Sternenjagd
nicht in Gefahr, oder? Der Feind ist nicht mehr in der Nähe! Also befinden wir uns auch nicht in Gefahr – und deshalb muß ich Korie seine Suche fortsetzen lassen, damit es im Logbuch gut aussieht. Wir müssen etwas tun, damit wir gut aussehen…«
»Sie haben Angst vor ihm«, konstatiert Leen plötzlich. »Sie haben ebenfalls Angst vor Korie.«
Der Kapitän verstummt schlagartig.
»Es stimmt nicht wahr?«
Brandts Reaktion bestätigt Leens Befürchtungen. Der Kapitän öffnet den Mund zu einer Entgegnung. Er schließt ihn wieder. Er senkt den Blick. Er sieht zu Boden, zur Wand, an die Decke…
Leen ist schockiert. »Ich wußte es…«, flüstert er. »Die Mannschaft sagt es schon die ganze Zeit aber ich… ich wollte es nicht glauben. Ich wollte nicht wahrhaben, daß…«
Die Augen des Kapitäns blicken ins Leere. Er zwingt sich zurück in die Wirklichkeit. Er versucht es zumindest…
»Kapitän…« Leen erhebt sich. »Es… es tut mir leid. Ich wollte nicht…Ich meine, ich… ich…« Aber es ist zu spät. Die Scherben sind zu weit verstreut.
Brandt murmelt leise vor sich hin. »Ich bin der Kapitän. Ich werde tun, als hätte ich nicht gehört was Sie gesagt haben. Ich werde so tun, als hätte ich nicht…« Er dreht sich um, öffnet die Tür, »… nicht gehört was Sie…« Er tritt hindurch, und sie gleitet hinter ihm ins Schloß.
Leen starrt mit ungläubigen Blicken hinter ihm her. »Verdammte Bande! Verdammte Bande. Verfluchter elender Hurensohn… arschkriecherische, braunnäsige, heuchlerische, scheißköpfige Mistkerle. Verdammt sollen sie sein, alle miteinander.«
So geht es noch eine ganze Weile weiter.
Kapitel 25
MEMO
VON: Feldmarschall Farrall
AN: Vizeadmiral Harshlie
Lieber Joe,
ich habe gerade Ihren Bericht über den Unfall auf der Roger
Burlingame gelesen. Wirklich sehr besorgniserregend.
Natürlich werden wir eine sorgfältige Untersuchung durchführen. Ich würde es begrüßen, wenn ich die Bänder mit den Zeugenaussagen sowie einen detaillierteren Bericht von Ihnen erhalten könnte. Bitte erledigen Sie das so rasch wie möglich.
Wir haben in einer Hinsicht Glück daß die Situation sich - dank des raschen Handelns zumindest eines der Offiziere an Bord – nicht noch verschlimmert hat. Ich schließe mich Ihrem Vorschlag an, den Mann zu belobigen.
Ich bin genau wie Sie der Meinung, daß der ganze Zwischenfall möglichst bald in Vergessenheit geraten sollte – es wäre nicht gut für die allgemeine Stimmung, und die Lage zu Hause ist so angespannt daß ein Unfall wie dieser nicht gut aufgenommen würde.
Ach so, bitte seien Sie so gut und schicken Sie ein Memo an alle anderen noch operierenden Schiffe der F-Klasse hinaus, in dem Sie die technischen Einzelheiten des Unfalls erläutern. Betonen Sie die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen, um eine Wiederholung zu verhindern. Ein Toter reicht um Himmels willen!
Stephen.
Kapital 26
So, wie wir einzelne Individuen der Psychoanalyse unterziehen, um sie von ihren Neurosen zu befreien, so sollten wir auch auf einer globalen Ebene vorgehen. Wir sollten die Verhaltensmuster und Charakteristika der gesamten menschlichen Spezies analysieren. Ich will erreichen, daß Homo sapiens auf diese Weise ein Bewußtsein als Rasse entwickelt.
Wenn wir das versäumen, dann werden wir durch das Gitter der Geschichte fallen, indem wir damit fortfahren, unsere selbstzerstörerischen Spiele von blinder Aggression zu spielen. Von Aggression des Individuums gegen das Individuum, von Aggression von Gruppen gegen Gruppen. Nationen gegen Nationen, Planeten gegen Planeten, bis wir schließlich, am Ende, die gesamten Rasse zerstreut und in genetischem Chaos vernichtet haben, weil sie zu sehr in ihren schizophrenen Spielen verstrickt war, um nach oben zu blicken und zu sehen, daß Gott kein Zustand ist in dem alle Menschen geboren werden, sondern einer, den zu verdienen sich die gesamte Menschheit anstrengen muß
JARLES ›FREIFALL‹ FERRIS,
PHILOSOPHIE UND ELEKTRIZITÄT
Korie sitzt allein für sich in der Messe; sein Platz ist für gewöhnlich in der Ecke, abseits vom Lärm und Geklapper der Essensausgabe. Im allgemeinen läßt ihn die Mannschaft allein, zieht sich so weit an die gegenüberliegende Wand zurück wie möglich. Aber an diesem Morgen ist der einwöchige Arrest von Decksmann Wolfe zu Ende, und er kehrt zum Dienst zurück. Als er die Messe betritt tut er dies mit einer Selbstgefälligkeit die zu verbergen er sich erst gar
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