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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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deprimiert so.«
    Fragend schaute ich ihn an.
    »Wir wollen ihn noch verabschieden, wie man es bei uns zu Hause macht«, ergänzte Hope.
    »Wie macht man es denn auf Loduun?«, fragte ich.
    Da niemand zu Bert kam, kam dieser jetzt zu uns. Er stellte sich hinter Silas und legte ihm die Hände auf die Schultern.
    Der Junge sah zu ihm auf. »Wir wollen es noch auf Loduunisch machen.«
    Bert nickte. Er schien zu verstehen.
    Die Kinder verteilten sich um das Grab herum. In gespannter Erwartung stellte ich mich zu ihnen. Bert nahm ebenfalls seinen Platz ein, und wir fassten uns alle an den Händen. Die Kinder fixierten Airkings letzte Ruhestätte. So, wie Iason die Deckenklappe im Aufzug fixierte, als wir gemeinsam festgesteckt hatten, oder Ariel die Murmel im Gartenhüttchen.
    Das Erste, was mir auffiel, war so eine Murmel, die sich leicht bewegte und schließlich vom Grab kullerte. Ihr folgten weitere, und dann setzten sich auch die Autos und Blumen in Bewegung.
    Airkings Grab erhob sich, bis es ein viel größerer Hügel war. Dann schob sich die Erde auseinander und gab ihn frei. Nun war es Airking , der sich zu bewegen begann. Er kam aus seinem Grab, setzte sich wieder zusammen und erhob sich in die Luft. Mehr und mehr stieg er in die Höhe. Die Kinder lachten. Sie zischten und winkten ihm fröhlich zu.
    »Was macht ihr da?«, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten.
    Luna sah kurz zu mir hin. »Wir verabschieden uns von ihm und bedanken uns.«
    »Der Gute hat so viel für uns getan«, erklärte Silas und widmete sich wieder lachend Airking , der davonschwebte. »Seht mal, jetzt dreht er sich im Kreis!«
    »Super, Airking !« Luna klatschte.
    »Jetzt darfst du dich endlich ausruhen.« Hope winkte ihm nach.
    »Das hat er sich auch verdient.«
    Verdutzt sah ich zu Ariel. Hatte er das gesagt?
    »Genau«, meinte Tony und winkte ebenfalls. »Danke, Airking !«, rief er zum Himmel hinauf.
    »Danke!«, verabschiedeten ihn die Kinder immer wieder. Sie winkten und lachten, bis Airking nur noch ein winziger Punkt am Himmel war.
    Bert winkte ebenfalls. »Sie feiern, was Airking hinterlassen hat«, erklärte er mir. »Was nicht gewesen wäre, ohne den Sinn, den er hatte. Airking gab ihnen Freude, und mit dieser Freude verabschieden sie ihn nun auch.«
    »Danke, Airking «, sagte ich gerührt und blickte ihm nach. Dann verschwand er kreiselnd wie ein Propeller in den Wolken.
    »Jetzt«, sagte Luna. Die Kinder fassten sich erneut an den Händen und sahen zum Himmel. Für einen kurzen Moment tauchte Airking wieder aus den Wolken auf. Zuerst dachte ich, sie würden ihn mit vereinten Kräften wieder zurückholen. Ich freute mich schon. Aber dann war er weg.
    »Was war das denn jetzt?«
    »Wir haben ihn in seine Atome aufgelöst«, erklärte Hope.
    »Okay«, sagte ich lang gezogen.
    »Soll ich das Essen hierher holen?«, fragte Bert nach einer Weile.
    Sein Vorschlag wurde laut begrüßt. Er beeilte sich und kam schon bald mit einem Gemüseauflauf wieder. Hope verteilte die Teller, Luna reichte die Pfanne rund, und Silas legte jedem von uns eine ordentliche Portion auf. Ausgelassen machten sie sich über das Abendbrot her. Es gab nur ein Gesprächsthema. Die schönen Situationen mit Airking , der – und das wurde mir erst jetzt so richtig klar – den Kindern in der schweren Anfangsphase hier auf der Erde stets ein treuer Begleiter gewesen war.
    Als wir zum Haus zurückgingen, schienen die Kinder vollkommen versöhnt mit Airkings »Ableben«. Ihr Umgang mit dem Tod war faszinierend, viel schöner als der unsere.
    Auch ich fühlte mich auf eine seltsame Weise gelöst. Einzelne Situationen mit Airking spulten sich in meinem Kopf ab, immer von dem Gedanken begleitet, dass wir all das nicht erlebt hätten, wäre Airking nicht gewesen.
    Ich holte eine Schüssel aus dem Schrank und füllte das übrig gebliebene Essen um. Bert kam mit einem leeren Mülleimer zurück.
    »Sag mal, woher weißt du eigentlich all das über die Kinder?«, fragte ich ihn. »Ihre Sitten und Bräuche, nichts davon scheint dir fremd zu sein.«
    Bert zuckte mit den Schultern. »Ich bin tagtäglich mit ihnen zusammen, Mia. Wir wohnen gemeinsam, essen miteinander, wenn sie das Heimweh überkommt, tröste ich sie. Ich bin immer für sie da. Es vergeht kaum Zeit, die ich nicht mir ihnen verbringe.«
    Ich nickte. Das klang logisch. Aber durch seine Antwort stieß ich auf eine Frage, die ich mir bisher nie gestellt hatte. Wieso war Bert eigentlich immer hier? Hatte er gar

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