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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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»Ich weiß einfach nicht, wie Liebe sich anfühlt.«
    Er ging am Bachufer in die Hocke, schöpfte Wasser und kühlte sich das markante Gesicht. Ich stand hinter ihm.
    »Aber irgendetwas geschieht mit mir, Mia. Es ist, als könnte ich mehr empfinden.« Viele Herzschläge versank er in Schweigen.
    Ich wartete.
    »Ob das am Sauerstoffgehalt auf der Erde liegt?«, dachte er laut.
    Ich schmunzelte in mich hinein. Auch wenn ich für gewöhnlich gern alles ausdiskutierte – was das anging, musste er schon selbst darauf kommen.
    Er wandte sich leicht um. Seine folgenden Worte kamen ganz leise. »Bist du es denn? Verliebt, meine ich.«
    »Vielleicht«, sagte ich nur.

26

    V erflixt! Dieser blöde Süßigkeiten-Automat.
    Verstohlen sah ich mich um. Kein Lehrer war in der Nähe. Also schlug ich mehrmals mit der Faust auf den Chipeinwurf und trat gleichzeitig von unten mit dem Fuß gegen die Maschine.
    Geht doch, dachte ich schließlich zufrieden und nahm meine zwei Vanille-Flips.
    Ich steckte meinen Chip in das Portemonnaie zurück und wollte mich gerade zum Physiksaal aufmachen, als ich Iason lässig an der Wand lehnen sah.
    Beeindruckt hob er die Braue. »Innovative Vorgehensweise.«
    »Ach, das Ding funktioniert nur noch so.« Mein Herz begann, wie verrückt zu rasen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich nach gestern verhalten sollte.
    »Sag mal, was machst du eigentlich hier? Wolltest du dich heute nicht mit Richter Hartung treffen?«, fragte ich.
    »Das habe ich bereits. Es gab allerdings nicht viel Neues, deshalb bin ich doch noch gekommen. Ich wollte dich von Altsprachen abholen. Aber du warst schon weg. Und dann hörte ich diesen Lärm.«
    »Und da dachtest du dir, das kann nur Mia sein!«
    Iason sah mich an. Wahrscheinlich hätte nicht mal Nostradamus in diesem Moment erahnen können, was gerade in ihm vorging.
    »Nein. Das dachte ich nicht«, sagte er.
    Verlegen stopfte ich das Eis in meine Tasche.
    Er richtete sich auf. »Können wir gehen?«
    Himmel! Konnte er nicht ein bisschen weniger schön sein!
    »Wohin?«, fragte ich etwas zerstreut.
    »Zum Physiksaal.« Mit einem kurzen Blick wies er den Gang hinab. »Frank wartet bestimmt schon.«
    Ich lächelte bejahend und wir machten uns auf den Weg.
    Es war komisch, so dicht neben ihm zu gehen, ohne dass wir uns berührten. Ich roch den Duft, der ihn so unvergleichlich machte. Und dann kribbelte es in meiner Nase.
    Verflixt, ich musste niesen!
    Er grinste und legte wortlos den Arm um mich.
    »Was hat Hartung gesagt?«, wollte ich wissen.
    »Seit dem Vorfall im Labor fehlt von SAH jede Spur. Es hat den Anschein, dass er nach Loduun zurückgekehrt ist. Weiler wird observiert, aber auch er hält sich derzeit bedeckt.«
    Das Monster war fort. Fort von den Kindern. Die Erleichterung in mir war kaum zu beschreiben.
    »Und O’Brian? Hat man von ihm was gehört?«
    »Nein. Aber morgen läuft seine Krankmeldung aus.«
    »Der Feigling verlängert sie bestimmt.«
    »Das denke ich auch.« Iason stieß ein Geräusch aus, das seinen ganzen Ärger darüber ausdrückte. »Nun, er wird sich einigen unangenehmen Fragen stellen müssen.«
    In der Tat, das würde er. Ich blickte auf die Uhr. In fünf Minuten begann die letzte Doppelstunde für heute. Experimente. Ein Wahlpflichtfach, in dem man in Kleingruppen zusammenarbeitete und versuchte, irgendwelche elektrischen Geräte nachzubauen. Frank, Iason und ich hatten uns für einen alten Wellenempfänger entschieden. Das sollte eine Art Walkie-Talkie aus der Zeit unserer Urururgroßeltern sein. Nachdem Weilers Gorillas durch die Sendefrequenz unseres Allround-Walkie-Talkies auf uns aufmerksam geworden waren, wollte Frank ein Gerät bauen, dessen Sendefrequenzen von niemandem mehr genutzt wurden; niemandem außer uns.
    Iason und ich fanden diese Idee genial. Also hatten wir uns angeboten, ihm zu helfen.
    »Ich gehe mich noch mal kurz frisch machen«, sagte ich, als wir an den Toiletten vorbeikamen.
    Finn wartete an der Ecke.
    Iason zischte ihm etwas auf Loduunisch zu. »Wir sehen uns dann unten«, sagte er anschließend zu mir. Mit einem Kuss auf die Wange verabschiedete er sich und ging zu Finn.
    Der Gang war voller Schüler, die in alle Richtungen strömten. Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass ich Mirjam erst bemerkte, als ich ihr nicht mehr ausweichen konnte. Sie hatte die Haare zu einem Pagenschnitt verkürzt und lehnte mit dem Rücken an der Eingangstür der Mädchentoiletten, die ich gerade aufsuchen wollte, und

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