Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
Vom Netzwerk:
abzugeben. Er war als Sohn einer Jägerstochter und eines Soldaten, der 704 für Roelstra gekämpft hatte, in der Prinzenmark geboren worden und hatte die Mutter von Andrys älterer Tochter geheiratet. Andry hielt das für richtig. Rusina hatte das Kind nicht gewollt, das er ihr in ihrer Nacht des ersten Ringes gemacht hatte. Bereits in Oclel verliebt, trug sie Tobren mürrisch aus und hatte vom Tag ihrer Geburt an nichts mit ihr zu tun haben wollen. Eine andere Frau hatte das Kind gestillt, und Valeda kümmerte sich jetzt um Tobrens Zärtlichkeitsbedürfnis.
    Mit Othanel, der Mutter seines einzigen Sohnes, war es etwas ganz anderes. Die Schwangerschaft hatte einen Triumph für sie bedeutet, und sie hielt den kleinen Andrev fest und erlaubte ihm kaum, mit anderen Kindern zu spielen, als fürchte sie irgendeine Ansteckung. Sie war besitzergreifend und eifersüchtig und kaum in der Lage, ihre Wut zu verbergen, als erst Rusina und dann Valeda ebenfalls Kinder von Andry zur Welt brachten. Daher gab sie sich auch keine Mühe, ihre Freude zu verbergen, als beide Frauen Töchter bekamen.
    Als er an Rusinas Wut und Othanels Ehrgeiz dachte, kehrte die unschöne Erinnerung an die scharfen Worte zurück, die er von seiner Mutter beim letzten Rialla zu hören bekommen hatte. Als er zu erklären versuchte, dass beide Kinder noch zu klein zum Reisen waren, war Tobin explodiert wie ein Hitzegewitter am Wüstenhimmel.
    »Was fürchtest du, was wir sehen könnten? Kinder, die nicht empfangen wurden, weil du dir etwas aus ihren Müttern gemacht hast, denn das war ja nie der Fall, sondern weil du deine eigene kleine Lichtläuferzucht haben willst? Nicht einmal Andrade ist so weit gegangen!«
    »Nein? Was seid denn ihr, du und Rohan, wenn nicht eines ihrer Experimente mit Faradhi -Königen? Ganz zu schweigen von Pol!«
    An jenem Abend war dann noch Maarken gekommen. Vernünftige Gründe von Mann zu Mann rührten Andry nicht, aber als Maarkens Temperament von ihm Besitz ergriff, gab er nach. Er hatte sich noch nie im Leben gegen einen Wunsch seines angebeteten, ältesten Bruders gesperrt.
    Und offen gesagt bedauerte er die Zusammenkunft in Syr im vergangenen Sommer auch nicht. Die Zeit, die er mit Andrev und Tobren dort verbracht hatte, hatte den Zorn seiner Mutter gemildert. Sorin reiste von Feruche nach Hoch-Kirat, Maarken kam mit seiner Familie aus Whitecliff, Tilal aus Athmyr. Kostas, ebenfalls längst Vater, herrschte mit ironischem Grinsen über die ganze lautstarke Bande. Die acht Kinder – Andrys, Maarkens, Kostas’ und Tilals – schienen es darauf abgesehen zu haben, alles zu zerstören, was ihnen in die Fäuste fiel, hin und wieder sogar sich selbst. Zehn Tage lang war es fast so, als wären sie eine ganz gewöhnliche große Familie.
    Rohan, Sioned und Pol hatten mit Bedauern abgesagt. Andry verstand das sehr gut. Sie wollten die anderen die ersten Schritte zur Versöhnung machen lassen. Daher der jetzige Besuch von Maarken und Hollis.
    Er passte sehr gut zu Andrys eigenen Plänen. Er wusste jetzt, mit welcher Methode er diese Zukunft aus Blut und Entsetzen ändern konnte.
    Maarken musste das verstehen.
    Endlich erschien Torien. Er war deutlich verärgert über die Verzögerung. »Aber jetzt ist alles bereit, Herr. Sie warten darauf, dass Ihr beginnt.«
    Er nickte und machte eine Handbewegung zu Nialdan hinüber, der seinen Kelch mit zwei großen Schlucken leerte. Andry benötigte ein wenig länger und genoss das leise Pulsieren der Droge in seinem Körper. Er hatte sorgfältig darauf geachtet, nur gerade so viel zu nehmen, dass seine Macht vergrößert wurde – denn er hatte von Maarken gehört, wie Hollis gelitten hatte, nachdem sie vom Dranath abhängig geworden war. So etwas wünschte er keinem seiner Leute, und schon gar nicht sich selbst. Doch die Steigerung seiner Kräfte war zu wichtig, als dass er völlig auf Dranath verzichten konnte.
    Als er die Wirkung fühlen konnte – sanfte Hitze in den Wangen, ein Beben in den Lenden, ein Strom von Energie durch seinen Körper –, glättete er seine Kleider und trat auf den Balkon, der auf den Hof hinausging. Wieder hatte er sich der Auftritte von Rohan erinnert und hatte seine Kleidung sorgfältig ausgewählt: rotgefärbte Wollhosen, weißes Hemd und kurze, weiße Ilmika. Radzyns Farben sollten Maarken daran erinnern, dass sie – was immer er heute auch sehen würde – von derselben Burg und vom selben Erbe stammten.
    »Euer Umhang, Herr?«, murmelte Torien hinter ihm,

Weitere Kostenlose Bücher