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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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war.
    Andry jedoch hatte andere Pläne für den neunten Ring.
    Was den fünften anging, den Lichtläufer-Ring, war Andry als Meister nun gefordert, um die Faradh’im herumzugehen. Sioneds Befürchtungen verrieten sie. Während sie zusah, flackerte das Feuer, und sie fühlte Hollis’ Hand auf ihrem Arm, als diese sie stützen wollte. Aber die Flammen erstarben, und sie alle blieben im silbrigen Dunkel des Mondscheins zurück.
    »Sioned?« Rohans leise Stimme klang besorgt.
    »Es ist nichts.« Sie streckte die Hand nach dem Weinkelch aus.
    Mit gerunzelter Stirn legte Hollis ihre Finger darüber. »Du musst dich ausruhen. Bitte, Sioned. Ich weiß, was Dranath uns antun kann.«
    »Ich bin nicht müde. Jedenfalls nicht direkt.« Sie lächelte die Gattin ihres Neffen an. »Es geht mir gut, bestimmt.«
    »Hollis hat Recht«, erklärte Rohan schroff. »Wir haben genug gesehen. Und du hast auf jeden Fall genug davon gehabt .«
    »Wir müssen sehen, was er tut«, erwiderte Sioned stur. »Ich werde mich einen Moment ausruhen, aber dann muss ich die Beschwörung erneuern.«
    Maarken griff um Ostvel und Hollis herum und nahm den Wein. »Ich werde es tun.«
    »Nein!«, schrie Hollis auf.
    »Sei kein Narr!«, krächzte Chay.
    »Ich will es wissen«, sagte Maarken einfach und leerte den Kelch bis zur Neige.
    Sioned kniff die Lippen zusammen, um ihren wütenden Protest zu unterdrücken. Sie begegnete Rohans Blick. Er sagte: »›Ich will es wissen‹, ist wahrscheinlich der gefährlichste Satz in jeder Sprache. Und mehr als einer von uns ist ihm heute Abend erlegen.«
    Sioned bewegte sich unruhig. »Und jetzt auch du.«
    »Natürlich.« Und du, meine Lichtläuferhexe einer Höchsten Prinzessin, sagte Rohans Blick.
    An Maarken gewandt, fragte Sioned: »Nun? Wie ist es für dich?«
    »Genau, wie Hollis es beschrieben hat. Benommenheit, Wärme breitet sich aus …« Er sah überrascht aus, lächelte dann ein wenig. »Und das wahrhaftig erstaunliche Bedürfnis, mit meiner Gemahlin allein zu sein – und nicht nur, weil wir erst so kurze Zeit verheiratet sind.«
    Hollis errötete in der Dämmerung. »Das wird vergehen«, erklärte sie ihm.
    »Gütige Göttin, ich hoffe nicht!« Aber sein Lachen klang angestrengt. »Das ist ein verfluchtes Gefühl! Als ob ich mit meinen Gedanken die Gezeiten ändern könnte!«
    »Versuch es nicht«, warnte Sioned. »Maarken, sei vorsichtig.«
    »Ich habe ja nicht gesagt, dass ich es will. Es fühlt sich nur so an, als könnte ich es.« Er strich sich mit einer Hand übers Gesicht; die andere war durch eine Schicht von Verbänden ruhig gestellt, nachdem er sich beim Kampf mit dem Thronanwärter das Handgelenk gebrochen hatte. »Also so ist das, wenn man ein Zauberer ist.«
    »Zum Teil ja. Aber dir fehlt die Gabe dazu.« Sie warf einen Blick auf Riyan, der sie besaß. »Komm du mir jetzt bloß nicht auf dumme Ideen!«
    »Nicht einmal, wenn die Monde vom Himmel fallen.« Der junge Mann beäugte wachsam den leeren Weinkelch, während seine rechte Hand mit den Ringen der linken spielte. Dann schüttelte er sich und schaute zu Ostvel hinüber. »Vater … Ich bin froh, dass ich Mutter heute Abend gesehen habe. Ich wusste nicht, dass sie so schön war.«
    Ostvel starrte auf seine Hände hinab. »Ihr Gesicht und ihre Seele.«
    Chays Blick ruhte auf seinem ältesten Sohn und Erben. Seine dunklen Brauen überschatteten die grauen, fast schwarzen Augen. Als der Blick des jungen Mannes stumpf und sein Gesicht blass wurde, verlangte Chay: »Masaren – was ist los? Erzähl es mir!«
    Rohan ergriff seinen Ellbogen. »Was siehst du?«
    Maarken fuhr bei der Berührung zusammen und rang heftig nach Atem. »Ich – ich glaube, jemand beobachtet uns!«
    Riyan streckte beide Hände vor sich aus. Sie bebten. Seine Augen – Camigwens Augen, samtiges, dunkles Braun mit bronzenem Funkeln – verrieten Schmerz. »Meine Ringe«, murmelte er und starrte Maarken an. »Genau wie damals, als du mit Masul gekämpft hast und Zauberei im Spiel war …«
    Ostvel sprang auf und riss seinen Sohn hoch. Sie stolperten zu dem toten Springbrunnen, wo Ostvel Riyans Hand in die seichte Lache abgestandenen Wassers legte. Maarken rang nach Atem und musste von Rohan und Hollis gestützt werden. Sioned verwebte mit verzweifelter Eile das Mondlicht, konnte aber nichts und niemanden darin spüren.
    Dann blickte sie direkt zu den Sternen empor.
    Schön, nicht wahr ?, vernahm sie eine Stimme in ihrem Kopf, die erfüllt war von ironischem Gelächter.

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