Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
humanoiden Rasse haben sich andere angeschlossen … du brauchst da nur an euer Konklave zu denken … Kriege wurden geführt. Man hat die Natur unterworfen. Es hat Aufstände gegeben. Unionen und Imperien. Also die ganze normale Spirale der Entwicklung. Zunächst haben Staaten um die Vorherrschaft gekämpft, später Planeten. Zunächst haben Städte gebrannt, später Sterne. Die goldenen Jahrhunderte zogen sich dahin, bis Perioden des Niedergangs einsetzten. Das klassische Schema, und alle wussten, dass man die Natur des Menschen nicht überwinden kann und es immer so bleiben wird, bis wir das Universum selbst ins Nichts verwandelt haben … Gibt es bei euch Unterhaltungsliteratur, die Dinge beschreibt, die noch nicht geschehen sind?«
    »Ja, die Science Fiction.«
    »Hervorragend. Ich denke nämlich, alles, was ihr euch ausgedacht habt, hat es bei uns schon in der einen oder anderen Form gegeben. Und plötzlich … ja, genau, dieses verteufelte Plötzlich! Alles geschieht ja immer und überall plötzlich, doch jedes Mal staunen wir aufs Neue darüber … So, wie ihr euch den Jumper ausgedacht habt, haben wir die Tore entwickelt. Sie sind natürlich viel komplizierter. Das gilt selbst für die Anfangsphase, als die Tore noch eine materielle Form hatten, einen Bogen, über den sich ein Hyperfeld spannte … Später haben wir es geschafft, die Tore zu einem Teil der Umwelt zu machen, so dass sie nicht mehr zerstört werden können und ewig bestehen …«
    Kelos bedeckte das Gesicht kurz mit den Händen. »Trinkst du Alkohol?«, fragte er dann.
    »Jetzt würde ich gern welchen trinken«, gestand ich. Das wollte ich wirklich gern, nicht um Kelos Gesellschaft zu leisten, sondern um meine Gefühle zu betäuben.
    Zwischen den Regalen mit den Büchern und allerlei bizarrem Kinkerlitz kam auch eine kleine Bar zum Vorschein. Kelos holte eine Flasche und zwei hohe schmale Gläser heraus. Er goss uns eine glasklare sämige Flüssigkeit ein. »Viel Glück«, prostete er, stieß aber nicht an.
    Ich trank mein Glas auf einen Zug leer. Ein brennender Likör, der stärker als Wodka war. Säuerlich und süß.
    »Ich habe mir gedacht, dass das in eurer Welt das übliche Entspannungsmittel ist«, sagte Kelos. »Also, Pjotr, die Tore sind etwas sehr Raffiniertes. Sie bringen einen Menschen nicht einfach von einer Welt in eine andere. Sie entscheiden auch, wohin genau er zu schicken ist.«
    »Das habe ich schon begriffen.«
    »Das Bewusstsein desjenigen, der sie betritt … nein, es wird nicht gescannt, das wäre zu einfach ausgedrückt …«
    »Es wird erfasst.«
    »Ja, das trifft es vermutlich besser. Jeder, der ein Tor betritt, wird in die Welt geschickt, die seinen Wünschen entspricht. Und nirgendwohin sonst. Natürlich entspricht eine Welt nie hundertprozentig deinen Wünschen, aber es kommt doch zu einer maximalen Annäherung. Du hasst jede Technik? Dann wirst du an den Busen der Natur geschickt. Dort kannst du auf Pferden reiten und, wenn du möchtest, in einem Wald räubern und lernen, mit Pfeil und Bogen zu schießen. Aber auch der gegenteilige Fall ist denkbar: Du kommst auf einen Planeten, der eine einzige Universität darstellt. Du beschäftigst dich ausschließlich mit Wissenschaft. Es hat damals zwei wesentliche Kräfte gegeben, die Entwicklungsunion und das Zweite Imperium. Die Tore wurden in allen Welten gesät … eine wahre Titanenarbeit. Fast die gesamte Grupp e der Wissenschaftler, die damit begonnen hat, ist umgekommen. Das Imperium und die Union haben sich im Kampf gegen die Tore zusammengeschlossen, zum ersten und letzten Mal. Der Imperator, der anfangs die Schöpfer der Tore unterstützt hat, hat seinen Fehler irgendwann eingesehen. Da war es jedoch bereits zu spät. Die Tore ließen sich selbst in der Urvariante praktisch nicht mehr zerstören. Das Imperium und die Union durchlebten eine stürmische und blutige Agonie, die sich ein ganzes Jahrhundert hinzog. Wenn die Tore nur ein schlichtes Transportmittel gewesen wären … wäre der Schatten vielleicht nie entstanden. Aber erneut sollte sich alles als weitaus komplizierter erweisen, als es auf den ersten Blick den Anschein hatte. Die Erfassung drückte nämlich auch den Toren einen Stempel auf. Sie … sie kopieren das Bewusstsein desjenigen, der durch sie hindurchgeht. Sie integrieren jede neue Persönlichkeit in ihren Verstand.«
    Ich sagte kein Wort.
    »Du bist da jetzt auch drin, Pjotr. Du bist zu einem winzigen Teil dessen geworden, was längst über die

Weitere Kostenlose Bücher