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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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religiöse Sekte der Amphibien?«
    »Nein, das ist eine Art Imperium. Zu ihm gehören die Starken und die Schwachen Rassen … die Hyxoiden, Daenlo und Torpp zum Beispiel …«
    »Rassen können nicht in starke und schwache unterschieden werden.«
    »Sie tun das aber.«
    »Gut, dann verstehe ich dich«, sagte Rada. »Das ist in der Tat widerwärtig. Aber ich habe noch nie von alldem gehört. Wollen diese Menschen euch bekämpfen?«
    »Sie wollen uns vernichten.«
    »Das ist nun wirklich unangenehm«, meinte Rada seufzend.
    Ihr Ton war bitter, aber in Maßen, als hätte ich ihr erzählt, die Aliens hätten die Absicht, alle Erdbewohner kahl zu scheren, oder befohlen, schnellstmöglich den Coca-Cola-Konsum einzuschränken. Unangenehm! Was sollte man dazu sagen? Ich hielt es immerhin für eine Tragödie, und sei es eine in kleinerem Maßstab.
    »Guten Morgen, Pjotr.«
    Ich drehte mich um. Kelos stand in der Tür. Er trug einen streng geschnittenen Anzug, der recht unpassend wirkte. Fehlte nur noch die Krawatte – und er könnte zum Bankett bitten.
    Anscheinend stand er schon länger da.
    »Ich wollte euer Gespräch nicht stören, Pjotr. Wie heißt der Planet der Geometer noch einmal?«
    »Die Heimat.«
    »Nein, ich meine, wie es in ihrer Sprache klingt. Sprichst du ihre Sprache?«
    »Ja …« Ich stellte mir mit einiger Mühe Katti und Tag vor. »Die Heimat.«
    »Doch, ich glaube, davon habe ich schon gehört.« Kelos machte ein immer nachdenklicheres Gesicht. »Gehören sie schon lange zum Schatten, Pjotr?«
    Der Cualcua in mir seufzte, schwieg aber.
    »Sie gehören nicht zum Schatten. Und mein Planet, die Erde, auch nicht.«
    Kelos und Rada sahen sich an.
    »Na, was habe ich gesagt?«, fragte Kelos. »Ich habe mir nämlich schon gestern Abend zusammengereimt, dass du von außerhalb kommst, Pjotr.«
    »Wundert euch das denn gar nicht?«, rief ich aus.
    »Warum sollte es?« Kelos rieb sich die Nasenwurzel. »Der Schatten ist groß, aber das Universum ist noch größer. Früher oder später … kommen neue Rassen dazu.«
    Dari huschte nun auch ins Esszimmer. Er sah mich verlegen an und schlich zu seiner Mutter. »Guten Morgen«, murmelte er und schmiegte sich gegen Rada.
    Ich schwieg.
    Ich war nicht in der Lage, etwas zu sagen.
    Meine ganze Raffinesse, meine ganze Tarnung – ich hätte sie mir getrost sparen können!
    Und die beiden zeigten sich nicht einmal besonders neugierig!
    »Wir müssen unter vier Augen miteinander sprechen, Pjotr.« Kelos nickte Rada zu: »Dann wird es leichter für ihn sein.«
    »Ja, natürlich.« Rada, die mir so jung vorkam, sah mich mit den Augen einer alten und weisen Frau an. Zerstreut hielt sie ihren Sohn im Arm. »Vertrau Kelos, Pjotr. Wenn du Hilfe brauchst, wird er alles tun, was möglich ist.«
    In ihrem Blick lag Schmerz.
    »Warum?«, fragte ich, während ich mich erhob.
    An ihrer Stelle antwortete Kelos: »Weil ich alte Schulden abzahle.«

Sieben
     
    »So ist der Jump zu unserem Fluch geworden. Und zu unserer Rettung …«
    Aus unerfindlichen Gründen hatte ich ihm zunächst vom Jumper erzählt. Am Anfang hatte eine Gruppe armer Wissenschaftler gestanden. Sie wollten eine abstrakte mathematische Formel in die Praxis umsetzen – und das war dabei herausgekommen.
    Kelos’ Zimmer lag im zweiten Stock, direkt unterm Dach. Das Dach allerdings fehlte im Moment, war eingezogen, so dass die Sonne hereinschien. Kelos saß am Tisch, drehte einen groben Metallarmreifen in den Händen und hörte mir schweigend zu. Ich sah ihm ebenfalls nicht in die Augen.
    »Die Starken Rassen haben uns die Rolle von Fuhrleuten zugewiesen. Wir haben immer geglaubt, das hinge mit unserer einzigartigen Fähigkeit zusammen, den Jump zu ertragen. Aber wie sich herausgestellt hat, bilden wir selbst auch einen Teil des Jumpers.,.«
    »Die Koordinaten? Die Stabilität des Sprungs?«
    »Ja.«
    »Dann ist alles klar. Euer Bewusstsein steht in Wechselwirkung mit dem Schatten.«
    »Wie?«
    »Ihr habt die ursprüngliche Form bewahrt. Das ist die ganze Erklärung … Im Moment des Übergangs tretet ihr kurz mit den Toren in Kontakt … Erzähl erst mal weiter. Ich erklär dir nachher alles.« Kelos streifte sich den Armreif über und drehte die Hand hin und her, als müsse er entscheiden, ob ihm der Schmuck stünde oder nicht.
    Ich schluckte meinen Speichel hinunter und fuhr fort: »Alles lief mehr oder weniger problemlos … soweit das eben möglich ist. Bis dann diese Rasse aufgetaucht ist … die Geometer. Andere

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