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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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er.
    »Das würde gehen«, meinte Tobias, »aber dann dauert es länger.«
    »Sechs Minuten«, sagte Shepherd.
    »Du musst uns mehr Zeit geben«, beharrte Tobias.
    »Ich kann nicht mehr Zeit erfinden«, sagt Shepherd. »Du machst es in sechs – es sei denn, du willst das ganze Ding sabotieren, Blanchard.«
    »Oh, richtig«, sagte Tobias und sein Zorn flammte auf. »Ich hab ja ganz vergessen, dass ich ein Babelite bin. Und Cruse ist zu jung und kann den Druck nicht aushalten. Gibt es eigentlich irgendjemanden, dem du was zutraust, Shepherd, du arroganter Scheißkerl?«
    Shepherds normalerweise gelassenes Gesicht wurde dunkel vor Wut, er stieß sich ab und bewegte sich auf Tobias zu.
    Eilig warf ich mich dazwischen. »Hört auf damit!«, schrie ich. »Das ist es, was sie wollen. Genau das wollen die Babelites. Sie wollen, dass wir uns streiten und anfangen, uns gegenseitig zu bekämpfen. Die brauchen keine Bombe in unser Schiff zu bringen, um uns scheitern zu lassen. Sie müssen es nur schaffen, dass wir uns gegenseitig misstrauen.«
    Dr. Turgenev nickte mir anerkennend zu.
    »Also gut«, sagt Tobias schwer atmend.
    Shepherd sagte einen Augenblick nichts. »Für den Zündungsvorgang können wir ein paar Minuten anhängen«, meinte er dann. »Die stehle ich woanders zusammen. Ziehen wir nun unsere Handschuhe an, legen die Werkzeuggürtel um und machen unsere Sache gut. Die Uhr läuft.«
    Nach ein paar weiteren Durchgängen musste sich Tobias auf der Brücke zum Dienst melden. Ich hatte noch eine Stunde vor meiner Schicht und steuerte meine Kabine für eine kurze Pause an. Im Korridor von Deck A trieb ein Briefumschlag entlang. Es war keineswegs ungewöhnlich, Gegenstände herumtreiben zu sehen – manchmal auch ziemlich eigenartige Dinge. Einmal hatte ich Sir Hugh in seinem Schlafanzug und tief schlafend durch Deck A treibend vorgefunden. Vermutlich hatte er vergessen, sich in seiner Koje festzuschnallen.
    Ich schnappte den Umschlag und sah Kates Name darauf geschrieben. Doch nicht nur ihren Namen, sondern die Worte Für meinen Liebling Kate . Es war nicht meine Handschrift.
    Ich hätte es nicht tun sollen, aber ich tat es: Ich steckte den Umschlag in die Tasche und eilte in meine Kabine. Ich hatte sie für mich alleine, schaltete das Licht an und holte den Brief heraus. Da der Umschlag bereits aufgeschlitzt war, musste Kate den Brief schon gelesen haben. Dicht unter der Decke schwebend, zog ich das cremefarbene Blatt Papier heraus, faltete es auseinander und las:
Liebste Kate,
ich wollte, dass Du Diesen Brief erst öffnest, wenn Du Dich eingeschifft hast, damit Du auf Deiner historischen Expedition eine Erinnerung an mich hast. Hier ist ein Foto von mir, das nicht so schlecht ist und vielleicht helfen kann, Dir bei Deinen einsamen Nächten im Weltraum Gesellschaft zu leisten.
    Ich schluckte meine Eifersucht hinunter und blickte auf das kleine sepiafarbene Porträt von ihm. Er blickte in die Kamera, den Kopf so geneigt, als habe er ein paar sehr anregende Gedanken. Die Kamera ließ ihn klüger und hübscher aussehen, als er war. Ich wandte mich wieder dem Brief zu:
Mein Liebling, ich muss einfach noch einmal sagen, dass Du mich mit Deinem Einverständnis, meine Frau zu werden, zum glücklichsten aller Männer gemacht hast. Ich muss gestehen, dass ich Dich aus der Ferne schon jahrelang bewundert habe. Ich bin schrecklich traurig, dass Du so schnell nach unserer Verlobung fortgehen musst, doch ich weiß, wie wichtig diese Expedition für Dich ist, und wollte das um alles in der Welt nicht verhindern, meine Süße.
    Bei seinen Kosenamen wurde mir fast schlecht. Er schrieb mit einer Leidenschaft, die ich nicht erwartet hatte. Es war klar, er war völlig vernarrt in sie.
Lass mich auch sagen, liebste Kate, dass ich höchsten Respekt vor Deinen beruflichen Ambitionen habe. Ich selbst bin schon seit Langem vom Geheimnisvollen und Unbekannten fasziniert. Wie wundervoll, zu wissen, dass ich eine Seelenverwandte gefunden habe, mit der ich diese verlockenden Reiche erforschen kann. Sei versichert, dass keins Deiner Interessen mich abschrecken kann und dass ich mich danach sehne, Dich auf Deinen geheimen nächtlichen Ausflügen zu begleiten.
    Nächtliche Ausflüge? Der Kerl dachte tatsächlich immer noch, Kate würde herumschleichen und Gräber ausrauben! Ich verfluchte mich selbst dafür, dass ich seinen Kopf mit diesen wilden Vorstellungen gefüllt hatte.
Jetzt aber zum wichtigsten Teil meines Briefes. Am Abend vor deiner

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