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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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»Müssen wir uns noch mal vorstellen?«
    »Pjotr … Petja …«
    Ihre Lippen zitterten. Die MPi entglitt ihr und schlug hart auf dem Boden auf.
    Kelos rührte sich nicht von der Stelle, als wir uns umarmten. Anscheinend wartete er auf eine Erklärung.
    Mascha hielt mich fest umfasst und weinte. Ich konnte es nicht glauben! Mascha Klimenko, Majorin des Geheimdienstes, vor Kurzem noch meine Gefängniswärterin, lag mir in den Armen und weinte. He, Mascha, hast du das Halsband mit dem Sprengstoff schon vergessen?
    Ich erinnere mich nicht, wie ich selbst in Tränen ausbrach.
    Es war ein Wunder, unser Treffen in Welten, in denen Milliarden und Abermilliarden von Lebewesen existieren. Aber zufällige Wunder gibt es nicht.
    Einer von uns beiden hatte den anderen finden wollen. Und wahrscheinlich war nicht ich das gewesen. Mir war es nämlich völlig egal, ob ich Mascha wiedersah oder ob sie für immer durch den Schatten irrte. Sollte es ihr wirklich so wichtig gewesen sein, mich wiederzusehen? Wichtiger als Kelos, der seine junge Freundin in Tausenden von Welten gesucht hatte?
    »Ich … ich hätte mir nie verziehen …«, flüsterte Mascha.
    »Ihr kennt euch?«, fragte mich Kelos. »Das … das ist deine Gefährtin?«
    »Worüber wunderst du dich da? Schließlich sind wir im Schatten …«, brummte ich, während ich Mascha über den Rücken strich. »Komm, beruhige dich, Mascha. Es ist al les in Ordnung, wir haben uns ja wiedergefunden …«
    »Ich habe geglaubt, das alles aus ist … dass du verloren gegangen bist … aber ich habe versprochen, dich zu finden …«
    Mein Gott!
    Schämst du dich denn nicht, Schatten?
    Was bedeutet dir eigentlich die Liebe von zwei Kindern, die ihren Planeten verlassen haben? Was bedeuten dir einzelne Planeten, wenn es Tausende und Abertausende gibt? Was bedeutet dir all das – im Vergleich zum heldenhaften Pflichtbewusstsein einer Mitarbeiterin des russischen Geheimdienstes?
    Du bist komisch, Schatten. Die junge Frau Mascha, die zu wenig Wärme und Liebe abgekriegt hat, hat den Dienst an der Heimat zu ihrer Liebe erklärt. Die junge Frau Mascha ist damit genau in die Welt gelangt, in die auch ich kommen musste.
    Ich stieß Mascha nicht weg und sagte kein Wort.
    Vielleicht ist das komisch, aber selbst eine solche Liebe verdient Respekt.
    »Ist ja schon gut«, versicherte ich noch einmal.
    »Pjotr …« Mascha riss sich von mir los. Sie sah zu Kelos hinüber, flüchtig nur, denn mehr Aufmerksamkeit schien er ihrer Ansicht nach nicht zu verdienen. »Ich bin so froh. Andrej Valentinowitsch meint nämlich, dass nur ich dich finden könnte … dass du ihn nicht mehr magst und deshalb nie in die Welt kommen würdest, in der er sich aufhält … aber ich wollte nicht durch diese Tore gehen, ich habe Angst vor den Dingern!«
    »Das sagt er? Ist mein Großvater denn hier?«
    »Ja.« Mascha fing an zu lachen. »Aber sicher … du weißt ja noch gar nicht … Petja, wenn du wüsstest … wir waren in einer Welt … es war so grauenvoll … aber jetzt …«
    Zu meinem Großvater also war ich unterwegs gewesen.
    Natürlich nicht auf Anhieb. Zuvor musste ich durch die Welt, in der ich Galis umgebracht hatte, denjenigen, den mir das Schicksal (oder das Tor?) vorherbestimmt hatte, damit er mir strenge und zärtliche Befehle erteilte, die Welt, in der ich Schnee verloren hatte, mit dem ich mich hätte anfreunden können, ja, müssen. Und auch Kelos war nötig gewesen, mit seinem illusorischen Sohn, der alte und verängstigte Kelos, der Angst hatte zu lieben. All das hatte nur dazu gedient, dass ich am Ende doch zu meinem Großvater zurückkehrte.
    Allem zum Trotz, was am Anfang gestanden hatte, als der gequälte und einsame Mann sich ein lebendes Spielzeug gekauft hatte, den zukünftigen Kämpfer für seine Ideale. Dem Schmerz zum Trotz, den wir einander so reichlich zugefügt hatten, dem Gespinst von Lügen zum Trotz, in dem wir beide gefangen waren.
    Verzeih mir, Mascha, was ich über deine FSB-Tätigkeit gedacht habe. Auch wenn wir uns nie sehr nahestehen werden, werden wir einander in Zukunft doch nicht mehr verraten.
    Ich fürchte mich nicht vor dir, Schatten. Ich fürchte mich nicht und ich begehre dich nicht, denn letzten Endes bin ich stärker als du.
    »Also was ist, lässt du uns in die Station?«, fragte ich.
    »Ja, natürlich.« Mascha lachte glücklich. »Gehen wir! Dein Großvater ist momentan bei der hiesigen Führung und schwatzt ihnen die Ohren voll … Wie er sich freuen wird!«
    Aha!

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