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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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untergegangen, hier hat te man den Tod in eine kurze Atempause vor einem neuen Leben verwandelt. Ich kann mich von der Losung »Jedem nach seinen Bedürfnissen« begeistert oder entsetzt zeigen. Aber hier ist sie in die Praxis umgesetzt worden. In den Welten des Schattens sind vor langer Zeit neue Götter aufgekommen, die sich als Menschen ausgeben. Und jeden Tag kommen Menschen zur Welt, denen nichts anderes übrig bleibt, als zu einem Gott zu werden.
    Weit, weit weg, im stellaren Kleinkleckersdorf, entschieden ach so wichtige Generäle, nach welchem Artikel sie mich in Abwesenheit zum Tode verurteilen. In einem anderen Nest, wo die Pfützen etwas kleiner sind, entschieden nicht minder wichtige Herrscher der Starken Rassen, aufweiche Weise sie die Erde auslöschen würden.
    Aber hier, wo ich jetzt war, sprach sich Kelos mit seiner Frau aus, verabschiedete sich von seinem illusorischen Sohn und bereitete sich darauf vor, für immer fortzugehen.
    Dieser Gedanke machte es mir leichter.
    Wie groß auch immer die Macht einer Rasse sein mag, wie viele Zivilisationen auch zu einem frischgebackenen Tausendjährigen Reich gehören mögen – all das bedeutet nichts. Ist ein Wahngebilde.
    Denn solange man ein Mensch bleibt, sind die vordringlichsten Probleme die, um die sich der Himmel einen Dreck schert. Und wenn ich ehrlich war, interessierte mich das Schicksal meines Hundes weit mehr als der ewige Kampf der Grünen für ihre Umwelt …
    Sollten sie doch ruhig alles vollbringen, was man sich nur ausdenken kann! Sollten sie doch die Sterne auf einen großen Haufen zusammenwerfen, sollten sie doch aus Planeten Kuchen backen. Sollten sie für sich doch perfekte Frauen und ideale Kinder schaffen, sollten sie doch Jahrtausende leben und zu Fuß mit Überlichtgeschwindigkeit dahinjagen. Sollten ihre Imperien doch einen Knoten in die Milchstraße machen, sollten doch von einem ihrer Nieser die Supernovae verglühen.
    Wünsche gutes Gelingen!
    Ich jedoch brauchte nur eins: einen kleinen Planeten, der zurzeit wahrlich keinen Grund hatte, auf sich stolz zu sein. Einen Planeten, von Menschen geschaffen, die aus dem Kern geflohen waren. Den Planeten, auf dem Pjotr Chrumow geboren und gestorben war …
    Eine Luftwelle gab mir einen Schubser. Als ich mich umdrehte, sah ich einen Apparat, der gerade landete.
    Ein verdammt schönes Ding, da konnte man sagen, was man wollte.
    Ein silbriger Ring, drei Meter im Durchmesser, die graue Unterseite gerippt, die Oberseite eine transparente Kuppel. Eine Klapper für den kleinen Gargantua. Ich entdeckte weder Triebwerke noch Stützen. Ihre Technologie musste sich nicht mehr äußerlich manifestieren. Etwas Vergleichbares hatten die Geometer zwar auch schon erreicht, doch was bei ihnen den Gipfel der Errungenschaften bedeutete, wirkte hier ebenso alltäglich wie ein Dreirad.
    Die transparente Kuppel löste sich lautlos auf. Also war auch sie ein Kraftfeld! Dabei war ich mir sicher gewesen, dass es sich um Plastik oder Glas handelte!
    Dari kletterte vorsichtig über den Rand und sprang herunter. Voller Stolz sah er mich an.
    »Eine tolle Maschine«, sagte ich.
    Ob ich damit vielleicht gerade einen alten Klapperkasten lobte?
    »Pjotr …« Der Junge rückte nicht gleich mit der Sprache heraus. »Nehmt ihr mich vielleicht mit?«
    In seiner Stimme lag nicht gerade viel Hoffnung.
    Das hätte mir wirklich noch gefehlt. Es wäre das fulminante i-Tüpfelchen auf dem allgemeinen Wahnsinn: Ich gehe ich weiß nicht wohin, suche ich weiß nicht was und wähle mir als Begleiter … wen?! Einen ausgedienten Kämpfer, der Angst hat, zum Übermenschen zu werden, plus seinen Phantomsohn, der niemals ein Mensch werden würde.
    »Ich glaube, du musst zu Hause bleiben, Dari. Deine Mama wäre sonst sehr traurig, wenn sie allein bleiben müsste.«
    Der Junge nickte. Als sich unsere Blick kurz begegneten, fuhr ich zusammen.
    Was hatte Kelos da bloß zusammengefaselt? Dari war ein Mensch!
    Ja konnte das sein?
    War es womöglich gar nicht Kelos, der schon Jahrhunderte gelebt hatte und sich jetzt verzweifelt bemühte, ein normales Leben zu imitieren, sondern Dari, der sich seine kleine illusorische Welt geschaffen hatte und mir jetzt großherzig eine seiner Puppen überließ?
    Was für ein Wahnsinn.
    Ein schwarzer Brunnen, in den endlos fallen konnte …
    Was war überhaupt echt in der Welt des Schattens? Wer war ein Mensch, wer eine Marionette? Ob ich vielleicht unter einem schwarzen Sternenhimmel auf kalten Steinen lag und

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