Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
Vom Netzwerk:
und spielte dann die Aufzeichnung der Überwachungskamera ab. Da wusste ich, dass du in die Berge geflohen bist. Ich habe sie zwei Tage lang durchkämmt, ohne auf ein Lebenszeichen von dir zu stoßen. Die Stimme in mir war ganz still geworden. Was einerseits gut war, weil mir das sagte, dass du nicht in Gefahr bist, andererseits machte es mir aber auch eine Heidenangst, denn dadurch hatte ich die Verbindung zu dir verloren. Ich wusste einfach nicht, wo ich dichsuchen sollte.« Er strich mir über den Rücken, so, als wollte er sichergehen, dass seine Sorge um mich auch tatsächlich ein Ende hatte, dass ich wirklich wieder da war.
    Ich zeichnete die dunklen Schatten unter seinen Augen nach. »Wie lange hast du nicht mehr geschlafen?«
    »Wie lange bist du schon weg?«, kam seine Gegenfrage.
    Ich schluckte und spürte einen Stich genau da, wo das Gewissen sitzt.
    »Letzte Nacht«, fuhr er leise fort. »Ich war im Tulpenweg, um etwas zu essen und um zu erfahren, ob du dich vielleicht dort gemeldet hast. Finn und ich standen gerade vor dem Haus, als die Stimme wieder in mir aufstieg. Sie war ganz leise. Ich musste mich stark darauf konzentrieren, um der Richtung zu folgen, die sie mir wies. Und dann, ich hatte eines der verlassenen Dörfer erreicht, schrie die Stimme plötzlich, wie sie nie zuvor geschrien hatte. Von da ab bin ich nur noch gerannt.« Er schwieg.
    Vorsichtig berührte ich seinen Finger. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Er antwortete nicht.
    Als ich die Stille nicht mehr aushielt, wollte ich ihn trösten, etwas sagen, irgendetwas tun, aber Iason war schneller.
    »Ist dir eigentlich klar, wie gefährlich das war?« Seine Stimme war unerwartet leise. Aber gerade das ließ mich wissen, dass er wütender war als je zuvor.
    »Iason …«
    »Hast du auch nur ein Mal darüber nachgedacht? Nur eine Sekunde?«
    Ich verlor die Fassung. »Glaubst du etwa, ich wäre aus purem Vergnügen gegangen?«
    Per Blick schleuderte er einen freien Stuhl gegen die Wand.
    Ich zuckte zusammen. Und als er mir das Gesicht zuwandte, fürchtete ich, ich könnte gleich die Nächste sein, die durchs Zimmer flog.
    »Lass das«, sagte ich und wollte von seinem Schoß rutschen. Er hielt meine Beine fest. Ich versuchte, mich zu lösen. Doch sein Griff war starr wie eine Eisenschelle, und ich war gezwungen, sitzen zu bleiben.
    »Ich soll das lassen?« Gleißende Lichtwirbel kreisten tief in seinen Augen, kamen näher, wurden schneller, wie ein Tornado. Ein Tornado, der aus Augen kommt!
    » Wann wirst du endlich begreifen, Mia?«
    Wind frischte auf.
    »Du bist zu etwas Höherem bestimmt. Du kannst dich nicht einfach so achtlos in Gefahr begeben. Es wird Zeit, dass du das einsiehst!«
    Erneut versuchte ich, mich zu winden. Keine Chance.
    Meine Panik wuchs. »Ich will das aber nicht. Du hast mich nie gefragt, ob ich das alles überhaupt will!«
    Der Wind wurde stärker.
    »Du weißt nicht, mit wem du es zu tun hast, Mia.«
    Der Tisch fiel um, und die Tür flog auf.
    »Ich könnte dich zwingen.«
    Er tauchte mich in blaues Flimmern.
    »Ein kleiner Anstoß in deinem Gehirn würde genügen.«
    Ich wollte mich irgendwie von ihm wegzudrücken.
    »Aber ehrlich gesagt weiß ich gerade nicht, ob ich dich schützen oder lieber umbringen möchte!«
    »Hör auf!«, schrie ich, so laut meine zitternde Stimme es hergab.
    Mein Schrecken wirkte wie eine kalte Dusche, zumindest eine bei uns Irden. Iasons Augen beruhigten sich wieder. Meine hingegen waren weit aufgerissen.
    »Wenn du das machst …« Ich atmete heftig und kurz. »We… wenn du mich so zu irgendetwas zwingst, dann …« Tränen flossen über meine Wangen. »Das würde ich dir nie verzeihen. Nie!«
    Er vergrub das Gesicht in der Hand.
    Mein Atem wollte noch immer nicht langsamer werden. »Kö… könntest du das wirklich?«
    »Ja«, sagte er müde, »doch so weit würde ich mich nie gehen lassen.«
    »Aber eben, eben warst du kurz davor.«
    Er wischte sich über das Gesicht. Die gefährlichen Lichtwirbel waren einem weichen Schimmer gewichen. »Ich würde dich nie manipulieren, niemals.«
    Ich krallte meine Hände in die Oberschenkel. Und auch er sagte eine ganze Weile nichts, bis er meine Hand berührte.
    »Hey«, sagte er warm und leise, »ich werde von Vernunft bestimmt.«
    »Das sah gerade aber anders aus.«
    »Ich würde nie deine Gedanken lenken, das musst du mir glauben.«
    Sollte ich das?
    Ich schaute ihn lange an. »Versprochen?«
    »Versprochen«, sagte er ernst.
    »Was war das

Weitere Kostenlose Bücher