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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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würde sagen, bis lange nach Monduntergang. Dann teilen wir uns jetzt wohl besser auf und bereiten uns auf den Sturm vor. Aber noch eines: Wenn Prinz Halian auch nur ein Härchen gekrümmt wird, lasse ich den Schuldigen hängen. Seine Hoheit muss eine Menge Fragen beantworten, und ich wünsche, dass er in der richtigen Verfassung dazu ist.« Er blickte zu Ostvel hinüber. »Richtig, Herr?«
    »Einverstanden.« Ostvel wandte sich um, als ein Knappe herbeikam und ihm ein Schwert reichte. Er schüttelte den Kopf. »Ich bleibe im Hintergrund, wenn es Euch recht ist. Ich war noch nie sehr gut im Umgang mit einem Schwert.«
    »Ich habe es anders gehört«, erklärte der Kommandeur. »Wir wissen von der Schlacht um Stronghold.«
    »Das ist viele Jahre her.«
    Laroshin grinste ihn an. »Wie alt ist Euer jüngerer Sohn? Noch nicht ganz zwei?«
    Ostvel musste lachen. »Erfolg mit dem Schwert hat nichts zu tun mit dieser Sorte!«
    »Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Mann, der das eine mit ausgezeichneten Erfolgen einsetzt, auch nicht zu alt ist, das andere zu benutzen.«
    »Nun, wenn Ihr es so ausdrückt …« Er akzeptierte die feine Klinge, prüfte Gewicht und Balance und nickte zufrieden. Das kleine Wortgefecht war ein gutes Gegengewicht für die Nervosität der Soldaten gewesen. Genau aus diesem Grund hatte Ostvel mitgespielt. Eigentlich kam es einem Selbstmord gleich, mit nur achtzig berittenen Soldaten, derselben Anzahl Bogenschützen und Lichtläuferfeuer gegen eine Armee von mehreren hundert vorzugehen. Aber Überraschung war schon immer eine nützliche Waffe. Er hoffte, dass die Göttin interessiert genug, amüsiert genug oder ausreichend beeindruckt von diesem verrückten Vorhaben sein würde, um es nach Kräften zu unterstützen.
    Als die Monde über den Hügeln verschwanden, war alles bereit. Ostvel blickte zu den Sternen hoch und erinnerte sich noch einmal an die Nacht nach Pols Geburt. Er hatte in einer Nacht ohne Monde am Rand von Skybowls Krater gekniet und hatte zugehört, wie Sioned das Kind benannte: nach den Sternen selbst. Er hatte das Gesicht des Kindes gesehen, als sie seine rohe Kraft zu Sternenlicht verwebte und sie Hunderte von Längen weit fortschickte, dorthin, wo Rohan mit Roelstra kämpfte. Er hatte das verängstigte Baby in den Armen gehalten, nachdem das Werk vollbracht war. Er hatte in diesem Augenblick begriffen, was Tobin, Sioned und er getan hatten, als sie dieses Kind von Rohan und Ianthe fortgenommen hatten. Und er hatte versucht, nicht daran zu denken, wie er sein Schwert in Ianthes Brust gebohrt hatte.
    Eines Tages würde Pol es herausfinden. Ostvel war dafür gewesen, ihm die Wahrheit zu sagen, solange er noch jung genug war, um flexibel wie ein Kind zu verstehen: »Wir wollten dich und liebten dich zu sehr um zuzulassen, dass sie dich uns vorenthält.« Aber jetzt war es zu spät für die einfache Liebe, wie sie ein kleiner Junge hätte verstehen können. Pol war jetzt ein erwachsener Mann. Die Erklärung, dass Rohan und Sioned ihn mehr geliebt und begehrt hatten als Ianthe, reichte nicht mehr aus. Er würde Politik und Macht sehen, würde schockiert sein von den Jahren der Täuschung und würde sich bis ins Innerste verraten fühlen.
    Man hätte es ihm vor langer Zeit schon erzählen sollen. Aber irgendwie wünschte sich Ostvel, dass die Rolle, die er selbst dabei gespielt hatte, niemals bekannt werden würde. Pol würde seinen Eltern und Tobin sicher schließlich vergeben. Aber Ostvel war sich nicht sicher, ob er je dem Mann verzeihen würde, der seine Mutter hingerichtet hatte.
    Ein Murmeln unter den wartenden Soldaten lenkte ihn zum Glück von seinen Gedanken ab. Er blickte zu dem Engpass hinunter und konzentrierte sich. Da – ein schwaches, gelbliches Glühen, eindeutig das helle Gold eines Lichtläuferfeuers.
    »Ha! Da ist es! Zu früh und aus der falschen Richtung für den Sonnenaufgang«, flüsterte Laroshin.
    Ostvel nickte und beobachtete fasziniert, wie das Leuchten langsam intensiver wurde. Und jetzt hörte man auch etwas: Rufe, kaum hörbar auf der nächtlichen Brise, und fernes Hufgetrappel. Er umfasste sein Schwert neu und sagte sich, dass sein Stoß mit dieser Klinge nicht mehr derselbe war wie früher, junger Sohn hin oder her. Er wurde in diesem Sommer fünfundfünfzig, nicht zwanzig. Er würde sich im Hintergrund der Schlacht halten, denn er wusste, dass Alasen ihm die Haut bei lebendigem Leib abziehen würde, wenn er auch nur einen einzigen Kratzer bekam. Er

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