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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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nickte. »Ich habe ihr erzählt, wie Sie beinahe Sir Hugh Snuffler durch einen Stromschlag getötet haben. Miss Karr fand das ungeheuer erheiternd. Und für Ihre Piratenabenteuer, Mr Cruse, hat sie sich sehr interessiert. Ich hoffe, Sie beide können sie so bezaubern, dass sie unterschreibt. Wir werden sie morgen in Victoria besuchen. Ich habe gedacht, wir laden sie zum Essen ins Empress ein. Wer mag es nicht, im Empress zu speisen, eh?«
    »Victoria?«, fragte Miss Simpkins.
    Mr Lunardi wandte sich an die Anstandsdame. »Nur ein Hopser über die Pfütze. Aber keine Angst, Miss Simpkins, wir wollen Ihre Sonntagspläne nicht durchkreuzen. Mrs Lunardi wird uns begleiten, sodass Kate in guter Obhut ist. Ich bin sicher, dass ihre Eltern nichts dagegen haben.«
    »Natürlich nicht«, sagte Kate.
    Der Sonntag war mein einziger freier Tag, und ich hatte meiner Mutter und meinen Schwestern versprochen, den Tag mit ihnen zu verbringen. Doch wie konnte ich Mr Lunardi zurückweisen? Und ganz gewiss wollte ich nicht, dass Kate wegen Miss Karr ihren Platz verlor.
    »Ausgezeichnet«, sagte Mr Lunardi. »Wir treffen uns morgen um neun Uhr am Jachthafen.«
    Es kam nicht so oft vor, dass ich mit einem Boot fuhr. Boote waren als Passagierfahrzeuge nicht mehr so gefragt, nicht, wenn man schneller durch den Himmel reisen konnte. Doch es war ein wunderbares Gefühl, auf Otto Lunardis eleganter Jacht über die Meerenge von Georgia zu gleiten. Auf der Steuerbordseite befanden sich die Gulf-Inseln. Die olympischen Berge erhoben sich am südlichen Horizont. Ich konnte verstehen, warum Seemänner eine solche Leidenschaft für das Meer empfinden.
    Mr Lunardi hatte eine kleine Crew für die Jacht, aber weil er es liebte, das Boot selbst zu steuern, befand er sich auf der Brücke mit einer verwegenen Kapitänsmütze auf seinem kahlen Schädel. Mrs Lunardi beriet sich mit dem Chefsteward über irgendeine neue Dekoration für die Hauptkabine, sodass Kate und ich uns selbst überlassen waren, die Sonne auf dem Achterdeck zu genießen.
    »Es ist schön, einmal wegzukommen«, sagte Kate mit einem zufriedenen Seufzer. »Praktisch überall in Löwentorstadt, wohin ich auch gehe, ist jemand, der meine Familie kennt. Ich komme mir vor wie eine Labormaus. All diese blöden Fragen, wie es mir in Paris gehe und wann ich für immer wieder nach Hause komme. Und ob ich den und den angerufen oder ob ich den, wie auch immer er heißt, getroffen hätte.«
    »Hat dein zukünftiger Gatte dich angerufen?«, fragte ich scherzend, doch ich beobachtete sie genau.
    »Wer?«, fragte sie. »Oh, du meinst George Sanderson.«
    »Ich hab gedacht, er würde James heißen.«
    Sie zuckte zusammen. »Richtig, James. Für mich sieht er aus wie ein George. Oje, ich hoffe, ich habe ihn nicht mit George angesprochen. Und ja, er kommt ständig. Jeden Tag.«
    »Wirklich?«, fragte ich. Das war alarmierend.
    Kate sah mich streng an. »Was war das überhaupt, von wegen Tote in Paris ausbuddeln?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Nur ein kleiner Scherz. Ich fand, ich sollte ihn ein bisschen von dir abschrecken.«
    »Na, das Gegenteil hat es bewirkt. Er scheint total scharf auf mich zu sein. Ständig erzählt er mir diese scheußlichen Geschichten von Missgeburten und toten Dingen, die zum Leben erweckt wurden.«
    »Ich kann’s nicht fassen, dass das nicht hingehauen hat«, brummte ich. »Er kommt wirklich jeden Tag?«
    »Und was noch schlimmer ist, meine Mutter hält ihn für einen richtig vornehmen Herrn.« Kate schüttelte den Kopf. »Übrigens, du hast mir nie erzählt, was deine Mutter von mir hält. Mag sie mich?«
    »Oh ja, sehr«, antwortete ich leichthin.
    Ich konnte spüren, wie sie mich scharf musterte und wollte ihren Blick nicht erwidern, weil ich Angst hatte, meiner würde zu viel preisgeben. Ihr Blick konnte wie eine Brechstange sein.
    »Was genau hat sie gesagt?«, insistierte Kate.
    »Was für eine wohlerzogene junge Dame du wärst. Wie schön du wärst. Solche Sachen.«
    »Sie mag mich nicht, stimmt’s?«
    Ich zwang mich, Kates stählernem Blick zu begegnen. »Warum sagst du das?«
    »Du klingst überhaupt nicht überzeugend.«
    »Aber doch«, sagte ich.
    »Du bist ein schlechter Lügner.«
    »Sie ist einfach nicht an Mädchen wie dich gewöhnt«, antwortete ich lahm.
    Kate bekam große Augen. »Mädchen wie mich? Oh, du meinst von der schnellen Art mit dem schlechten Ruf.«
    »Natürlich nicht.« Ich verzettelte mich immer mehr und fragte mich, wie ich aus diesem

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