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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Begrüßung fiel weit befangener aus.
    »Bert hat mir gerade noch einmal genau erzählt, was du durchgemacht hast.«
    Ich fuhr zusammen.
    »Ich möchte, dass du weißt, dass ich dich nicht für verantwortungslos, unfähig oder sonst irgendwas halte.«
    Ich atmete auf.
    »Ebenfalls brauche ich dir nicht sagen, dass die Kinder hier unter unserem Schutz stehen, und dass so etwas nicht vorkommen darf .«
    Da war es wieder, das schwere Gewicht in meiner Brust.
    Tanja stand auf, ging zu mir hin und legte die Hand an meinen Arm. »Aber ich muss dir sagen, dass solche Dinge nun mal trotzdem geschehen.«
    »Dir wäre es sicherlich nicht passiert«, murmelte ich.
    »Nein, wahrscheinlich nicht«, räumte sie ein. »Aber ich kann auch schon auf einige Jahre Erfahrung zurückblicken, und mir sind in der Vergangenheit andere Fehler unterlaufen, die nicht weniger brenzlig waren.«
    Ob Tanja wusste, wie sehr mir ihre Worte halfen?
    »Mia! Mia!«, hörte ich Tonys Stimme näher kommen. »Geht’s dir wieder gut?«
    Tanja lächelte zuversichtlich. »Du siehst, du hast hier schon Herzen erobert.«
    Während Tony um die Ecke geschossen kam, sah Tanja auf dieUhr. Sie erschrak. »Ich muss gehen. In einer Viertelstunde ist mein nächster Termin.«
    Eilig schnappte sie ihre Tasche und ging schnellen Schrittes zur Haustür. »Ach, Bert, kannst du Mia und Frank noch erzählen, was heute mit Ariel in der Schule los war?«
    Bert nickte, während er eine frische Quarkspeise aus dem Kühlschrank zog.
    »Gut, na dann tschüss alle miteinander.«
    Nachdem wir uns verabschiedet hatten, nahm ich Tony auf den Arm. »Du wirst ja immer schwerer.«
    »Ich habe Heu gewendet«, sagte er stolz. »Das gibt Muskeln.«
    »Heu gewendet?«
    »Tony hat vorgestern mit der Schere Unmengen Gras vom Rasen abgeschnitten und es dann in der Sonne trocknen lassen«, erklärte Bert, während er die Teller aus dem Schrank zog.
    Tony hob zum Beweis die Arme und spannte die Trizepse.
    »Ah. Jetzt sehe ich deine Muskeln auch.«
    Er kicherte.
    »Was war denn mit Ariel?«, erkundigte ich mich, während Tony seine Handflächen auf meine Wangen drückte und diese giggelnd nach hinten zog.
    Bert verteilte das Besteck. »Die Lehrerin von ihm und Hope hat vorhin angerufen. Es hat angeblich massenhaft Beschwerden vonseiten der Eltern gehagelt. Ariel soll versucht haben, einen Klassenkameraden mit den Füßen nach oben am Klettergerüst aufzuhängen. Die Schule hat ihn für diese Woche suspendiert.«
    »Was?«, stieß ich entsetzt aus. »Warum tut er so was?«
    Nachdem Bert die Gläser auf den Tisch gestellt hatte, sank er auf einen Stuhl und sah zu mir auf. In seinem Blick lag ein Ausdruck, der sich mir nicht erschloss. »Er spielt selbst Erlebtes nach, Mia.«
    Meine Eingeweide zogen sich zusammen. Ich sah mich um. »Wo ist er?«
    »Im Garten. Er wollte weder mit Tanja noch mit mir darüber reden.« Bert hob mit einer vagen Geste die Hand. »Versuch du’s doch mal.«
    Unverzüglich übergab ich ihm Tony, der mein Ohr gerade als Faltpapier benutzte, und trat durch die Terrassentür. Als ich über den sattgrünen Rasen ging, hörte ich Stimmengewirr aus der Gartenhütte. Ich näherte mich dieser und klopfte leise an die Tür.
    »Wir sind da«, drang Hopes glockenklare Stimme durch das Holz.
    Ich öffnete und streckte den Kopf durch den Spalt. Ariel und Hope saßen mit ein paar Murmeln auf dem Boden. Als ich eintrat, wandte sich nur Hope zu mir um. Ariel fixierte mit kompromissloser Schärfe eine der kleinen Glaskugeln. Ich blinzelte, da ich meinen Augen nicht traute, als die Murmel wie von selbst an einer anderen vorbeirollte. Sie konnten es also auch schon.
    Ariel klatschte siegessicher in die Hände. »Ich bin weiter gekommen.«
    »Wi… wie geht das?«, wollte ich wissen, nachdem ich die Sprache wiedergefunden hatte.
    »Du musst dich einfach nur darauf konzentrieren«, erklärte Ariel. »Dann klappt es ganz von allein.«
    Ich setzte mich zu ihnen.
    »Bist du hier, weil Ariel heute in der Schule so etwas Schlimmes gemacht hat?«, fragte Hope.
    Ein Ruck ging durch Ariels Körper und er fixierte Hope auf eine Weise, als könnte er auch ihren Mund zutelekinieren. Und dann sah er zu mir hin. Es waren seine Augen, die den letzten Ausschlag gaben. Ein Bild der Hilflosigkeit – und Angst.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin hier, weil ich euch fragen wollte, ob ihr mit rauskommt?«
    Hope sprang auf. »Frank hat mit uns ein Dampfschiff gebaut. Wollen wir es im Bach fahren

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