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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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und wandte sich an sein Volk. »Seit die Faradh’im Dorval verlassen haben, um der Herrschaft der Zauberer über die Prinzentümer ein Ende zu machen, war es uns verboten, unsere Gabe zum Zwecke des Tötens einzusetzen. Dies ist ein weises Gebot. Andernfalls wären wir vielleicht zu gedungenen Mördern geworden wie die Merida und wäre unsere Ehre auf den Preis eines Weinschlauchs gesunken – oder schlimmer noch.
    Doch beim Lesen der Schriften, die die Herrin Merisel uns vermacht hat, die damals die Lichtläufer zusammen mit ihrem Gemahl Lord Gerik und ihrem gemeinsamen Freund Lord Rosseyn anführte, habe ich etwas entdeckt. Sie und ihre Faradh’im zogen mit ihren Verbündeten zusammen in die Schlacht – und sie nutzten ihre Gabe zu ihrem Schutz. «
    Er wartete, bis alle seine Worte aufgenommen hatten, bevor er fortfuhr: »Das Konzept von kriegerischen Faradh’im war für mich ebenso erstaunlich wie für Euch. Aber die Tatsache bleibt bestehen, dass sie solches taten. Und erst nachdem die so genannten Steinbrenner besiegt worden waren, wurde jenes Gesetz erlassen, das es uns verbietet, mit unserer Gabe zu töten.«
    Torien hatte Maarken inzwischen erreicht und drängte ihn höflich auf das Haupttor zu. Andry ignorierte den leichten Aufruhr, den ihre Bewegungen in der Menge hervorriefen. Er tat sich außerdem den Gefallen, nicht auf die vielen Gesichter zu achten, aus denen deutlich der Verdacht sprach, dass er dabei war, dieses Gesetz zu ändern.
    »Lady Merisel war weise«, sagte er ruhig. »Wir sind als Lichtläufer so geschaffen, dass wir es nicht ertragen, mit unserer Gabe Tod zu bringen. So soll es sein. Wir sind hier, um mit und für die Prinzentümer zu arbeiten, nicht um sie mit unserer Macht zu terrorisieren, wie es die Diarmadh’im taten.
    Aber ich bin auch zu der Überzeugung gelangt, dass wir lernen müssen, dasselbe zu tun, was unsere Ahnen taten. Nicht, um in der Schlacht zu töten, sondern um zu beschützen. Viele von Euch waren 704 in der Schule der Göttin, als Lyell von Waes vor unseren Toren lagerte – scheinbar, um uns vor dem Krieg zwischen Roelstra und Prinz Rohan zu schützen. Ihr, die Ihr hier wart, werdet Euch erinnern, wie hilflos Ihr gegenüber nur fünfzig oder sechzig Kriegern gewesen seid.
    Ihr mögt zu Recht sagen, dass die Zeiten nun friedlich sind, dass es nicht nötig ist, das zu lernen, was ich gleich vorschlagen werde. Doch bedenkt die Möglichkeiten eines einzigen Todes: desjenigen von Prinz Pol.«
    Hollis’ dunkelgoldener Kopf fuhr bei diesen Worten hoch. Ruhig erwiderte er ihren Blick. Er wusste, dass er nicht deutlicher werden musste. Trotzdem erklärte er es. Sie mussten verstehen. Es war hart genug, sie zu überzeugen, ohne die wahre Bedrohung zu enthüllen. Die Aussicht, von der er sprach, war jedoch auf jeden Fall real genug und verursachte ihm Übelkeit.
    »Mein Vetter ist der Erbe zweier Prinzentümer und der Nachfolger des Hoheprinzen. Er ist der einzige Erbe. Er ist ein kräftiger junger Mann von ausgezeichneter Gesundheit, aber das war Inoat von Ossetia auch, als er sehr plötzlich mit seinem einzigen Sohn starb, so dass Chale ohne Erben zurückblieb. Wäre da nicht Prinzessin Gemma gewesen, die Ossetia geerbt hat, wäre es zum Krieg gekommen – und noch dazu in genau dem Prinzenreich, in dem die Schule der Göttin liegt.
    Das Leben meines Vetters ist schon früher bedroht worden. Von den Merida. Ich muss Euch nicht alle Enkel von Roelstra aufzählen – es sind gewiss genug, um das Leben interessant zu machen, sollten die Merida oder ein bloßer Unfall Pol ums Leben bringen. Möge die Göttin dies verhüten. Welcher von Roelstras Nachkommen hat Eltern, die mächtig genug sind, um Anspruch auf die Prinzenmark zu erheben? Erinnert mich nicht daran, dass ihre Mütter schriftlich auf alle Rechte verzichtet haben – was bedeutet das schon, wenn es um ein Prinzenreich geht?
    Mein Bruder Maarken würde natürlich die Wüste erben.« Er nickte zu dem großen, beherrschenden Mann in ihrer Mitte hinüber – Lichtläufer, fähiger Krieger, Radzyns Erbe –, und sein Herz klopfte vor Stolz. Es gab keinen besseren Mann auf der Welt. »Aber es würde zum Krieg über die Prinzenmark kommen. Wir alle wissen das.«
    Wieder machte er eine Pause und sammelte jetzt seine ganze Entschiedenheit. »Ich glaube nicht, dass irgendetwas dergleichen jemals geschehen wird. Aber es könnte doch sein. Und wer kann sagen, was sonst noch eintreten kann, von dem keiner von uns je auch nur

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