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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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dann?«
    »Ich …Verdammt, Mia. Ich war geladen. Kannst du dich vielleicht auch mal in meine Lage hineinversetzen? Wenigstens ein bisschen? Weißt du eigentlich, was ich deinetwegen durchgemacht habe? War die Situation nicht so schon schwierig genug, auch ohne dass du davongelaufen bist!«
    Ich antwortete nicht sofort, denn ich kämpfte mit der Realität, die seine Worte mir zurückbrachten.
    »Es tut mir leid«, murmelte ich schließlich. »Es war alles zu viel. Ich hab es einfach nicht mehr geschafft. Das mit Tom. Und dann Lena.« Ich senkte den Kopf und fixierte meine Knie. »Bist du noch sehr böse auf mich?«, fragte ich vorsichtig.
    Er nahm mein Gesicht in die Hände, um sicherzugehen, dass ich ihn auch wirklich ansah. »Mia, ich war nie böse auf dich. Ich bin böse auf mich, weil ich beinahe zu spät gekommen wäre.«
    »Aber das war doch nicht deine Schuld. Ich war es, die den Kopf verloren hat.« Mir wurde nun immer bewusster, dass meine Flucht ein riesiger Fehler gewesen war, der mich, wäre Iason nicht gewesen, wohl das Leben gekostet hätte. Er hatte allen Grund, stinksauer auf mich zu sein.
    »Tom lebt«, sagte er.
    Ich blinzelte ungläubig. »Was?«
    »Es war eine Scheinhinrichtung, um uns mürbe zu machen.«
    »Bist du dir sicher? Ich meine, woher weißt du …?«
    »SAH hat Tom eine nächste Botschaft sprechen lassen. Sie wurde gestern im Tulpenweg abgegeben.«
    »Weiß Lena es schon?«
    »Ja«, sagte er.
    »Was will Die Hand von uns?«
    »Das wissen wir nicht genau. Tom hat uns ausgerichtet, dass ein einziger weiterer Kontakt zu den Hartungs oder sonst jemandem von der Kripo seinen sofortigen Tod zur Folge hätte. Er meinte, man käme schon bald mit einer Forderung auf uns zu. Wie gesagt, SAH will uns mürbe machen. Und so gelingt ihm das bestens. Er hat irgendwas vor.«
    Ich löste mich von ihm, weil ich einen Moment brauchte, um zu fassen, was ich kaum für möglich hielt. Tom lebte!
    »Wenn er auch noch immer nicht befreit ist«, ergänzte Iason meinen Gedanken auf höchst ernüchternde Weise. »Aber wir werden alles, alles Erdenkliche tun, um ihn zu finden. Und wir werden ihn finden. Viele Anzeichen weisen darauf hin, dass man ihn hier auf der Erde versteckt hält.«
    Ja, wir würden ihn finden, wir mussten ihn finden. Ich versuchte, mir vorzustellen, wie es für Lena gewesen war, als sie davon erfahren hatte, aber es gelang mir nicht, und als ich Iasons Blick auf mir spürte, löste ich mich von diesem Gedanken.
    »Warum noch?«, wollte er wissen. »Warum bist du noch gegangen? Toms vermeintlicher Tod und Lena waren nicht die einzigen Gründe, habe ich recht?«
    Es war, als würde der zerrissene Brief mich nach unten ziehen, so schwer wog er plötzlich in meiner Hosentasche. Sollte ich es ihm sagen? Wusste er vielleicht schon, was auf ihn zukam?
    Ich konnte es nicht. Ich brachte es einfach nicht fertig, darüber zu reden. Es warf zu viele Fragen auf. Fragen, deren Antwort ich nicht hören wollte. Nicht jetzt. Ich fühlte mich einfach nicht stark genug. Ich ballte die Fäuste und presste die Lippen zusammen. Ich würde nie stark genug für sie sein.
    »Ist es«, seine nächsten Worte kamen leise und ganz vorsichtig, »wegen mir?«
    Ich senkte den Kopf und fixierte den Staub an meinen Schuhen.
    Er zögerte. »Willst du mich nicht mehr?«, flüsterte er.
    Verdattert sah ich ihn an. »Wie kommst du denn auf so eine bescheuerte Idee?«
    »Wie ich auf so eine Idee komme …?« Er verdrehte die Augen. »Mensch, Mia.«
    Eine kurze Weile hatte es den Anschein, als würde ich ihn erneut zur Verzweiflung treiben. Aber dann fing er sich wieder und nahm meine Hand.
    »Wenn du nicht darüber reden willst, warum du mich verlassen hast, ist das im Moment in Ordnung. Aber bitte, ich flehe dich inständig an, lass mich dich jetzt in Sicherheit wissen. Ich brauche gerade all meine Kraft für Tom, verstehst du?«
    Tiefe Scham erfüllte mich, weil ich ihn, statt ihm beizustehen, von der Suche nach Tom abgehalten hatte. Und gleichzeitig griff ich erleichtert nach dem Strohhalm, den er mir damit reichte. Indem wir seine unumgängliche Rückkehr nicht aussprachen, konnte ich auf meine alte Methode zurückgreifen. Ich würde einfach wieder so tun, als gäbe es das Morgen nicht, und nahm mir vor, die Zeit, die mir mit ihm blieb, bestmöglichst zu nutzen.
    Langsam ging die Sonne auf und tauchte die mit Mohnblumenbewachsene Lichtung vor dem Fenster in ein dunkles Rot.
    »Weißt du ungefähr, wo wir sind?«
    Ein

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