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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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angekommen, begaben wir uns in den Schatten einer Lagerhalle, um auf Bert zu warten. Ich setzte mich in den Staub. Den Rücken gegen die weiße Bretterwand gelehnt, musste ich fortwährend gähnen. Die kalten Nächte und der damit einhergehende Schlafmangel während der letzten Tage forderten nun ihren Tribut.
    Iason stand vier Schritte entfernt von mir und blickte nach Osten zur Sonne hinauf. Er krempelte seine Ärmel hoch. Die Temperaturen der irdischen Sommer machten ihm schon morgens zu schaffen. Das zarte Blau, das ihn umgab, schimmerte auf eine Weise, die mir intensiver als sonst vorkam. Ob es seine Erleichterung preisgab, weil er mich gefunden hatte?
    »Mia, ich …«
    Das dunkelgrüne Flugschiff des Tulpenwegs brauste näher. Wenige Sekunden später senkte es sich über dem Vorplatz der Lagerhalle und kam zum Stehen.
    »Wir müssen«, sagte Iason.
    Als Bert uns näher kommen sah, stieg er sofort aus und empfing mich mit offenen Armen. »Bin ich froh, dass du wieder bei uns bist«, sagte er und drückte mich an sich.
    Für meinen Geschmack waren alle viel zu nett zu mir. Währendder Fahrt bedachte Bert mich einige Male mit einem Lächeln, während Iason keine Sekunde den Blick von mir ließ. Ich hatte das alles gar nicht verdient. Und dann waren da noch immer diese Papierschnipsel. Zögernd griff ich in meine Hosentasche. Sollte ich sie Iason geben? Was aber würde danach mit uns geschehen?
    Wir erreichten den Tulpenweg und ich schob den Wust in meine Jeans zurück.
    Das Haus lag in vollkommener Stille da. Die Kinder waren wohl alle in der Schule.
    Als wir gerade die Eingangstreppe hinaufstiegen, klingelte Berts iCommplete.
    »Ja, hallo?«
    Bert lauschte. »Nicht schon wieder«, stöhnte er. »Alles klar, ich komme.« Seufzend drückte er auf den Off-Knopf.
    »Was ist passiert?«, wollte ich wissen.
    »Finn sucht Ariel. Der Junge ist heute Morgen nicht in der Schule angekommen.« Bert presste die Finger an die Schläfen. »Dieses Kind treibt mich noch in den Wahnsinn.« Er machte auf dem Treppenabsatz kehrt und ging zum Flugschiff zurück.
    »Geht ihr ins Haus. Finn und ich kümmern uns darum.«
    »Warte, wir helfen mit!«, rief ich ihm nach.
    Bert winkte ab. »Wahrscheinlich ist der Junge sowieso wieder auf Vulko. Da habe ich ihn gestern und vorgestern auch gefunden.«
    Überrascht sah ich Iason an. Der zuckte mit den Schultern. »Ariel eben.«
    »Ariel eben«, wiederholte ich.
    »Bert, sollen wir nicht doch lieber mitkommen?«
    »Nein! Ihr zwei ruht euch aus.« Wenn Bert diesen Tonfall anschlug, hatten weitere Überzeugungsversuche keinen Sinn. Und so ließen wir es dabei bewenden, während unser Heimvater in sein Schiff stieg, die Tür schloss und davonbrauste.
    Einen stillen Augenblick sahen wir uns befangen an.
    »Was hältst du von einem kleinen Nickerchen unterm Kirschbaum?«, schlug ich vor. Meine Lider wurden immer schwerer.
    Auch Iason rieb sich müde über das Gesicht. »Ich kann mich leider nur ein paar Minuten zu dir legen.«
    Ich folgte ihm zur Tür. »Ein bisschen Schlaf würde dir aber guttun.«
    »Später.« Er schloss auf. »Kannst du Finn ausrichten, dass ich Tom im nördlichen Teil der Berge suche? Sobald er wiederkommt, soll er sich den Osten vornehmen.«
    Hatte ich da gerade richtig gehört? »Du gehst schon wieder?«, fragte ich.
    »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit«, sagte er, während wir in den kühlen Flur traten.
    »Dann komme ich mit.«
    »Auf keinen Fall!«
    »Aber ganz bestimmt sogar.«
    Iason strich sich das Haar zurück und nahm sich sichtlich zusammen. »Mia, ich habe drei Tage wegen dir Höllenqualen gelitten, du glaubst doch nicht im Ernst, ich lasse zu, dass du dich jetzt gleich wieder in Gefahr begibst!«
    Ich knallte meinen Rucksack in die Ecke. »Greta hat recht, du bist echt ein Chauvi.«
    »Das hat damit gar nichts zu tun«, sagte er. »Doch bin und bleibe ich dein Wächter. Ob dir das nun passt oder nicht.«
    »Aber …«
    »Nichts aber«, schnitt er mir das Wort ab und ging in die Küche. Ich folgte ihm, so einfach kam er mir jetzt nicht davon. Er holte zwei Gläser aus dem Schrank, nahm den Orangensaft und wollte uns gerade einschenken, als er mitten in der Bewegung innehielt und die Flasche wieder absetzte. »Es ist wirklich faszinierend, wie schnell wir uns immer wieder in die Haare kriegen.« Dann füllte er die Gläser und reichte mir meines.
    »Das liegt nur daran, dass du immer so stur bist«, sagte ich.
    »Wer sturer ist, können wir ja ein andermal

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