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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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darin unsere wahre Freiheit gefunden. Selbst das einmütige Sklaventum der Geometer bietet der echten Freiheit mehr Schlupflöcher als die Welt des Schattens, in der absolut alles erlaubt ist. Denn sich so zu verhalten, wie man möchte, ist die wahre Sklaverei.
    Man macht sich damit zum Sklaven seiner selbst.
    Wie sehr ich den Schatten – seine eigentliche Grundlage ebenso wie die aus dem Nichts geschaffenen Tore – auch ablehnen mochte, momentan war ich bereit, alles für einen Feuersamen zu geben. Mit dem ich zugleich Schutz, Unsterblichkeit und eine Chance erwerben würde … und zwar nicht für mich. Schließlich hatte ich das alles ja schon bekommen, einfach indem ich durch ein Tor gegangen war.
    Das ganze Problem bestand jedoch darin, dass der Schatten uns nicht wollte. Wir hatten ihn nicht verdient, denn wir hatten ihn nicht erfleht. Vielleicht … wenn noch jemand anders unter uns gewesen wäre, jemand, der dieser Gratisgabe wenigstens etwas mehr Begeisterung entgegengebracht hätte, stärker an die außerirdischen Wohltaten geglaubt hätte … Vielleicht hätte er dann diesen Feuersamen erhalten. Aber wir wollten ihn nicht. Und deshalb würden wir ihn auch nicht bekommen.
    Niemand war ins Haus gegangen. Wir saßen immer noch vorm Lagerfeuer. Danilow war zwar einmal zum Haus gehumpelt, dann aber gewaschen und umgezogen zu uns zurückgekommen. Ich beteiligte mich nicht am Gespräch, sondern lauschte schweigend den endlosen Erklärungen, mit denen mein Großvater und Mascha Danilow überhäuften. Kelos hüllte sich ebenfalls in Schweigen. Eine Weile lief er herum, dann setzte er sich neben mich. »Du bist trotz allem ein tüchtiger Kerl«, sagte er leise. »Durch ein Tor zu gehen und zurückzukommen … Tüchtig.«
    In seiner Stimme schwang kein Neid mit. Wahrscheinlich hatte er schon vor Jahrhunderten verlernt, neidisch zu sein.
    »Genützt hat es aber nichts«, entgegnete ich.
    »Stimmt. Das wiederum habe ich erwartet.«
    »Kehr zurück, Kelos! Vielen Dank für alles. Du hast getan, was du tun konntest.«
    Er zuckte vage mit den Schultern. »Wollt ihr mich loswerden?«
    »Wieso geht du ein solches Risiko ein? Du bist immer noch am Leben. Und du bist nicht durch ein Tor gegangen. Noch gibt es für dich die Chance, nach Hause zurückzukehren.«
    »Habt ihr diese Chance?«
    »Nein.«
    Kelos nickte. Er hob die Hand. Auf dem Handteller erglomm ein Licht, ein winziges Fenster, das sich in der Luft öffnete.
    »Ist das eine Waffe?«, fragte ich mit gedämpfter Stimme.
    »Nein. Das gehört zum Informationssystem der Handelsliga. Es ist sehr einfach zu handhaben … ihm liegen die Systeme der Kristallenen Allianz zugrunde. Sieh mal …«
    In dem winzigen, formbaren Bildschirm bewegten sich die fünf hochgewachsenen, kantigen dunkelhäutigen Schatten. Ein Feuerpunkt glühte in den Händen desjenigen, der voranging. Die riesigen Facettenaugen spiegelten dieses Licht wider.
    »Sie kehren zu ihrem Schiff zurück«, sagte Kelos. »In ein, zwei Tagen … ich weiß nicht, wie schnell das Schiff ist … wird ihr Planet ein Teil vom Schatten.«
    Wir sahen einander an.
    »Der Samen der Tore ist nicht an einen bestimmten Planeten gebunden«, ergänzte Kelos leise. »Es ist bloß ein Samen. Der in jede Erde gesteckt werden kann.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Kelos ballte die Hand zur Faust, worauf der in der Luft hängende Bildschirm erlosch und sich in eine lodernde kleine Kugel verwandelte. Die fast wie ein Samen aussah.
    »Überleg es dir«, sagte er müde.
    »Sie werden beobachtet.«
    »Das bezweifle ich. So weit geht die Liebe der Liga für den Schatten nicht.«
    »Wo … wo sind sie?«
    »Ich könnte es herausfinden.«
    »Kelos … warum tust du das?«
    »Ich bin ein Mensch.«
    »Mir musst du das nicht beweisen. Wirklich nicht, das kannst du mir glauben!«
    »Sich selbst muss man das aber sein Leben lang beweisen, mein Junge.«
    Er öffnete die Faust wieder, und etwas, das wie ein trockenes, flammendes Blatt aussah, glitt in die Dunkelheit und löste sich dort auf.
    »Ihr braucht das dringender. Früher einmal galt für die Kristallene Allianz das Versprechen, niemandem Hilfe zu verweigern. Niemandem. Wenn unsere Hilfe oft auch grausam und blutig war … wenn die Allianz auch nicht mehr besteht … Aber ich lebe noch.«
    »Auf Danilow verzichten wir besser«, sagte ich leise. »Er darf nicht mitkommen … unter keinen Umständen darf er in einen Kampf ziehen. Meinen Großvater möchte ich nicht dabeihaben. Bleiben du, ich

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