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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Zwangsläufig drängte sich mir die Frage auf: Wenn das ihr wirkliches Gesicht war, ein Gesicht, das viel zu alt für diesen jungen Körper schien, welche Kraft musste sie dann aufbringen, wenn sie vor uns lachte? Oder ließ der bunte Alltag auf der Erde Hope tatsächlich ein paar Stunden am Tag vergessen? Ich fand keine Antwort und somit auch keinen Rat, wagte jedoch nicht, sie zu fragen. Meine Angst, ich könnte damit noch schlimmere Erinnerungen in ihr wachrufen, war einfach zu groß.
    Ich tauchte ein in ihren Kummer. Wasser umspülte unsere Füße, als ich mich neben sie kniete und sie in die Arme schloss. Hope aber verharrte reglos, so, als hätte ich sie gar nicht berührt, bis ich wie aus dem Nichts heraus von hinten den Schlag einer Welle abbekam und es schwarz um mich wurde!
    Lautes Tosen umgab mich. Rauschendes Wasser drang in meine Nase und die Ohren. Ich wurde zurückgerissen, immer wieder auf- und abgezerrt. Die Brandung schleuderte meinen Körper umher. Ich war ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Einmal gelang es mir, kurz den Kopf aus dem Wasser zu strecken. Ich schnappte nach Luft. Da brach erneut eine mächtige Welle über mir zusammen. Erbarmungslos zog sie mich unter Wasser. Ich schlitterte mit den Knien schmerzhaft über den Sand. Salz brannte in meinen Abschürfungen. Das Meer fraß mich auf! Pumpte sich in meinen Körper. Wehrlos ergab ich mich seiner Gewalt, spürte, wie es in meine Lungen drang.
    Irgendwann ließ das Tosen nach, verwandelte sich in falsches, scheinfrommes Säuseln. Ein letztes Mal wurde ich vor- und zurückgezogen. Weiche Schaumkronen umspülten meinen Körper. Die See beruhigte sich und gab mich wieder frei. Wackelig setzte ich einen Fuß auf den Boden, richtete mich prustend auf, fiel wieder hin, schleppte mich zum Strand und rang nach Luft.
    »Hope?«, fragte ich schwach.
    Keine Antwort.
    »Hope?«
    Wieder nichts.
    Ich riss die salzverkrusteten Augen auf.
    Meine Blicke flogen über den Strand. Ich konnte sie nirgends sehen. Mein Gott, ich konnte sie nicht sehen!
    »HOOOPE!!!«
    Ich drückte mich vom Boden hoch, war auf den Knien und kam irgendwie zum Stehen. Panisch hastete ich am Wasser entlang. Das Salz in meinen Schürfwunden merkte ich nicht mehr. »HOPE! HOOOPE! HOOOOOOPE!« Ich wurde immer schneller.
    Nein! Irgendwo musste sie doch sein. Sie musste einfach!!!
    Meine Augen glitten bangend auf die See hinaus, die in meinen Ohren Unheil verkündend grollte.
    »Hope, wo bist du?«
    Da vorn, da lag – ihre Puppe. Zitternd schlug ich die Hände vor den Mund. Das konnte nicht sein. Es durfte einfach nicht!
    »HOOOOOPE!!!«
    Ich sprang ins Wasser. Stolperte über Steine und Treibholz. Die Brandung knurrte wie ein reißender Wolf. »Hope! Hooope!« Ich wollte alles , alles dafür geben, dass sie bei mir war. »Hörst du!«, schrie ich zum Meer hinaus. »Ich gebe dir ALLES! Nur bring sie mir zurück!«
    Die Panik wuchs bis ins Unerträgliche, zerrte an meinen Nerven, riss an meinem Körper. Ich konnte sie nicht mehr aushalten, aber sie wurde immer größer. Ich konnte sie nicht mehr ertragen. Die Panik stieg. Wellen, überall Wellen. Sand – Schaum – WELLEN – BRANDUNG. NEIN!!!! Ich drückte meine Hände gegen die Schläfen. Alles in mir schrie. Mein Kopf drohte zu zerspringen. HOOOOOOOPE! – HOOOOOOOOOOPE!!!!!!!
    Unter mir gaben meine Beine nach. Wie betäubt sackte ich auf die Knie. Meine Hände berührten den Sand.
    Verdammt, meine Kraft hatte jetzt keine Zeit zu gehen!
    Ich fällte einen Entschluss, der nicht gebrochen werden konnte. Nicht gebrochen werden durfte. Es war einfach nicht möglich, einen Gedanken daran zu verschwenden, dass es zu spät sein könnte. Das durfte nicht sein. Krieg, ich erklärte dem Meer den Krieg! – rappelte mich wieder hoch und rannte weiter. An den Strand, ins Wasser und wieder an den Strand zurück. Mit einem gellenden Schrei drehte ich mich im Kreis. »HOOOOOOOOOOOOPE!!!!!«
    Rannte weiter.
    »HOOOOOOOOOOOOPE!!!!!«
    Und weiter.
    »HOOOOOOOOOOOOPE!!!!!«
    Weiter.
    »HOOOOOOOOOPE!!!!«
    Ich durfte nicht nachgeben.
    »HOOOOOPE!!!«
    Nicht aufgeben.
    »HOOPE!!«
    Nicht verlieren.
    »…!«
    »Hier« , drang ein dünnes Stimmchen durch das Knurren der Wellen. »Mia!«
    Verdammt! Ich konnte sie nicht sehen! Ich konnte sie nicht sehen!!!
    »Wo bist du?!« Ein hysterisches Kitzeln stach in meiner Brust. Wieder drehte ich mich im Kreis.
    »WOOOO BIIIIST DUUUU?!!!!!!!!!!!!!!!«
    »Hier! Mia! Hier!«
    Verdammt, wo war sie!? Ich

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