Sternennacht - Roman einer verlorenen Liebe
machten den Fernseher
an. Plötzlich der Einfall: »Die Uhr wird doch heute umgestellt! Wir haben eine
Stunde länger Zeit!«, stellte Mark fest. Was für ein molliges Gefühl. Das
müsste man öfter haben. Gemütlich im Bett liegen. Vor der Glotze, versteht
sich. Und dann keine Spur von Stress. Eine ganze Stunde länger. Sogar duschen
konnte ich noch. Und wir konnten uns die Vorstellung dann doch noch anschauen.
Das doofe war nur, dass wieder mal sein Freund Moritz dabei war. Voll
unromantisch. Er war der ewige Single und man hätte fast meinen können, Mark
sei mit ihm verheiratet. Na, dann duldete ich ihn also wieder.
Die Stuntman-Vorstellung war interessant
und im Anschluss sind wir noch gemeinsam etwas essen gegangen. Zu dritt mit
seinem Single-Freund.
Meine Freundinnen sind alle liiert.
Christiane hatte schon seit fünf Jahren ihren Tim. Sie wohnten neuerdings auch zusammen.
Ich kenne Christiane schon sehr lange. Wir hatten eine Clique in unserem Dorf,
als ich dreizehn war. Als sie mit Tim zusammen kam, verloren wir kurz den Kontakt,
aber wir haben uns schnell wieder gefunden, als sie sich für ein halbes Jahr
von ihm getrennt hatte. Ich glaube, in der Zeit habe ich die tollsten Partys
meines Lebens gefeiert. Mit Christiane zusammen war es einfach immer ein
riesiger Spaß. Wir waren total verrückt und durchgeknallt. Waren spontan, haben
Jungs aufgerissen, geknutscht, was das Zeug hielt.
Gott sei Dank blieb es auch nur beim
Knutschen. Wir haben auch Jungs mal ausgetauscht und uns dann beraten, wer wohl
besser küssen kann. Es gab ja immer genügend Jungs, die das mitgemacht haben.
Denen hat es wohl auch gefallen. Die Jungs haben uns auch gerne kutschiert. Wir
müssen uns niemals vorwerfen, in unserer Jugend irgendetwas verpasst zu haben.
Aber auch andere tolle Dinge haben wir gemacht. Zum Beispiel sind wir mitten in
der Nacht – nach einer Disco in Selzen – nach Frankfurt zum Flughafen gefahren,
um bei Mc Donalds essen zu gehen. Das fanden wir verrückt. Wir haben viel gelacht.
Doch heute würden wir eher auf die Spritkosten achten.
Verona, meine andere
Freundin, und ich hingegen haben weniger verrückte Dinge getan.
Wenn ich mit ihr weggehe, dann bin ich
diejenige, die sie unter die Leute bringen muss. Sie ist eben eine zurückhaltende
Person. Ich kenne sie von der Realschule. Sie war in meiner Parallelklasse und
wir nannten uns eines Tages beste Freundinnen. Im Sommer haben wir immer
gezeltet. Haben uns alle Geheimnisse anvertraut, und sogar eine Liste geführt,
mit welchen Jungs wir geknutscht hatten. Ja, auch mit ihr hatte ich die ein
oder andere merkwürdige Begegnung. Angefangen hat es beim Abschluss der
Realschulzeit. Unser Jahrgang war eben ein sehr verknutschter. Unsere
Freundschaft fing allerdings schon etwas früher an und war sehr tiefgründig.
Wir waren fünfzehn. Wir waren in Parallelklassen aufgeteilt. Hatten aber sehr
viel gemeinsam.
Dieselben Lehrer, dieselben Freunde,
gleiche Interessen. Mode war natürlich ein ganz großes Thema. Shoppen war eins
unserer Lieblingshobbies. Gebatikte Cordhosen mussten sein. Der letzte Schrei
zu dieser Zeit. Blümchen-Schuhe und Bundeswehrtaschen.
Heute frage ich mich: Was ist daran
toll? Es gibt Leute, die wären froh, wenn sie gar keine Bundeswehrtaschen
bräuchten! Ich sitze immer noch im Großen Wagen des Himmelszelts. Die Aussicht
ist schön. Ich greife in meine Tasche und krame Block und Stift raus. In ganz
bestimmten Momenten schreibe ich Gedichte. Eigentlich meistens, wenn es mir
schlecht geht. Manchmal auch, wenn etwas schön ist. Mit sieben Jahren fing
diese Leidenschaft an. Mein erstes Gedicht:
Winter, Winter mach dich fort, mach dich
an einen anderen Ort. Wir wollen wieder Sonnenschein, im Schatten liegen, das
wird fein!
Na ja, ich konnte zu diesem Zeitpunkt
noch nicht mal richtig schreiben. Ich fuhr mit meinem kleinen Fahrrad Runden im
Hof meiner Eltern, und so schwer war es ja nicht, sich das Gedicht zu merken. Natürlich
habe ich auch ein Gedicht über meine beste Freundin Verona geschrieben. Das
geht so:
ECHTE FREUNDSCHAFT
Wir lernten uns in der Schule kennen und
wurden gute Freunde. Als die Schulzeit vorbei war, flossen viele Tränen aus den
Augen unserer Kameraden von dem Raddampfer ins Wasser des Rheins. Musst du
manchmal daran denken, wenn du am Rhein sitzt? Sei ehrlich! Mittlerweile ist es
dir doch egal! Wir waren uns damals nicht sicher, als wir weinten, denn wir
beendeten unseren Lebensabschnitt und standen
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