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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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wollte nicht darüber nachdenken, was passieren würde, wenn er überhaupt nicht mehr heimkam.
    Pferde und Ponys stürzten jetzt in Panik durch den Engpass, und das Donnern ihrer Hufe prallte von den Felswänden zurück. Ostvel fuhr zusammen, als das erste ins Tal galoppierte, und sein Hengst aus Radzyn schnaubte, als er diesen Eindringling in seinen Bereich sah. Laroshin bedeutete seinen Soldaten, sie sollten sich noch zurückhalten. Sie würden warten, bis die Krieger selbst gelaufen kamen, gejagt von Feuer und Pfeilen. Aber das bedeutete ein langes, angespanntes Warten, und Ostvel fühlte, dass sich die Muskeln in seinen Schultern verkrampften.
    Die reiterlosen Pferde galoppierten in Panik vorüber. Sie würden wahrscheinlich erst stehen bleiben, wenn sie den See am oberen Ende des Tales erreicht hatten. Als ihre Hufschläge in der Ferne verhallten, gab es einen Augenblick fast so etwas wie Stille, durchbrochen nur von den Schreien von Männern und Frauen, die durch Pfeile verwundet worden waren. Dem Echo nach zu urteilen, hatten auch sie die Enge erreicht.
    »Wartet, wartet«, flüsterte Laroshin. »Wartet, bis sie den richtigen Punkt erreicht haben.«
    Die ersten feindlichen Truppen stolperten ins Tal, und dann folgten unzählige andere, die von Pfeilen und Feuer in die Falle gejagt wurden.
    »Wartet«, erklang der leise Befehl. »Jetzt dauert es nicht mehr lange. Seht euch das an, wir können sie einkesseln wie ein paar verirrte Schafe!«
    »Ich habe noch nie ein Schaf gesehen, das sein eigenes Schwert zur Schlachtbank mitgebracht hätte«, murmelte Chandar.
    Viele der fliehenden Soldaten trugen tatsächlich Waffen. Dass sie selbst in ihrer Panik ihre Schwerter ergriffen hatten, sprach für ihre Ausbildung. Obwohl er sich vorher alt genannt hatte, wurde Ostvels Blut jetzt heiß, als der Kampf bevorstand. Das Pferd unter ihm war für den Krieg gezüchtet worden und bebte vor Erregung.
    Nachdem sie nicht mehr von Pfeilen bedrängt wurden, blieb eine Gruppe der Eindringlinge stehen, um sich neu zu formieren. Eine der Frauen rief den anderen zu, sie sollten sich um sie sammeln. Ungefähr einhundert Soldaten und Soldatinnen formierten sich neu und schritten vorsichtig vorwärts.
    »Verdammt«, brummte Laroshin. »Wenn sie die zum disziplinierten Kämpfen bringt, dann wird der Rest sich ihnen anschließen, sobald sie eintreffen.« Er hob einen Arm. Das war das Signal zum sofortigen Angriff.
    Aber die Soldaten aus Meadowlord blieben plötzlich stehen. Sie brachen aus dem Verband aus und flohen kreischend zurück, nur um kopfüber mit der Hauptarmee zusammenzustoßen, die sich jetzt aus dem Engpass ergoss. Die Verteidiger beobachteten voll Staunen, wie Wogen von Menschen, die von Pfeilen, Feuer und Panik vorangetrieben wurden, gegen eine unsichtbare Mauer prallten und vor Entsetzen schreiend zurückwichen.
    »Was bei allen Höllen …?« Ostvel vergaß seine selbstauferlegte Zurückhaltung und trieb sein Pferd den Hang hinab. Chandar fluchte und folgte ihm, dann auch Laroshin und der Rest der Truppe. Aber es war keine Schlacht, in die Ostvel ritt. Heute Nacht würde es kein Blutvergießen geben.
    Er ritt näher und näher und starrte mit offenem Mund auf das Spektakel. Er ignorierte Chandars Bitte, sich wieder in Sicherheit zu begeben. Er war hier ebenso sicher wie in seinem eigenen Bett in der Felsenburg. Das Voranstürmen und das entsetzte Zurückebben faszinierten ihn. Es war so, als würden Männer und Frauen gegen eine große Glaswand geschleudert werden, die niemand durchbrechen konnte.
    Gefangen zwischen dem Angriff von hinten und der gespenstischen Barriere vor ihnen, brach die Armee aus Meadowlord zusammen. Die Verteidiger von Drachenruh mussten nichts weiter tun als zusehen.
    »Das Werk des Hoheprinzen?«, fragte Laroshin.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht.« Ostvel schaute nach oben. Keine Monde; nur Sterne, um damit zu arbeiten. Sterne, eine Diarmadhi -Quelle von Macht und Licht.

Kapitel 22
    Stronghold: Frühjahr, 34. Tag
    Der Sonnenaufgang kündigte einen neuen Frühlingstag an, der wieder warm und strahlend und vollkommen sein würde. Andry war erschöpft von der Arbeit der Nacht, aber wollte verflucht sein, wenn er das zeigen würde. Schon gar nicht jenen, die sich im Sommersalon versammelt hatten. Keiner von ihnen hatte geschlafen. Alle sahen grimmig drein.
    »Du hast es geschehen lassen!«, erklärte Pol gerade wütend. »Du hast gewusst, dass Drachenruh angegriffen werden würde, und du hast es

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