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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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schwang echte Anteilnahme mit.
    »Wenn ich es richtig verstanden habe, verfügst du über gewisse Kampferfahrungen, Kelos?«
    »In Maßen«, antwortete Kelos im gleichen Ton, in dem er seinem Sohn erklärt hatte, was ein Sarkophag ist.
    »Ist die Handelsliga in der Lage, der Erde zu helfen?«
    »Pjotr und ich haben das schon durchgespielt. Nein. Die Liga verfolgt eine andere Politik. Und die Welten, die in der Lage zu einer Intervention wären, muss man viel zu lange suchen. Eurer Erde bleiben aber, wenn ich es richtig verstanden habe, nur zwei, drei Tage …«
    Mascha blieb wie angewurzelt stehen. »Nur drei Tage?«
    »Ich habe mit dem Cualcua gesprochen«, erklärte ich ihr.
    »Ja, und?«
    Ach ja. Von den anderen wusste ja niemand, wie das wahre Wesen dieser kleinen gehorsamen Rasse beschaffen war.
    »Er steht in Verbindung … zu anderen Individuen seiner Rasse.«
    »Und?«
    »Die Starken Rassen haben von den Geometern erfahren. Das Geschwader der Alari ist zurückbeordert worden, um Rechenschaft abzulegen. Anscheinend ist das sofort geschehen, nachdem wir das Schiff verlassen hatten.«
    »Drei Tage … uns bleiben nicht mehr als drei Tage? Aber Andrej Valentinowitsch hat gesagt, wir brauchen mindestens zwei Wochen …«
    »Gehen wir, Mascha«, bat ich sie sanft. »Je eher wir alles mit meinem Großvater besprechen, desto besser.«
    Das Leben bei der Handelsliga musste entweder sehr gemächlich sein oder Mascha kannte keinen schnelleren Weg. Bis zum Zentrum der Station brauchten wir fast eine Stunde. Wir gingen meist zu Fuß, zweimal mussten wir allerdings auch riesige, leere Fahrstühle nehmen. Es begegneten uns nun häufiger Bewohner der Station, die sich jedoch nach wie vor nicht sonderlich für uns interessierten. Ob gerade dieses demonstrative Desinteresse an den Angelegenheiten anderer Mascha anzog? Wir bekamen allerlei Seltsames und Interessantes zu sehen, zum Beispiel Menschen mit veränderten Körperproportionen, Gebäude, die aus den Mauern und der Decke herauswuchsen, oder eine Gruppe von Jugendlichen, die in der Mitte des Tunnels entlangflog, wobei sie sich nicht selbst bewegten, sondern von einem Feld gezogen wurden. Einmal tauchte in der Ferne ein riesiges, mindestens nilpferdgroßes Wesen auf. Da ich es mir jedoch nicht länger ansehen konnte, wusste ich nicht zu sagen, ob es ein Alien oder bloß ein Roboter von bizarrer Form war.
    Wir gelangten direkt zum Zentrum der Station. Jetzt beschrieb der Tunnel spiralförmig angeordnete Kreise. Kelos nahm all das mit absoluter Gelassenheit, er hatte schon genug solcher Stationen gesehen.
    Was ich Mascha eröffnet hatte, schien alle anderen Gesprächsthemen im Keim erstickt zu haben. Ich erzählte ihr in knappen Worten, was ich erlebt hatte, und hoffte, sie würde im Gegenzug ebenso offen sein. Aber Mascha hörte mir nur nickend zu, ohne von sich etwas preiszugeben. Anscheinend fielen ihre Abenteuer weitaus stärker ins Gewicht, zumindest ihrer eigenen Einschätzung nach.
    »Was ist mit Danilow?«, stellte ich die Frage, deren Antwort mir im Grunde schon klar war.
    »Keine Ahnung. Es gibt hier immerhin mehr als zweihunderttausend Planeten.«
    »Wirklich? Sind es inzwischen so viele?«, fragte Kelos beiläufig. »Der Schatten wächst …«
    Ich schwieg. Ungeheuerlich. Verglichen damit nahm sich das Konklave wie ein mickriges Dorf gegenüber Moskau, Nowosibirsk oder auch der Hauptstadt aus.
    »Am Anfang hat mich das auch erschreckt«, gab Mascha zu. »Aber du musst eins bedenken, Pjotr: Nur selten hat ein Planet des Schattens mehr als eine Million Bewohner.«
    Logisch. Warum eingepfercht in Städten leben, warum sich auf einem einzigen Planeten zusammenquetschen, wenn einem eine solche Auswahl zur Verfügung steht? Und je geringer die Zahl der Bevölkerung war, desto einfacher ließen sich alle Menschen zufriedenstellen.
    »Es gibt auch große Welten, meist die Zentren eines Imperiums oder einer Union. Aber über tausend Planeten sind nur von einem einzigen Menschen besiedelt!«
    »Jedem Psychopathen seine eigene Welt … Ihr wisst ja schon recht gut über die Verhältnisse Bescheid.«
    »Andrej Valentinowitsch sagt, dass die Handelsliga über die meisten Informationen verfügt. Zumindest über die Informationen, die ein Mensch verarbeiten kann. Es gibt nämlich auch Planeten, auf denen die Bewohner sich zu etwas weiterentwickelt haben, das ‚wir uns nicht einmal mehr vorstellen können.«
    »Das weiß ich auch schon.«
    »So, gleich sind wir da

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