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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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nicht besonders eitel, was ihr Haus betraf. Die Fenster wirkten ungeputzt und die Dachrinne musste ausgebessert werden. Vom Giebel blätterte Farbe.
    Mr Lunardi hielt das Tor für Kate und mich auf, dann trat er zurück.
    »Sie kommen nicht mit uns?«, fragte ich.
    Schnell schüttelte er den Kopf. »Ich muss sie wohl verärgert, ihre künstlerische Empfindsamkeit verletzt haben oder so etwas. Bei meinem letzten Besuch hat sie ihren Hund auf mich gehetzt und ihre Meerschweinchen auch. Sie werden ohne mich mehr Glück haben. Wir warten hier. Schreien Sie, wenn Sie Hilfe brauchen.«
    Kate und ich gingen den Weg hinauf. »Meerschweinchen können ziemlich wild werden«, sagte sie und wir kicherten.
    Ich klopfte an die Haustür, die einen Augenblick später von alleine aufging. Ich brauchte einige Sekunden, bis mir klar wurde, dass ein Affe sie geöffnet hatte.
    Es war ein winziges Kerlchen, nicht größer als ein Fuß. Er trug einen Seemannsanzug, hatte lange Koteletten und sah aus wie ein sehr kleiner und sehr alter britischer Admiral. Erwartungsvoll blickte er uns an. Ich schaute zu Kate und wusste nicht, was ich tun sollte.
    Sehr langsam sprechend sagte Kate: »Guten… Morgen. Wir… sind… hier, um… Miss… Karr… zu… besuchen.«
    Der Affe blickte sie mit ernstem Gesicht an.
    »Du sprichst mit dem Affen?«, fragte ich.
    »Na, er sieht doch ziemlich intelligent aus«, erwiderte sie.
    Die Tür ging etwas weiter auf, und der Affe trippelte zurück, als würde er uns einladen hereinzukommen. Wir zögerten, doch der kleine Kerl schnatterte so eindringlich, dass wir in die Diele traten.
    »Hallo, Miss Karr?«, rief ich.
    Es kam keine Antwort. Ich spähte in das Wohnzimmer – oder was ich für das Wohnzimmer hielt. Das war schwer zu beurteilen, weil es darin nur so wenige Möbelstücke gab. Dann blickte ich hoch und sah, dass alle Stühle an Seilen von der Decke baumelten.
    »Oh, davon habe ich gelesen«, flüsterte Kate. »Sie hasst Besucher und lässt die Stühle nur runter, wenn sie will, dass man bleibt.«
    Ich nickte. »Das ist völlig plausibel.«
    Der Affe bombardierte uns mit weiterem Geschnatter, und dann trippelte er weiter in das Haus hinein, wobei er sich immer wieder umblickte, um sich zu vergewissern, dass wir ihm auch folgten.
    »Er scheint zu wissen, was er will«, sagte Kate.
    Das Hinterzimmer des Hauses war riesig und hatte eine hohe Decke, die bis in den Giebel reichte. Sonnenschein strömte durch die Oberlichter und die großen Fenster. Das musste Miss Karrs Fotoatelier sein, denn hier standen große Lampen auf Ständern, Schirme mit silbriger Unterseite und große Kameras auf kräftigen Stativen.
    An den Wänden befanden sich, nachlässig aufgehängt, einige von Miss Karrs berühmtesten Fotografien. Da war der Premierminister, der auf dem Kuhfänger des ersten Zuges durch die Rocky Mountains saß. Da war unser Parlamentsgebäude nach einem Wintersturm in Eis eingehüllt und glitzernd wie ein Feenpalast. Und da waren die Eisbären von Churchill, die aufgereiht dasaßen und vor sich hinblickten wie gelangweilte Kinder in einer Kirchenbank. Aber wo war Miss Karr?
    Der Affe trippelte hinaus in den Garten, der mehr wie ein Zoo aussah. Durch die Glastüren konnten wir alle möglichen Vogelkäfige sehen und Hunde, Ratten, Katzen und Meerschweinchen, die umhertollten.
    Und da saß Miss Karr im Schatten eines Erdbeerbaums hinter einer kleinen Staffelei und malte. Sie war eine kräftig wirkende Frau von Anfang vierzig in einem formlosen, fleckigen Kittel. Auf dem Kopf trug sie ein ziemlich merkwürdig aussehendes Haarnetz mit einem Band um die Stirn. Der Affe sprang ihr auf die Schulter und deutete lebhaft zurück zum Haus.
    Miss Karr drehte sich um und starrte uns an, legte schnell den Pinsel weg, nahm das Bild von der Staffelei und knallte es mit der bemalten Seite nach unten auf einen Tisch. Dann stapfte sie, den Affen auf ihrer Schulter, auf das Haus zu.
    »Findest du, dass sie wütend aussieht?«, fragte Kate besorgt.
    Ich nickte. »Ja, würde ich schon sagen.«
    Miss Karr kam mit großen Schritten in das Atelier und funkelte uns an. »Wer sind Sie?«, wollte sie wissen.
    »Miss Karr«, sagte ich nervös, »ich bin Matt Cruse und…«
    »Ja, ja«, sagte sie ungeduldig und schwenkte die Hand.
    »Und ich bin Kate de Vries«, sagte Kate. »Mr Lunardi hat uns gebeten …«
    »Parasitärer kleiner Rüsselkäfer«, murmelte Miss Karr.
    Ich blickte Kate an und hoffte, sie würde Miss Karr nicht

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