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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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selben Moment wandte auch sie noch einmal den Kopf.
    »Morgen hat sie ein Schild an der Tür hängen«, knurrte Lena, als wir niedergeschlagen, über den Schulhof gingen. »Darauf wird in großen roten Buchstaben ›Kein Platz für Rassisten‹ draufstehen.«
    »Hört bloß auf«, schaltete Finn sich ein. »Das macht die Sache nur noch schlimmer.«
    Er sah auf sein iCommplete. »Wir haben noch eine Viertelstunde Zeit. Ich habe noch nichts gegessen. Kommt jemand mit in die Mensa?«
    Iason schüttelte den Kopf. »Nein, ich fahre zu Ariel und Bert.«
    »Ich hab zwar keinen Hunger, aber ich geh mit«, sagte Lena. »Was ist mit dir, Mia?«
    »Ich kann mich jetzt sowieso nicht auf den Unterricht konzentrieren. Ich denke, ich fahre auch in den Tulpenweg.«
    Also trennten sich unsere Wege. Während Lena und Finn zurSchule zurückkehrten, gingen Iason und ich stumm zur Haltestelle.
    Als das Schiff kam und wir eingestiegen waren, konnte ich es einfach nicht mehr aushalten. »Hör zu, das darf zwischen uns nicht so weitergehen. Was ich dir da heute mit Hope unterstellt habe, tut mir wirklich leid. Aber wir können doch nicht bis in alle Ewigkeit ständig …«
    Er fuhr zu mir herum. »Nein, jetzt hörst du mir mal zu! Du warst großartig heute. Wenn du nicht gewesen wärest, hätte ich mich vergessen.« Für einen Moment grub sich seine Hand in die Stuhllehne.
    »Was ist es denn dann?«, fragte ich unsicher.
    Iason drehte das Gesicht weg. »Manchmal …« Er ließ sich Zeit, ehe er schneidend hinzusetzte: »Kann ich deine Art einfach nicht leiden.«
    Was meinte er denn damit?
    »Ich verstehe nicht, ich … ich hab es doch nur gut gemeint.«
    »Ich hatte gehofft, ich würde mich täuschen. Aber du bist es, du bist so selbstverliebt, dass du es noch nicht mal merkst.« Aus seinen Worten troff solche Abscheu, ich konnte nichts erwidern. Und dann sah er mich wieder an. »Kapierst du nicht, wie gönnerhaft das rüberkommt. Du und deine durchgeknallte Freundin, ihr könntet euch den ganzen Tag selbst umarmen für das, was ihr tut. Und weißt du warum? Weil es für euch genauso wenig selbstverständlich ist zu helfen, wie für Mirjam und ihre Verbündeten. Ihr macht das doch nur aus einem einzigen Grund. Ihr wollt rebellieren. Und dafür benutzt ihr uns. Ohne eure Gegner würde es doch überhaupt keinen Spaß bereiten. Es wäre gar nicht interessant, habe ich recht?«
    Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Hatte ich tatsächlich einen solchen Eindruck auf ihn gemacht? So hatte ich nie wirken wollen.
    Er presste die Zähne zusammen und zischte: »Ich frage mich, was dümmer ist, gefürchtet oder Mittel zum Zweck zu sein.«
    Die Erschütterung schlug wie eine Granate in meinem Magen ein. Es waren nicht allein die hitzigen und unüberlegten Aktionen von mir gewesen. Nein, er verachtete mich ! Mich ganz und gar.
    » Aber damals am Meer …« Fassungslos sah ich ihn an.
    Er schaute aus dem Fenster. »Du hast etwas durchgemacht, was ich nur allzugut kenne. Dieses Gefühl wünsche ich keinem. Außerdem war das zu der Zeit, als ich noch dachte, du seist anders. Manchmal kannst du so bezaubernd sein, doch das gehört alles zum Spiel, stimmt’s?«
    Merkte er denn nicht, wie hart mich seine Worte trafen?
    Ich wusste nicht, ob, und wenn, was er noch sagte. Das Schiff hielt irgendwann, an irgendeinem Ort. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren, als ich mich am Vordersitz hochzog. Benommen starrte ich ins Leere, während ich an ihm vorbeiging und ausstieg.
    Erst als sich die Türen mit einem leisen Zischen schlossen, begriff ich, dass ich nicht mehr im Schiff saß.
    In mich zurückgezogen, schleppte ich mich durch die Straßen. Ich hatte mir etwas vorgemacht; all die Signale falsch gedeutet. Während ich schwankend einen Fuß vor den anderen setzte, sackten seine Worte immer mehr in mir. Damals, am Strand, ich hatte vor ihm geweint, meine ganze Seele entblößt. Und nun? Nun schlang ich die Arme um den Körper, als wäre ich nackt.
    Ich wusste nicht, wie ich nach Hause gekommen war; erinnerte mich kaum mehr daran, dass ich den Schlüssel ins Schloss gesteckt hatte. Die Tür kam mir so schwer vor, als ich sie aufschob. Dann lotsten mich meine tauben Beine durch den Flur. Ich konnte nichts sehen; vermochte nichts zu fühlen; alles in mir war leer.
    Erst als ich vor dem Bett stand und mich auf das tröstende Kissen warf, begann ich wahre Sturzbäche zu weinen.
    Ich musste Stunden dagelegen haben, denn als ich erneut einenSchlüssel im Schloss

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