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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Ostvel wunderte sich darüber, begriff dann aber, dass ein solcher Angriff sicher die Wüstentruppen aus ihrer Garnison gebracht hatte, die sich zu jener Zeit unterhalb von Feruche befand. Alles, was Ianthe Rohan wissen lassen wollte, musste sie nur dem Kommandeur erzählen, der es seinem Prinzen weitergeben würde.
    Genau so war es gewesen, als im Jahre 704 Drachen über Feruche geflogen waren; nichts wäre besser geeignet gewesen, Rohan an irgendeinen Ort zu locken, als die Möglichkeit, Drachen zu sehen. Als er damals nach Feruche geritten war, hatte Ianthe ihn gefangen genommen.
    Weitere Dokumente befassten sich mit Segevs Geburt, der anschließenden Enthaltsamkeit von Ianthe und ihrem Plan, Rohan aus Stronghold herbeizulocken, indem ihm von den Drachen berichtet wurde. Ostvel nickte; seine Vermutung war also richtig gewesen. Ihre Absicht war ganz offensichtlich gewesen, dass jeder in Feruche wissen sollte, dass das Kind, das sie trug, von Rohan war; ihre Briefe an ihren Vater strotzten vor Stolz und Zufriedenheit. Aber ahnte irgendjemand, dass es sich bei diesem Kind um Pol gehandelt hatte? Er hielt den Atem an, als er auf ihren letzten Brief stieß.
    Es geht das Gerücht, Sioned sei schwanger – wenngleich ich keine Anzeichen davon bemerkte, als sie mein Gast war. Ich hoffe, einer meiner Wächter ist Vater dieses Kindes – habe ich Dir eigentlich Einzelheiten mitgeteilt, wie oft sie ihr Gesellschaft geleistet haben? Sollte ich das vergessen haben, erinnere mich daran, es Dir persönlich zu berichten. Hast nicht auch Du sie eine Zeit lang begehrt? Dann muss es für Dich doch höchst befriedigend sein, ihre Schande mitzuerleben. Wie sehr sie auch jammert, es wird mein Sohn sein und nicht der ihre, der Rohans anerkannter Erbe sein wird. Schon bald werde ich den künftigen Hoheprinzen in den Armen halten, und alle werden wissen, dass es sich bei ihm um Deinen Enkel handelt. Er wird über die Wüste herrschen, wenn wir Rohan, Maarken, Andry und Sorin aus dem Weg geräumt haben – und jeden anderen, der entweder Land beansprucht oder ihm im Wege steht. Ich werde Dir nach der Geburt unseres kleinen Augensterns wieder schreiben. Und wer weiß – vielleicht erbt er sogar die Lichtläufergabe, die in Rohans Familie ja vorkommt!
    Merkwürdig, überlegte er, dass Ianthe jenes Wort gewählt hatte, das Sioned zum Namen des Kindes gemacht hatte. »Pol« bedeutete »Stern«. Noch einmal griff Ostvel in die Truhe. Sie enthielt jetzt nur noch ein Stück zerrissenes Pergament, auf dem in Roelstras Schrift die Worte standen: Geboren von meiner Tochter Ianthe, ein Sohn, mein Enkel, Erbe der Prinzenmark und der Wüste, der nächste Hoheprinz. Möge er einhundert Winter leben und in jedem davon einen Feind vernichten – vor allem seine älteren Brüder.
    Ostvel schauderte. Welch ein Vermächtnis für ein Kind. Ein Vermächtnis, das Pandsala zu erfüllen versucht hatte, bis hin zum Planen der Ermordung ihrer Neffen, der Halbbrüder von Pol.
    Aber sie lebten noch. Man musste sie finden und die Bedrohung durch sie auslöschen. Sie waren zu gefährlich. Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen – der sanften Danladi, der ruhigen Naydra, der feigen Moria und Moswen – waren Roelstras Nachkommen allesamt arrogant, ehrgeizig und hinterhältig. Dreizehn der Schwestern waren tot, aber noch lebte eine, die definitiv die Tochter ihres Vaters war.
    Chiana war endlich wirklich eine Prinzessin. Ihre Ehe mit Halian von Meadowlord hatte dieser einst machtlosen und damit eigentlich harmlosen Frau gezeigt, was es hieß, ein Prinzentum zu regieren. In den zurückliegenden zwei Jahren schon hatte Chiana so viel von der Macht ihres Gatten an sich gerissen, wie sie nur konnte. Wenn Clutha starb, würde sie herrschen, nicht Halian. Ostvel vermutete, dass sie nicht ruhen würde, bis ihr im vergangenen Frühjahr geborener Sohn Hoheprinz war. Obwohl alle Töchter von Roelstra jeglichem Anspruch auf die Prinzenmark für sich selbst und ihre Nachkommen abgeschworen hatten, konnte Chiana immer behaupten, damals noch ein Kind gewesen zu sein, das nicht verstanden hatte, was es unterzeichnete.
    Die Göttin mochte ihnen allen beistehen, wenn sie oder irgendwer sonst jemals herausfand, dass Pols Recht sich aus Roelstras Blut ableitete, nicht nur aus Rohans Eroberung. Im Geiste zählte Ostvel noch einmal auf, wer Bescheid wusste: er selbst, Rohan, Sioned, Chay, Tobin, Myrdal und ein Diener in Stronghold. Nicht einmal Andrade hatte es gewusst. Und wenn es nach

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