah blass aus und rieb sich ständig die Stirn.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich.
    »Natürlich«, sagte er. »Alles noch mal von Anfang an.«
    Ich begann, die Schalter umzulegen und riss dabei zufällig einen aus der Konsole. Ich versuchte, ihn wieder reinzudrücken, aber ohne Erfolg.
    »Ist doch egal«, sagte Tobias, »der ist nicht so wichtig.«
    »Sie sind alle wichtig, wenn du den falschen umlegst«, sagt Shepherd.
    Tobias wollte schon etwas sagen, aber Dr. Turgenev unterbrach ihn: »Mr Shepherd hat recht. Sehr wichtig, mit Steuerelementen nicht ungeschickt zu sein.«
    Ich starrte auf all die kleinen Schalter, Wählscheiben und Knöpfe und dann wurde mir etwas klar.
    »Aber wir werden ungeschickt sein«, sagte ich, »wir alle.«
    »Wovon redest du, Cruse?«, fragte Shepherd.
    »Ich zeig’s euch«, sagte ich und düste runter zu Deck C und in die Luftschleuse.
    Als ich in den Salon zurückkam, trug ich ein Paar Raumhandschuhe. Mit meinen großen steifen Fingern griff ich nach den Steuerelementen. Es war unmöglich, einen der Schalter zu fassen, sie waren zu dünn und befanden sich zu nahe beieinander.
    »Er hat recht«, sagte Tobias. »In den Handschuhen kriegen wir das niemals hin.«
    Dr. Turgenev nickte. »Ist sehr gut, zu wissen, Mr Cruse. Ich hatte nicht gedacht an das.«
    Ich blickte Shepherd an und hoffte unsinnigerweise, er sehe beeindruckt aus. Aber das tat er nicht. Er wirkte gereizt. »Wir können Nadelzangen benutzen«, sagte

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