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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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erst die Zahl der im Lager vorrätigen Waffen überprüfen …«
    »Zwei einzelne«, erklärte Mascha. »Für mich und für Danilow.«
    »Eine kluge Entscheidung.« Ich nickte. »Ich habe kein gutes Augenmaß. Nachher halte ich die Distanz nicht ein …«
    Als wir schon am Ausgang waren, schielte Mascha noch einmal zu ein paar grellroten Scheiben hinüber. »Atomminen?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete der Alari voller Respekt. Offenbar hatte Maschas letzte Waffenwahl ihn beeindruckt.
    »Die kenn ich«, bemerkte Mascha beiläufig, nahm sie jedoch nicht. »Gehen wir zu mir, Petja. Ich habe Kaffee.«
    »Woher kennst du dich so gut mit ihren Waffen aus?«, fragte ich im Gang.
    »Ab und an sickern eben Informationen durch«, antwortete Mascha ausweichend.
    Man weiß ja, zu wem Informationen normalerweise durchsickern …
     
    In der Kajüte, die die gastfreundlichen Alari den Menschen zur Verfügung gestellt hatten, war ich bisher nur einmal gewesen. Als ich im Sessel Platz nahm, fiel mir meine aufrichtige Freude ein, die ich bei dem Gedanken empfunden hatte, dass es spezielle Sitzmöbel gab.
    Gedächtnisschwäche ist eine glückliche Krankheit. Voll angenehmer Überraschungen.
    Der Kaffee kam aus der Schweiz, Nescafé, in Plastikbechern, die sich selbst erwärmten und aus der Flugration des Shuttles stammten. Ich zog den blöden Strohhalm heraus, denn damit konnte man seinen Kaffee wirklich nur in der Schwerelosigkeit oder bei getrübtem Verstand trinken, zog das Stanniol vom Becher und schnupperte genüsslich. Das Getränk, das bei den Geometern den Kaffee ersetzte, hatte letzten Endes doch einen völlig anderen Geschmack. Schließlich nahm ich den ersten Schluck.
    »Vielen Dank, Mascha. Das ist genau das, was ich jetzt brauche.«
    In der Regel hören Frauen immer gern Komplimente bezüglich ihrer kulinarischen Meisterschaft. Selbst wenn sie nur eine Konservendose aufgemacht haben, sollte man sich so begeistert zeigen, als hätten sie gedämpften Stör oder lockeren usbekischen Pilaw aufgetischt. Auch Mascha nahm das Kompliment zufrieden auf.
    »Mir ist völlig schleierhaft, wie ihr für einen ganzen Monat wegfliegen könnt«, erklärte sie, »ohne etwas Anständiges zu essen dabeizuhaben.«
    »In den Weltraumbahnhöfen gibt es Restaurants. Da kann man anständig essen.«
    »Ach ja? Werden die denn von der Erde beliefert?«
    »Natürlich nicht. Normalerweise erhalten die Außerirdischen bloß Proben von Fleisch, Kartoffeln und Kräutern. Die Aliens imitieren dann unsere Lebensmittel auf der Grundlage ihrer synthetischen Nahrungsmittel. Das ist zwar auch teuer, aber billiger, als wenn sie die Waren importieren würden.«
    »Und schmeckt wahrscheinlich besser«, bemerkte Mascha.
    »Nicht unbedingt. Richtiges Essen ist immer unterschiedlich. Sogar auf der Erde schmecken die Kartoffeln von den Nachbarfeldern anders. Und das gilt erst recht für Fleisch, schließlich gibt es keine zwei identischen Kühe.«
    »Es ist widerwärtig, Tiere zu töten, um etwas zu essen zu haben«, sagte Mascha plötzlich.
    »Du wirkst gar nicht wie eine Vegetarierin …«
    »Bin ich auch nicht, aber nur aus Vernunftgründen. Tierische Nahrung ist notwendig, deshalb nehme ich sie zu mir.«
    Diese Sicht der Dinge amüsierte mich. Wenn du gern Fleisch isst – warum dann diese Verrenkungen?
    »Ist das irgendwie komisch?«, fragte Mascha streng.
    »Ja. Deine militärischen Kenntnisse und deine Tierliebe sind …«
    »Ja, ja, ich weiß, Hitler war auch Vegetarier … Pjotr, ein ehrlicher Kampf ist eine Sache, etwas anderes ist es, Tiere als Nahrungsmittel zu verwenden.«
    Ich setzte den Streit nicht fort, das bringt in solchen Fällen nie etwas. »Trotzdem ist deine Begeisterung für Waffen eher typisch für Männer«, sagte ich nur noch.
    »Ja und? Meine ganze Kindheit über habe ich darunter gelitten, kein Junge zu sein. Man hat mich sogar zu einem Psychiater geschleppt. Ich litt aber nicht unter sexuellen Störungen, sondern zeigte nur eine erhöhte Aggressivität und einen enormen Drang zur Macht.«
    Ich verschluckte mich am Kaffee und gelobte mir feierlich, mit Mascha nie wieder ein Gespräch über ein solches Thema anzufangen. Eine derartige Offenheit erschreckt mich immer.
    Andererseits schrie die Situation förmlich nach solchen Gesprächen. Mein Großvater samt Zähler – jetzt musste ich die beiden ja immer zusammen denken – waren sonst wo. Vielleicht besprachen sie etwas mit dem Kommandanten, keine Ahnung. Und Danilow war beim Shuttle

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