Sternenlaeufer
denn überhaupt nichts?«, rief sie. »Bei einem Lichtläufer mit dem Alten Blut brennen die Ringe, wenn einer unserer Zauber gewirkt wird.«
»Erzähl mir den Rest«, forderte Andry sie tonlos auf.
Sie rieb sich die Handgelenke, während sie ihm von Chianas Rolle in ihrem Komplott erzählte. Da sie anfällig war für Einflüsterung und Zauberei, hasste Chiana Lichtläufer und Rohan ungefähr in gleichem Maße. Andry bedauerte ihre Unschuld. Schließlich aber fing Mireva an, die Szene von Sorins Tod mit boshafter Freude zu beschreiben.
»Hör auf«, flüsterte er schmerzerfüllt.
»Aufhören? Du wolltest doch alles darüber hören. Und das sollst du auch! Er musste sterben, genauso wie Maarken und seine Kinder sterben müssen, damit niemand mehr übrig ist, die Wüste zu erben. Oh, und Hollis auch, weil sie Segev getötet hat. Du hast Marron das Leben genommen, weil er deinen Bruder getötet hat. Ruval wird das ihre aus demselben Grund fordern.«
»Ihr müsst auch mich töten.«
»Nicht aus Gründen der Dynastie. Nein, du und deine kleinen Bastarde, ihr werdet sterben, weil ihr Lichtläufer und Merisels Nachkommen seid.«
Der Vater in ihm erbebte aus Angst um Andrev, Tobren und Chayly. Aber was er sagte, war: »Du hast bereits erkannt, dass du diejenige sein wirst, die stirbt. Auf die eine oder andere Art. Wer wird diese Hinrichtungen vornehmen?«
»Ruval.«
Es fiel ihm recht leicht zu lachen. »Um Mitternacht ist von ihm nur noch Asche übrig!«
»Vielleicht. Aber wenn nicht er, dann andere. Wie viele von uns sind wohl hier, was meinst du?«, spottete sie. »Hunderte? Tausende? Vergiss nicht, ein Diarmadhi -Elternteil allein ist schon die Garantie dafür, dass alle Kinder die Macht erben. Ihr Lichtläufer seid im Verhältnis zu uns nur wenige und schwach. Und wie solltet ihr uns auch finden? Merisel trieb uns in den Veresch, aber inzwischen sind wir in jeden anderen Teil des Kontinents gezogen. Wie Sioneds Erbe beweist, die unerwartete Kraft, die sie Pol vermacht hat. Wie willst du uns finden, Herr der Schule der Göttin? Wie willst du uns auslöschen?«
»Ich habe eine Frage an dich«, sagte er mit winzigem Lächeln. »Wie willst du mich aufhalten?«
Er wusste bereits, wie er es machen wollte. Diejenigen, die sich zu Chiana gesellt hatten, wurden immer noch in Drachenruh gefangen gehalten. Es wäre so leicht wie nur irgendetwas, sie loszuwerden. Aber erst, wenn sie den Aufenthaltsort der anderen verraten hatten. Hinzu kam, dass jeder, der die Macht besaß, sie wahrscheinlich auch benutzte; die Gerüchte allein würden ihn zu den Diarmadh’im von Firon und Kierst-Isel bis nach Dorval führen. Er würde sie finden, und sie würden sterben.
Sein einziges Problem würden dann die Hochgestellten sein. Sioned. Pol. Riyan. Aber sie waren alle Lichtläufer – auf eine Art. Aber er würde eine Möglichkeit finden, sie unter seine Beobachtung zu bringen, wenn nicht unter seine Kontrolle.
Sein Lächeln wurde breiter. »Wie willst du mich aufhalten?«, wiederholte er.
Ihre Arme mit den Stahlbändern schossen empor, und Feuer sprühte aus ihren Fingerspitzen. Sie schrie vor Schmerz, als sie arbeitete, während sich Eisen in ihr Fleisch bohrte. Aber die Flammen loderten weiter aus ihren Händen, und sein Schrei vermischte sich mit ihrem, als seine Kleider Feuer fingen. Sich windend stürzte er zu Boden und rollte sich auf den Steinen, um die Flammen zu löschen, ehe er verkohlte.
Im nächsten Augenblick waren die Flammen verschwunden. Und mit ihnen Mireva.
Ihr Verstand befahl ihr, Andry in der Zelle einzusperren, aber dazu war keine Zeit, und sie konnte mit ihren geschwollenen Fingern nicht arbeiten. Halb blind taumelte sie zur Treppe und tastete sich nach oben. Auf dem Weg nach unten waren da doch nicht so viele Stufen gewesen …
Sie schluchzte auf, als sie an eine Tür stieß. Die hatte kein Schloss, aber in der Dunkelheit bedeutete es endlose Qual, den Riegel zu ertasten und die Tür aufzuschließen, während Schmerz jeden einzelnen Nerv erfüllte. Sie stöhnte vor Erleichterung, als sie sah, dass der Gang vor ihr leer war. Niemand hatte ihr Kreischen oder Andrys Schreie gehört. Aber dies war der bewohnte Teil der Burg, und sie musste trotzdem vorsichtig sein.
Mireva atmete langsam und vorsichtig. Sie sehnte sich nach einer winzigen Prise Dranath, um einen klaren Kopf zu bekommen. Aber die Erinnerung an das süße Zeug war fast schon genug. Sie riss eine Fackel aus der Halterung und schob sie unter die
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