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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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diskutieren. Komm jetzt, du kannst kaum noch gerade stehen.«
    Ich leerte mein Glas mit nur wenigen Zügen. Dann gingen wir zur Terrassentür.
    »Also, falls du vorhast, mich mit einem Liedchen in den Schlaf zu summen, damit du dich anschließend klammheimlich verdrücken kannst, sag ich dir gleich, es wird dir nicht gelingen«, erwähnte ich gähnend.
    »Das glaube ich dir, nicht zuletzt, weil ich gar nicht singen kann.«
    Wir traten in den Garten hinaus.
    »Du kannst nicht singen?« Bei der schönen Stimme, die er hatte, hätte ich alles darauf verwettet, dass er traumhaft sang.
    »Nein, ich hab es mit Finn versucht, aber ich treffe die Töne nicht.«
    »Wie schön, dass du auch mal irgendwas nicht kannst«, sagte ich auf dem Weg über die Wiese und gähnte wieder.
    »Findest du?« Er warf mir einen kurzen Blick zu. »Hätte ich die Wahl, ich würde mich für ein anderes Defizit entscheiden. Gerade eure Musik gefällt mir so gut.«
    Wir legten uns unter die ausladenden Äste des Kirschbaums. Die Zweige hingen ächzend herunter und zwischen den Blättern blitzten so viele Kirschen auf, dass es mich lockte, sie wie Schäfchen zu zählen. Doch dadurch fiel es mir ungleich schwerer, die Augen offen zu halten, und ich ließ es bald wieder. Trotz der Befangenheit, die noch immer zwischen uns herrschte, drängte es uns beide, einander die Gesichter zuzuwenden. Unsicherheit. Fragen. So vieles, was nicht ausgesprochen war, rieselte mit der Ruhe von den Zweigen auf uns hinab. Deshalb versanken wir in Schweigen und sahen uns an. Irgendwann fanden unsere Finger durch das Gras den Weg zueinander. Bis sie sich in der Mitte trafen. Genau in dem Moment klingelte sein iCommplete.
    Iason zog die Hand zurück. »Vielleicht gibt es Neuigkeiten«,sagte er entschuldigend und blickte auf das Display. »Deine Mutter.«
    Ich setzte mich auf und stöhnte, die hatte ich ganz vergessen.
    »Sie hat seit deinem Verschwinden jeden Tag angerufen. Ich konnte sie nur mit Mühe davon abhalten, eine Vermisstenanzeige aufzugeben.«
    Da ich ohne iCommplete war, und Iason seine Leitung freihalten musste, ging ich ins Wohnzimmer, um das Gemeinschaftsgerät zu benutzen.
    Ungewohnte Stille beherrschte den sonst so belebten Raum. Die Vorhänge waren zum Schutz gegen die Mittagshitze vor die gekippten Fenster gezogen. Sanft im Wind schaukelnd drangen blasse Strahlen durch den Stoff, liefen über den eichenfarbenen Linoleumboden, erstreckten sich über das Sofa und schimmerten auf dem dunkelbraunen Regal, das dahinter stand. Ich hatte gerade den Hörer in die Hand genommen, als es an der Tür klingelte. Wer war das denn jetzt? Finn und Bert hatten doch Schlüssel? Vielleicht der Postbote? Oder die Polizei, die Ariel gefunden hatte, dachte ich mir und legte flugs das iCommplete zurück. Durch das Fenster sah ich Iason über die Terrasse kommen. Er hatte das Klingeln ebenfalls gehört. Ich eilte zur Tür und öffnete. Es war … Mirjam.
    Mirjam? Was wollte die denn hier? Und überhaupt, sie hatte auch schon mal besser ausgesehen. Zugegeben, sie trug wie immer schicke Klamotten, diesmal waren es ein rosa Minirock und weiße Pumps, und auch ihre Fingernägel waren so lang wie kleine Feuerzeuge, aber in ihrem Gesicht lag etwas, das mir seltsam vorkam, fast schon mitleiderregend. Sie war blass und hatte tiefe Augenringe. Ihre Wangen schienen irgendwie eingefallen. Nicht mal das Haar war toupiert und zurechtgemacht, wie man es von ihr kannte, nein, sie trug es im Nacken ganz gewöhnlich zusammengebunden, so wie ich oft.
    »Ist Iason da?«, fragte sie, weil ich vor Verstörung nicht mal ein Hallo oder Hau ab zustande brachte.
    »Hier«, hörte ich seine Stimme aus dem Wohnzimmer. Kurz darauf erschien er auf der Schwelle der Küchentür, wo er mit der Hand am Rahmen stehen blieb.
    »Ich muss mit dir reden, es ist wichtig.« Ihre Stimme klang angeschlagen.
    »Komm rein«, sagte er nicht freundlich, aber neutral.
    Ich wich zur Seite, um sie vorbeizulassen.
    Da Iason keine Anstalten machte, den Weg zu den Wohnräumen freizugeben, blieb sie im Flur stehen. »Was willst du?«, fragte er in unverändertem Tonfall.
    Mirjam sah ihn an, und wie sie das tat, gefiel mir gar nicht. »Dich warnen«, sagte sie. »Können wir reden?« Ihr Blick wies kurz in meine Richtung, was wohl bedeuten sollte, dass sie mich bei dem Gespräch ungern dabeihätte.
    Mein Mitleid verflog ebenso schnell, wie es gekommen war.
    »Ich habe keine Geheimnisse vor Mia«, stellte er klar.
    Sie seufzte,

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