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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Leute werden zwar noch eine Weile brauchen, ehe sie nach dir suchen können, aber allzu lange sollten wir uns hier nicht mehr aufhalten.«
    »Was hast du mit ihnen gemacht?«, fragte ich schockiert.
    Doch er schüttelte bloß den Kopf.
    Ich führte ihn die Straße hinab, bis wir wieder das Dorferreichten. Als wir an der Kirche vorbeikamen, horchte er auf. »Da ruft eine Vogelmutter verzweifelt nach ihrem Jungen.«
    »Ich weiß. Sie ist eine Nachtigall.«
    »Eine Nachtigall? Ich dachte, die sind ausgestorben?«
    »Das hab ich auch geglaubt. Bis ich ein Küken im Gras hinter der Kirche gefunden habe.«
    Verwundert sah er mich an. »Also gibt es diese Vogelart noch.«
    »Vereinzelt zumindest.«
    »Das freut mich.« Wieder lauschte er.
    »Das Junge ist aus dem Nest gefallen.« Ich erzählte ihm von meinen Versuchen, den Kleinen zu füttern, dass ich für ihn einen ganzen Tag lang Ungeziefer gefangen oder zermalmt hatte. »Aber Pete hat nicht überlebt.«
    »Du hast ihm einen Namen gegeben?«
    »Ja. Er liegt jetzt unter einem Sommerflieder, mit Kreuz drauf und so.«
    Iason sah hinauf zur Turmspitze. »Das dort oben ist aber keine Nachtigall, oder?«
    Ich folgte seinem Blick, als die blöde Elster auch schon kreischend auf mich niederstürzte. Ich konnte gerade noch ausweichen.
    »Nein, das ist die doofe Ziege, vor der ich Pete beschützt habe.«
    »Sie ist seine Mutter.«
    »Was?« Ich riss die Augen auf. »Nicht wahr, oder?«
    »Zumindest ist sie sehr wütend auf dich. Sie denkt, du hast ihr Junges.«
    Ich schlug die Hände vor den Mund. »Nein!«
    Iason zwitscherte der Elster etwas zu.
    »Was sagst du ihr?«
    »Ich hole für dich die Kohlen aus dem Feuer. Ich erkläre ihr, was passiert ist, und warum du so voreilige Schlüsse gezogen hast.«
    »Sag ihr, dass es mir wirklich leidtut. Der Kleine war nackt.Ich konnte nicht erkennen, welche Vogelart es war.« Ich stampfte mit dem Fuß auf. »Das war echt keine Absicht!«
    Die Elster ließ sich auf Iasons Schulter nieder und mir war, als würde sie mich mit ihren schwarzen Knopfaugen anschauen. Konnten Vögel traurig aussehen? Fast schien es so.
    »Es tut mir so leid«, sagte ich zu ihr.
    Iason übersetzte.
    Die Elster kreischte, flatterte auf und flog davon. Ich sah ihr nach, bis sie hinter der Kirche verschwand.
    »Komm«, holte Iason mich aus den Gedanken. Schweigend gingen wir weiter.
    Es waren nur noch wenige Schritte. Ich zeigte auf mein windschiefes Haus. »Hier ist es.«
    Iason hob die Augenbrauen. »Bescheidene Unterkunft«, kommentierte er.
    Ich stieg die Stufen zur Veranda hinauf. »Ich hole nur schnell meine Sachen.«
    Iason zog sein iCommplete hervor und klappte es auf. »Ich rufe inzwischen Bert an. … Kein Empfang.«
    »Tja«, seufzte ich. »Die neuen Frequenzen wurden erst eingerichtet, als die Dörfer schon längst verlassen waren.«
    »Ich versuche es noch mal hinterm Haus, ansonsten gehen wir halt zur Windkraftanlage. Hier oben kann Bert ohnehin schlecht landen.«
    Perplex hielt ich an der Tür inne. »Wie, Windkraftanlage? Ist die etwa in der Nähe?«
    »Kaum eine Dreiviertelstunde Fußmarsch entfernt. Warum sonst, glaubst du, ist dir hier nichts geschehen. Dieser Ort liegt zu nah an der Zivilisation, als dass SAH sich hierherwagen würde.«
    Ich kratzte mich am Kopf. »Dann muss ich Dussel irgendwie im Kreis gelaufen sein.«
    Iason schnaubte. »Ich bin ziemlich froh, dass du dich nicht noch origineller versteckt hast.«
    Das erste Mal seit Tagen schlich sich ein Lächeln in mein Gesicht. Dann ging ich hinein.
    Meine Kleider, der Geldbeutel, die Wasserflasche – als alles in meinem Rucksack verstaut war, nahm ich Petes Nest in meine Hände und betrachtete es. Sollte ich es auf sein Grab legen oder mitnehmen? In diesem Moment kam Iason herein.
    Er sah sich um. »Es stinkt widerlich hier drin.«
    »Hey, lass mein Haus in Ruhe. Ich hab Stunden gebraucht, um es herzurichten.«
    »Später übernehme ich besser den Haushalt bei uns«, sagte er, wofür er einen zarten Knuff in die Seite bekam. Doch innerlich strahlte alles in mir. Er glaubte an eine Zukunft! Vielleicht nicht jetzt und auch nicht hier auf der Erde, aber irgendwann hielt er es für möglich.
    Iason nahm den Rucksack. »Können wir?«

32

    G efühlte zwanzig Minuten später zeichneten sich wieder Empfangsbalken auf Iasons iCommplete ab und er rief Bert an.
    »Bert beeilt sich«, sagte er dann.
    Der Weg zur Windkraftanlage kam mir sogar noch kürzer als eine Dreiviertelstunde vor.
    Dort

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