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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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mehr nicht. In dem Gebiet finden außerdem regelmäßig Patrouillen statt, selbst bei Nacht. Die beiden Türme sind so aufgestellt, dass sie bei einem Frontalangriff zur Verteidigung dienen können, und das ist der einzige Angriff, der dort geführt werden kann. Auf halber Höhe im Tal befindet sich am Osthang ein Wachhäuschen. Eindringlinge können zwar Schwierigkeiten machen, aber den Palast unmöglich einnehmen.«
    Chandar schien nachdenklich. »Ich will ja nicht streiten, Herr, aber mir kommt es nicht so vor, als wäre das eine normale Armee.«
    »Wieso?«
    »Ich habe viel darüber nachgedacht. Woher sollte Lord Morlen so viele Leute bekommen? Aus dem Veresch. Aber die denken nicht so wie Soldaten, die anderswo ausgebildet worden sind. Einige unserer eigenen Wachen in der Felsenburg kommen aus den Bergen, und sie haben mir erzählt, es gibt kaum einen Ort, den sie nicht einnehmen können, wenn sie es sich in den Kopf gesetzt haben. Und ich halte das nicht für Prahlerei, Herr. Ich denke, sie werden auf dem Weg angreifen, wo man es erwartet, durch das Tal. Aber ich glaube auch, dass sie von den Hügeln herabkommen werden. Ganz unerwartet.«
    Jofra meldete sich. »Ich werde einen Blick darauf werfen, Herr, wenn es Euch recht ist. Da oben, von dem Sims aus, habe ich bestimmt einen guten Überblick.«
    »Tu das. Aber sei vorsichtig und leise dabei. Wenn Chandar Recht hat, warten sie vielleicht auf dich.«
    Der Wächter stieg ab und verschwand zwischen den Bäumen. Donato kam bald zurück und schüttelte den Kopf. »Nichts Ungewöhnliches im Palast, es sei denn, Ihr zählt ein paar Diener dazu, die bei Mondschein im Rosengarten herumschlendern. Und unten im Tal ist überhaupt niemand.«
    »Wie weit hast du gesehen?«
    »Bis zur Talenge.«
    Ostvel rieb sich die Stirn. »Das gefällt mir nicht. Wo sind sie? Der Mann, von dem wir die Ponys gekauft haben, sagte doch, er hätte sie letzte Nacht gesehen. Wenn sie sich in nichts aufgelöst haben, dann hast du vielleicht Recht, was ihren Angriffsplan angeht, Chandar.«
    »Ich werde noch einmal nachsehen. Außerhalb des Tales«, erbot sich Donato und kehrte zum Mondlicht zurück.
    »Und dann ist da die Zauberei«, murmelte Ostvel.
    »Herr?«
    »Nichts.« Ostvel stieg ab, hielt sich am Sattel fest, als seine Knie nachgaben und bückte sich, um seine schmerzenden Schenkel zu reiben. »Ich bin zu alt für diese Dinge. Sieht es so aus, als wäre der Palast gewarnt worden?«
    Chandar schüttelte den Kopf. »Sicher nicht. Seht Ihr die Pferde am Ende des Tales, Herr? Sie sollten in den Ställen sein, damit man sie jederzeit schnellstens satteln kann. Aber sie sind auf der Koppel, als wäre es eine ganz normale Frühlingsnacht.«
    »Der Kommandeur der Wachen versucht vielleicht, ein möglichst normales Aussehen zu präsentieren, um die Eindringlinge in Sicherheit zu wiegen.«
    »Nicht mit Pferden außerhalb seiner Reichweite.«
    »Verdammt.« Dann hatte er in Bezug auf Andry also Recht gehabt. Aber warum wollte Andry Drachenruh belagert sehen?
    Donato taumelte regelrecht zu ihnen zurück. Chandar sprang aus dem Sattel und fing den Lichtläufer auf, ehe er fallen konnte.
    »Ostvel, du hattest Recht, sie sind da draußen! Hunderte und Aberhunderte von ihnen! Mehr sogar, als ich in Rezeld gesehen habe! Jetzt sind sogar die Flaggen in ihrem Lager gehisst.« Er rang nach Luft. »Meadowlords schwarzer Stier!«
    »Meadowlord? Im Namen der Göttin, was bildet sich Halian eigentlich ein?« Ostvel fühlte, wie sein Hirn wieder zu wirbeln anfing. Er stand unter einem Schock, der jegliche Erschöpfung vertrieb. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. »Donato – deine Ringe. Kein Brennen?«
    »Nichts.«
    Dann waren ihre Zauberer heute Nacht nicht wirksam – ganz offensichtlich, sonst hätte Donato nämlich auch friedlichen, leeren Raum gesehen anstelle von Lagern und Bannern. Ostvel entfernte sich von den beiden Männern und überlegte hastig. Drachenruh wusste nichts davon, in welcher Gefahr es sich befand. Halians Streitkräfte wussten aber auch nicht, dass sich jemand ihrer Gegenwart bewusst war. Es gab vielleicht noch Hoffnung.
    Er wirbelte herum. »Chandar, wie groß sind unsere Chancen, wenn wir einen Überfall organisieren? Heute Nacht noch, sobald wir zum Palast gelangt sind.«
    »Wenn es in völliger Stille getan wird, Herr, und wenn Prinz Halians Armee überrascht wird, könnte es klappen. Die Enge des Taleinganges ist für die Verteidiger aber ebenso ungünstig wie für die Eindringlinge.

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