Sternennacht - Roman einer verlorenen Liebe
ausgesprochen, da
liefen auch schon die Tränen. Die Wimperntusche war plötzlich total egal. Sie
hatte ihr erstes Mal ganz anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Auf einer
nassen Wiese, unromantisch, sie fühlte sich ausgenutzt. Das hat sie erst Jahre
später zugegeben. In diesem Moment wollte sie das nicht wahrhaben. Sie verstand
gar nicht, warum sie das zugelassen hatte. Wahrscheinlich dachte sie nach dem
Akt erst wieder nach. Sie sagte zu diesem jungen Mann, dass es ihr erstes Mal
war, und er erwiderte: »Meins auch!« Heute wissen wir beide, dass er schon zig
Mädels flach gelegt hatte. Aber das war eben der Unterschied zwischen Verona
und mir: Ich hätte solange hin und her überlegt, bis der Junge das Interesse an
mir verloren hätte. Und Verona handelt oftmals erst, bevor sie denkt.
Nun ja, jetzt war der
Schlamassel halt passiert. Das erste Mal und direkt ein One-Night-Stand. Sie
übernachtete bei mir, wie so oft, und dieses Mal war Trösten angesagt.
Angeblich sei ich eine gute Trösterin, und dieses Talent brauchte ich an diesem
Abend auch. Wenn es mir schlecht geht, kann mich niemand trösten, aber ich
freue mich, wenn ich wenigsten meinen Freunden helfen kann.
Am nächsten Morgen: die nächsten Tränen.
Ich redete mit ihr, versuchte ihr klarzumachen, dass es nun mal passiert war.
Sie konnte nichts mehr an der Situation ändern. Da war auch diese Angst, es
ihrer Mutter zu beichten. Sie hatten eben eine starke Bindung zueinander und abgemacht,
darüber zu reden, wenn dieses besagte erste Mal passiert war.
Nun sorgte ich erst mal für eine
gemütliche Stimmung. Ich zündete Kerzen an. Ganz viele auf einem Tisch. Und
obwohl ich nicht besonders gläubig bin, bezeichnete ich diesen Tisch als
unseren Altar. Ein Liebeskummeraltar, wenn man ihn so nennen mag. Ich knipste
das Licht aus. Die Stimmung im Raum wurde angenehmer. Nicht so grell, so
scharf, so schmerzend. Sie erzählte mir alles, was passiert war, wie es
passiert war, bis ich auf die Idee kam, zu beten. Ich und beten. Verrückt, aber
es half. Ich glaube, Verona hat es sehr geholfen. Und ich sagte ihr noch etwas
ganz Wichtiges, etwas, das von Herzen kam: »Man hat zwar nur einmal im Leben
das allererste Mal, aber mit jedem neuen Partner ist es erneut ein erstes Mal.«
Das ist meine ehrliche Überzeugung.
Schließlich spreche ich aus Erfahrung.
Ich muss dazu sagen, dass ich überlegter handelte als Verona, sparte mich lange
auf, denn mein erstes Mal sollte kein One-Night-Stand werden. Nein, mein erstes
Mal hatte ich mit 20 Jahren. Francois war der Glückliche. Na ja. Es war für uns
beide das erste Mal. Das traf sich gut, denn wir waren beide gleich unerfahren.
Es war besser, als wenn mich ein Erfahrender entjungfert und sich noch total
viel darauf eingebildet hätte.
Das allererste Mal soll ja
etwas ganz Besonderes sein. Jeder sagt das. Das allererste Mal, wenn ein
Mädchen zur Frau wird. All solche Sprüche und romantischen Vorstellungen, die
sich die Leute ausmalen.
Na ja, ein bisschen ließ
ich mich schon von dem Gequatsche beeinflussen.
Ich schleppte einen Karton Kerzenständer
an. Ein paar leckere Häppchen, natürlich eine Flasche Sekt und baute in
Francois Zimmer eine Liebes-Oase auf. Heute sollte es geschehen. Das allererste
Mal. Stefania hatte es mit Felipe schon hinter sich gebracht. Sie war schon
erfahrener.
Nun ja, dann konnte es ja
losgehen. Die Liebes-Landschaft in seinem Zimmer war irgendwann ganz egal. Und
wir waren auch beide gar nicht verkrampft. Zumindest war das beim Vorspiel so. Allerdings,
als es zur Sache ging …
Es dauerte nicht lang. Nun
lagen wir da aufeinander. Keiner sagte was. Bis ich dann herausbrachte: »War
das zu kurz? Sollen wir etwa noch mal?«
»Ich glaube, für das erste
Mal waren wir gut«, gab er entkräftet zur Antwort.
Mein zweites erstes Mal mit Mark
gestaltete sich ganz anders. Es war nicht geplant und auch da interessierte uns
die oasenartige Liebeslandschaft im Raum nicht, denn es gab keine. Und es war
viel besser. Es war eben spontan und wir hatten beide schon ein bisschen
Erfahrung, was die Sache erleichterte.
Schwöre!
Kein Vergleich zu dem, was Verona
erlebt hatte. Verona und ich waren auf einem alljährlichen Open-Air-Treffen.
Dort kam ich mit einem Jungen zusammen. Sein Name war Sören. Er war in ihrer
Klasse, und auf der Klassenfahrt kamen sie sich näher, obwohl Verona gerade mit
einem Kumpel von mir zusammen war. Ich konnte es einfach nicht verstehen, dass
sie immer
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