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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Rualas jugendlicher Kraft unterstützt, die nie gelehrt worden war, etwas Derartigem zu widerstehen. Sie sah den Sand und die Mauern von Rivenrock jetzt viel klarer, und auch die beiden Kämpfenden.
    Nun war es Ruval, der etwas in seiner Hand hielt. Ein neues Inferno erschien, ein Ungeheuer formte sich darin. Als das Ding aus seiner Umhüllung stürzte, wich Pol unwillkürlich zurück. In voller Drachengröße war es in seiner Gesamtheit wie das, womit Mireva Ruala erschreckt hatte. Hätte sie die Kraft gehabt, hätte sie vor Entzücken gelacht; sie selbst hatte Ruval dieses Biest gelehrt. Sie hatten es gemeinsam geformt.
    Einen Moment war sie abgelenkt durch ein Zittern in Rualas Geist. Die junge Frau erwachte langsam, als spüre sie, zu welchem Zweck ihre Kräfte eingesetzt wurden, und als würden Wut und schieres Entsetzen sie aus ihrer Bewusstlosigkeit erwecken. Mireva stöhnte unter der Pein, sie unter Kontrolle zu halten, und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Ungeheuer zu, das Ruval beschworen hatte.
    Es war gehörnt und von bunten Schuppen in jeder erdenklichen Farbe übersät. Wie ein buntes Glasfenster. Und es wütete, wie ein Berserker wütet. Die klaffenden Augen verströmten eine gelbliche Masse hinab zu einem offenen Maul, das mit endlosen Reihen scharfer Zähne angefüllt war. Von diesen tropfte Blut auf seine Vorderbeine, von denen jedes so groß war wie ein Pferd und in dicken, schleimüberzogenen Krallen endete, die an stählerne Spikes erinnerten. Es richtete sich auf seine Hinterbeine auf und ließ sich dann fallen, bereit, seine Kiefer um Pol zuschnappen zu lassen.
    Mireva wusste, dass die Zähne nicht echt waren, ebenso wenig die Klauen. Es war der Eiter, der aus den Augen tropfte, der gefährlich war. Aus Sand geformt, vermischt mit einer Paste, die Ruval in einer der ersten Lektionen herzustellen gelernt und die er in der Tasche versteckt hatte, bis er sie brauchte, würde er Pols Haut bis auf die Knochen versengen.
    Sie sah ihn vor den Hunderten von Zähnen zurückweichen. Jetzt! Es musste jetzt sein! Sie konnte fühlen, wie ihre Kraft nachließ und ihre Kontrolle über Ruala, die langsam erwachte, schwächer wurde, wie ihr Herz wild hämmerte und ihr Gehirn in Flammen stand. Eine letzte Anstrengung, ein Wirbel aus Luft, beschworen über eine unmögliche Distanz – und ein Klumpen von giftigem, gelbem Schlamm wurde gegen Pol geschleudert.
    Sie sah nicht, wie er ihn traf. Sie wurde durch einen Schmerz nach Stronghold zurückgeholt, der so entsetzlich war, dass ihr Schrei erstarb, ehe er ihre Kehle verlassen hatte. Das kalte Sternenlicht verwandelte sich in Nadeln aus Eis und Feuer, die sich in ihre Augen bohrten und dem stechenden Schmerz in ihrem Herzen in nichts nachstanden. Ihre Finger tasteten nach dem Messer, und sie fühlten die Edelsteine auf seinem Griff. Sie taumelte herum und erwartete, Rualas weißes Gesicht zu sehen. Sie stürzte.
    »Das ist für Sorin«, hörte sie Riyan sagen, ehe sie starb.

Kapitel 29
    Rivenrock Canyon: Frühjahr, 35. Tag
    Sein Instinkt rief Pol schrill zu, er solle zurückweichen, aber der Instinkt wurde durch die kühlen Überlegungen seines Verstandes behindert, was wohl echt war und was nicht. Ein Teil von ihm war wirklich entsetzt angesichts der grässlichen Erscheinung. Flüche und Schreie hinter ihm verrieten ihm, dass er nicht allein damit war. Aber ein anderer Teil von ihm wand sich in verzweifelten Berechnungen. Was hiervon war real, was nicht? Das gelbliche Zeug war vielleicht nur eine Täuschung, etwas, das ihn ablenken sollte, während der wahre Angriff vorbereitet wurde. Instinkt und Intellekt verkrampften sich ineinander und lähmten sich gegenseitig. Aber dann sah er Ruvals Augen in plötzlichem Erstaunen flackern.
    Ruval hatte den Luftwirbel nicht erwartet, der die Masse auf Pol schleuderte; also musste etwas anderes ihn veranlasst haben.
    Keiner der Anwesenden würde etwas Derartiges wagen; also war wohl Mireva frei und konnte arbeiten.
    Sie hatte viel Macht aufgewendet, um Luft auf eine derartige Distanz herbeizurufen. Deshalb war diese faulige Sache sicher real, und er musste sie um jeden Preis meiden.
    Diese Überlegung dauerte nur einen Sekundenbruchteil. Pol warf sich auf eine Seite, aber er war nicht schnell genug. Der Dreck tropfte auf seine Tunika; ein Tropfen traf sein Gesicht. Er wollte ihn schon fortwischen, als seine Wange unter plötzlicher Hitze brannte. Innerhalb von wenigen Augenblicken war der Schmerz unerträglich. Wenn

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