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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Aufklärungsmissionen der letzten dreitausend Jahre suchen und vielleicht wissenschaftliche Daten aus unschuldigeren Zeiten aufspüren, in denen man Chandra noch als astrophysikalisches Wunder, aber nicht als militärisches Ziel betrachtet hatte. »Mit den Quagmiten und den Xeelee haben wir bereits zwei Schichten des Lebens aus ganz verschiedenen kosmischen Epochen gefunden – und eine dritte, wenn man uns einschließt! Ich frage mich allmählich, was sich noch in Chandras ineinander verschachtelten Schichten verbirgt und der Entdeckung harrt. Vielleicht ist dort drin noch mehr Leben zu finden, noch älteres und fremdartigeres Leben, das vielleicht sogar die Singularität selbst durchdringt.
    Wir wissen so wenig«, sagte er, »auch heute noch. Wenn man auf die Theorien der Alten zurückblickt, erkennt man ihr Bemühen, die Dinge zu verstehen. Ihre Physik hat es ihnen beispielsweise ermöglicht, ein schwarzes Loch zu erkennen und in groben Zügen zu beschreiben. Aber ihre Wissenschaft bot ihnen nicht das erforderliche Rüstzeug, um zu begreifen, was es ist. Manches, wozu wir heute imstande sind, wäre den Alten unmöglich erschienen, als würden wir den Gesetzen der Physik trotzen! Aber man muss sich fragen, wie unvollständig unsere eigenen kostbaren Theorien sein mögen.«
    Pirius achtete sorgfältig darauf, seine ausdruckslose Miene beizubehalten. Torecs Hand lag warm in der seinen, und er träumte mit offenen Augen von anderen Dingen.
     
    Nach einer Woche veranstaltete Nilis seinen »Showdown« mit Marshal Kimmer in einem Besprechungsraum im Offiziersland. Pirius und Torec wurden dazugebeten.
    Der Marshal war dünn wie eine Messerklinge und unglaublich groß, so groß, dass er sich außerhalb des Offizierslands bücken musste, damit sein kahler Schädel nicht an der Decke kratzte. Seine Wangenknochen waren so spitz, dass es den Anschein hatte, als durchbohrten sie seine Haut, und sein Mund war fast schon unsichtbar klein. Aber seine Augen waren weltraumfeste Implantate, Andenken ans Schlachtfeld.
    Sie verbargen Kimmers Gesichtsausdruck vollständig, und das war vielleicht auch beabsichtigt.
    Der Marshal nahm Pirius’ Anwesenheit nicht einmal zur Kenntnis, als existierte der Ensign gar nicht. Pirius vermutete, dass es in Anbetracht seines zukünftigen Verbrechens offiziell auch so war.
    Nilis eröffnete die Besprechung mit einer stümperhaften Darstellung der neuesten Inkarnation seines Projekts Hauptradiant und dessen geplanter Durchführung. Die operativen Details tüftelte er derzeit in Zusammenarbeit mit Darc, Torec, Pirius und anderen aus. Nilis schilderte, wie eine Staffel modifizierter Grünschiffe hinter einem einzelnen, sorgfältig ausgewählten Steinbrocken – dem so genannten Orion-Stein –, der als Deckung dienen sollte, in den Hohlraum fliegen würde.
    Commander Darc saß neben Nilis. Pila, Minister Gramms Beraterin und jetzige Vertreterin im Kern, war ebenfalls zugegen. Sie saß schweigend da, und man merkte ihr an, dass sie nicht gern hier war; sie schien die Basis, den Kern und das ganze schmutzige Geschäft des Krieges mit äußerster Verachtung zu betrachten. Pirius und Torec waren ebenfalls da; sie saßen unbeholfen am Tisch und hofften, dass niemand von ihnen Notiz nehmen werde.
    Marshal Kimmer ließ den Vortrag regungslos und ausdruckslos über sich ergehen. Er hatte diverse Berater mitgebracht, die hinter ihm saßen und miteinander flüsterten.
    Endlich kam Nilis zum Schluss, zur allgemeinen wie auch seiner eigenen Erleichterung. Er löste sein letztes virtuelles Bild mit einer Handbewegung auf, setzte sich und wischte sich mit dem schmutzigen Ärmel seines Gewands den Schweiß von der Stirn. »Sie haben das Wort, Marshal.«
    Der Marshal schwieg noch einige Herzschläge lang. In seiner Miene gewitterte es. Pirius wagte nicht einmal zu atmen.
    Als der Marshal zu sprechen anhob, war seine Stimme so leise, dass Pirius ihn kaum hören konnte. »Mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe. Sie wollen zwanzig Grünschiffe.«
    »Eine vollständige Staffel von zehn Schiffen, ja, dazu Reserveschiffe und noch ein paar für die Entwicklung und das Training…«
    »Zwanzig Schiffe. Und das ist noch nicht alles. Da wären auch noch die Besatzungen sowie die Ersatzcrews. Und das Bodenpersonal. Dazu alle erforderlichen Einrichtungen, um diese Schiffe mit Ihren Geräten auszurüsten und die Besatzungen in deren Umgang auszubilden. All diese Ressourcen soll ich für den wirren Plan eines direkten

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