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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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keine eigene Familie? Gab es niemanden, außer uns, dem er etwas bedeutete? Es war genau, wie er sagte. Sein ganzes Leben galt den Kindern. Er schien überhaupt keine Freunde zu haben. Jedenfalls hatte ich noch nie erlebt, dass jemand ihn anrief oder er sich mit irgendwem traf.
    War Bert einsam?

    Eine Stunde später fragte ich mich allmählich, wo Iason blieb.
    »Du bist dran, Mia.«
    Ach ja, wir spielten gerade in Hopes und Ariels Zimmer Mau-Mau.
    Tony stieß mich von der Seite an. »Nicht den Buben legen. Silas hat auch einen.«
    Ich hörte den Schlüssel im Schloss und legte meine Karten weg. »Ich setze mal ’ne Runde aus.«
    Silas murrte zunächst, besann sich dann aber wieder auf das Spiel.
    »Hallo«, hörte ich die schönste Stimme des Universums von unten.
    Keine Sekunde später stand ich schon an der Empore. Würde bewahren, mahnte ich mich, kämpfte gegen den inneren Drang an, die Treppe hinabzurennen. Ich atmete tief durch und hielt mich am Geländer fest. Langsam – das war vielleicht schwer – kam ich die Stufen hinab. Das Herz schlug mir fast bis zum Hals. Auf der Hälfte der Treppe hielt ich überwältigt inne. Da stand er, und seine Augen strahlten wie zwei sich erhellende Dimmer zu mir hinauf. Zum Teufel mit der Würde. Von da ab nahm ich zwei Stufen auf einmal.
    Er breitete die Arme aus, und ich sprang hinein.
    »Du bist da«, flüsterte ich.
    Er duftete … er fühlte sich an … er war einfach … Hmhm.
    »Entschuldige, es hat etwas länger gedauert.«
    Ich löste mich von ihm und stellte mich auf die erste Treppenstufe, um etwas mehr auf seiner Höhe zu sein. Und dann verschmolzen unsere Lippen. – Bis Tonys Stimme uns wieder ins Hier und Jetzt zurückriss.
    »Was macht ihr denn da?«
    Hope stand neben ihm auf der Treppe, und die beiden betrachteten uns voll Misstrauen. Tony schien verärgert. In Hopes Blick lag eher Unsicherheit. Ich glaubte sogar, eine Spur Angst darin zu lesen.
    Sofort löste ich mich von Iason. Er aber ließ den Arm um meine Schultern und winkte die beiden zu uns heran.
    »Kommt mal her.«
    Tony kam grummelnd. Hope zögerlich.
    Doch Iasons Blick folgte ihnen nicht. »Ihr auch«, rief er nach oben.
    Zwei weitere Köpfe lugten plötzlich durch das Geländer an der Empore. Silas grinste. Sein Lauschangriff schien ihm nicht im Mindesten peinlich zu sein. Lunas Gesicht hingegen brannte vor Scham.
    Bert guckte kurz aus der Küche. »Ein Tipp noch, Ariel versteckt sich in der Garderobe.«
    Hinter Franks Mantel raschelte etwas.
    »Nicht zu glauben«, sagte ich. Iason seufzte. Ariel sagte wie gewöhnlich kein Wort, lugte aber zwischen den Jacken hervor. Bert schloss taktvoll die Tür. Wenigstens einer!
    In diesem Moment kamen Finn und Frank die Kellertreppe herauf. Frank blieb verdutzt auf der letzten Stufe stehen. Finn blickte ihm über die Schulter. »Gibt es hier was umsonst?«, wollte er wissen.
    Stöhnend ließ ich die Stirn auf Iasons Schulter fallen.
    »Okay«, begann der ein wenig ratlos. »Mia und ich, wir …«
    »Ja?« Tony blitzte ihn an wie einen Nebenbuhler. – Was Iason für ihn in gewisser Weise ja auch war. Schließlich hatte Tony noch immer die feste Absicht, mich zu heiraten.
    »… ähm … wir mögen uns sehr gern«, fuhr Iason fort.
    »Wie gern magst du denn meine Mia?« Das »meine« betonte Tony ausgesprochen stark.
    »Sie sind verknallt, Dummkopf. Sie wollen knutschen, sich mit den Lippen berühren.«
    Tony sah Silas mit hilflosem Unverständnis an.
    »Na, sie sind verliebt«, half Silas ihm auf die Sprünge. »Da macht man auf der Erde so was.«
    Tony riss die Augen auf. Silas kam sich unheimlich erfahren vor.
    Finn unterdrückte ein Prusten. »Woher weißt du denn, was Knutschen ist?«
    »Hab ich auf dem Schulhof gesehen«, erklärte Silas mit stolzgeschwellter Brust.
    »Ist das was wie Heiraten?« Tony schien am Boden zerstört.
    »Nun …«, stammelte Iason.
    »Genau«, sagte Silas.
    »Nein!« Ich stürzte auf Tony zu und streichelte sein Gesicht. »Mit Iason ist das etwas ganz anderes als mit dir. Du bist und bleibst mein Tony, genau wie vorher auch.«
    »Stimmt ja gar nicht«, widersprach Silas vorlaut. »Leute, die knutschen, wollen meistens allein sein. Für andere haben sie dann gar keine Zeit mehr.«
    Hope presste die Lippen zusammen, stand unbeweglich da und schien den Tränen nah.
    Iason ging zu seiner Schwester hin und nahm sie auf den Arm. »Mia und ich müssen etwas mit Hope und Tony besprechen. – Allein«, wandte er sich an

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