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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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von der Erde aus zu starten. Vorsichtig manövrierte ich mich mit einem Stoß komprimierter Luft die Außenwand des Gegengewichts entlang zur Eingangsluke.
    Ich hatte keine Uhr, und jeder Augenblick hier draußen nahm mich so in Anspruch, dass ich jedes Zeitgefühl verlor. Tobias war unsere Uhr, er gab alle fünf Minuten die Zeit durch, und dazwischen schienen manchmal Ewigkeiten zu liegen und dann wieder kaum mehr als ein paar Herzschläge.
    »Wir sind an der Luke«, sagte der Kapitän, als wir uns an der Außenwand gesichert hatten.
    »Das ist sehr gut«, kam es jetzt von Dr. Turgenev. Er hatte es geschafft, unsere Radioverbindung so zu erweitern, dass er sich mit uns von der Brücke aus verständigen und uns Anweisungen geben konnte, sobald wir im Inneren waren. »Sie sind drei Minuten vor Zeitplan.«
    »Auf geht’s«, sagte der Kapitän.
    Die Luke glich nicht exakt unserer Frachtluke, war aber auch nicht allzu unterschiedlich. Die Handgriffe waren das Problem. Sie befanden sich an anderen Stellen, und ich brauchte einige Zeit, um mich in eine geeignete Arbeitsposition zu bringen. Als ich dann meine Werkzeuge richtete, spielte die Sphärenmusik in einigen geheimen Bereichen meines Kopfs und beruhigte mich. Ich arbeitete beständig, ohne zu reden, ohne an irgendetwas sonst zu denken außer an die nächste Bewegung meines Körpers. Ich war der Meinung, es recht gut zu machen – bis ich Tobias die Zeit sagen hörte und merkte, dass ich im Zeitplan fast schon zurücklag.
    Ich blickte zu Kapitän Walken, der an seiner letzten Schraube arbeitete – ich selbst war gerade erst mit meiner zweiten fertig und hätte fast auch noch den Steckschlüssel verloren.
    »Ganz ruhig, Mr Cruse«, sagte er. »Sie machen das gut.«
    Ich verdrängte meine Enttäuschung und machte weiter. Während der ganzen Zeit vergaß ich nicht, dass die Zeit verging, auch wenn ich nicht wusste, wie schnell oder langsam. Als meine letzte Schraube endlich davontrieb, hätte ich fast gejubelt.
    Der Kapitän zerrte am Griff und ich drückte. Die Lukentür sprang nach innen auf und schwang in ihren Scharnieren zurück bis an die Wand.
    »Die Luke ist offen«, meldete der Kapitän.
    »Sie sind fünf Minuten hinten dran. Ist nicht schlecht«, sagte Dr. Turgenev.
    Meine Gliedmaßen waren vor Erschöpfung etwas zittrig. So lange war bisher noch keiner von uns draußen gewesen. Am äußeren Rand meines Visiers schlug sich Dampf nieder und fing an zu gefrieren.
    »Wir gehen hinein«, sagte der Kapitän.
    Der feste Griff der Klaustrophobie packte mich. Der Lukendurchgang war eng und innen war es vollkommen dunkel. Der Kapitän ging als Erster, und ich folgte ihm, wobei ich unsere Nabelschnüre noch einmal überprüfte. Ich war dankbar für die Helmlampen, die kräftiges Licht abgaben.
    Als wir uns in das Gegengewicht hineinbegaben, war mir, als würde man zufällig auf etwas aus einer anderen Zivilisation stoßen, auf eine Kathedrale, eine Fabrik oder einen riesigen Raum, der angefüllt war mit Dingen, die man noch nie zuvor gesehen hatte. Im Inneren befand sich eine gewaltige Anlage von Kabeltrommeln, ein kompliziertes Arrangement aus Zahnrädern und mächtigen festgeschweißten Zylindern, einer über dem anderen, um Tausende von Meilen des Sternenkabels aufzunehmen. Jetzt waren die meisten Trommeln leer, doch rund hundert Fuß über mir, nahe der Spitze des Gegengewichts, sah ich einige Trommeln mit dichten Reihen aufgewickeltem Sternenkabel.
    »Ich sehe noch Kabel«, sagte ich total erleichtert. Dr. Turgenev hatte recht. Das Gegengewicht war nie hoch genug gestiegen, hatte nie die volle Länge des Kabels ausgespult. Noch immer war Kabel da und wartete nur darauf, eingesetzt zu werden.
    »Ja, ist gut«, sagt Dr. Turgenev, ohne überrascht zu klingen. Seine Sachlichkeit beruhigte mich. Vielleicht konnte unser Plan ja doch aufgehen.
    »Und jetzt«, sagte er, »bitte Steuerkonsole finden.«
    Aus den Plänen wusste ich, dass sich die Konsole nicht weit von der Zugangsluke befinden musste. Ein schmaler Steg war innen an der Wand angebracht, und der Strahl meiner Lampe fiel dann tatsächlich auf eine riesige Steuerkonsole, die ungefähr zwanzig Fuß lang sein musste. Als wir uns darauf zubewegten, überprüfte ich immer wieder unsere Nabelschnüre auf genügend freies Spiel hinter uns, denn hier drin konnten sie allzu leicht irgendwo hängen bleiben.
    »Wir sind an der Konsole«, sagte der Kapitän.
    Es gab keine ordentlichen Fußhalterungen, und so mussten wir

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