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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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angeht – die fußt auf einer klar östlichen Grundlage.«
    »Interessant«, bemerkte der Alari. »Ich habe immer angenommen, die irdische Zivilisation sei ein Musterbeispiel für eine ausgesprochen strukturierte Gesellschaft. Im Unterschied zu unserer beispielsweise.«
    Jemand – ich glaube, Danilow – lachte.
    »Das wundert mich gar nicht«, entgegnete mein Großvater. »Wenn wir eine fremde Gesellschaft studieren, fallen uns in erster Linie solche Aspekte wie Ordnung und Struktur auf.«
    »Lassen sich denn irgendwelche Schlüsse über die Gesellschaft der Geometer ziehen?«, fragte der Kommandant.
    »Ja. Wir sind einander relativ ähnlich, Xenophobie dürfte insofern kein Problem darstellen. Pjotr, stimmst du mir da zu?«
    »Ich glaube schon, Großpapa«, antwortete ich, nachdem ich kurz darüber nachgedacht hatte. »Insgesamt ist ihre Gesellschaft natürlich kein Konzentrationslager. Trotzdem ist bei ihnen alles sehr streng organisiert. Dabei können sie aber auf jede Form von Unterdrückungsmechanismus verzichten, denn alles ist auf der Ideologie aufgebaut.«
    »Auch das ist charakteristisch für einen östlichen Entwicklungsweg«, fuhr mein Großvater fort. »Und das ist sehr schlecht. Wenn eine östliche und eine westliche Gesellschaft nämlich technisch gleich weit entwickelt sind, dann hat ein Konflikt zwischen ihnen ausgesprochen traurige Folgen. Wenn das Konklave wenigstens eine einheitliche, übergreifende Ideologie hätte …«
    »Die Zivilisation der Geometer ist nicht sehr groß, Andrej Valentinowitsch«, gab Danilow zu bedenken. »Wenn es wirklich zu einem Zusammenstoß käme …«
    »Und wie sollte der aussehen?«, konterte mein Großvater genüsslich. »Würden die furchterregenden Geschwader des Konklaves etwa die Welten der Geometer bombardieren? Das glaubst du ja wohl selbst nicht! Selbst die Erde schafft es, eine Politik der Zurückhaltung zu betreiben … Du hast wohl angenommen, ich sei nicht im Bilde, was? Dass ich nichts von den Fähren wüsste, die, mit Kobalt- und Wasserstoffbomben beladen, seit zehn Jahren in den Umlaufbahnen kreisen? Und die Aliens wissen darüber ebenso Bescheid. Sind Ihnen diese Fakten bekannt, Kommandant?«
    »Ja«, antwortete der Alari knapp.
    Mich brachte das ein wenig aus dem Konzept – denn ich hatte davon ehrlich gesagt noch nie etwas gehört.
    »Das Entwicklungsniveau bestimmt die Form des Konflikts«, dozierte mein Großvater weiter. »Die Rassen des Konklaves werden es nicht auf einen Krieg ankommen lassen. Im äußersten Fall richten sie Quarantänezonen ein und versuchen, die Geometer zu isolieren, sich gegen sie abzuschotten. Ob das bei einer Rasse gelingt, die ihr Sternsystem durch die gesamte Galaxis transportiert hat? Ich habe da meine Zweifel. Deshalb dürfte es eher zu einer Art kaltem Krieg kommen. Dann können die Geometer allerdings prompt die attraktiven Seiten ihrer Gesellschaft ins Spiel bringen. Sie werden dem Konklave einen Planeten nach dem nächsten abspenstig machen. Wenn wir gehen, verliert das Konklave seine Fuhrleute. Wenn die Alari gehen, sinkt die Kampfkraft um rund vierzig Prozent. Gehen die Stäubler, gerät die Montanindustrie in die Krise. Wenn das den Starken Rassen klar ist, sie sich aber trotzdem für den Krieg entscheiden, steht der Galaxis ein wahrer Genozid bevor. Denn bevor die Geometer untergehen, bevor sie unter Angriffen zusammenbrechen, werden ihre Schiffe die meisten bewohnten Planeten in Schutt und Asche legen. Sie werden Gift spritzen, das ist eine traditionelle, sehr effektive Vorgehensweise bei ihnen. Und was wollen wir einem winzigen, schnellen und gut gesicherten Schiff entgegensetzen? Vor allem, wenn dieses Schiff sich einem Planeten nur zu nähern und eine einzige kleine Bombe mit verseuchtem Aerosol in der Atmosphäre abzuwerfen braucht? Stellen wir uns doch einmal vor, die Jentsh und ihr Alari würdet das ganze System der Geometer tatsächlich in Staub legen. Aber selbst dann würden immer noch die Schiffe überleben. Und die würden sich rächen. Die gäben für lange – für sehr lange Zeit – keine Ruhe!«
    »Wenn ihre Schiffe wirklich, wie wir annehmen, die Vakuumenergie nutzen, sind sie quasi völlig autark«, flocht Mascha ein.
    Es folgte eine lange Pause.
    »Dann hältst du es also für falsch, Andrej Chrumow, das Konklave und die Geometer aufeinanderzuhetzen?«, fragte der Alari schließlich.
    »Ich halte es für überflüssig. Ihr Verhältnis ist ohnehin ein antagonistisches. Und die Starken

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