Sternenschweif 11 - Spuren im Zauberwald
kurz nach seiner Geburt vor fast einem Jahr zum ersten Mal gesehen hatte, glaubte sie fest daran, dass Nachtwind ein Einhorn war.
Sternenschweif nickte. Das Sternenlicht fing sich in seinem silbernen Horn. Meistens sah er wie ein ganz normales graues Pony aus. Doch Laura kannte sein Geheimnis. Immer wenn sie die Zauberworte sprach, verwandelte sich Sternenschweif in ein wunderschönes Einhorn mit magischen Kräften. Inzwischen wusste sie, dass es überall auf der Welt Ponys gab, die in Wahrheit Einhörner waren. Sie wünschte sich so sehr, dass Nachtwind dazu gehörte!
„Wenn Nachtwind ein Einhorn ist“, erklärte Sternenschweif, „wird heute Nacht ein Einhorn-Ältester erscheinen.“ Obwohl seine Lippen sich nicht bewegten, hörte Laura seine Stimme klar und deutlich in ihrem Kopf. „Einhörner, die auf der Erde zur Welt kommen, werden an ihrem ersten Geburtstag stets von einem Ältesten besucht. Er sagt ihnen, dass sie in Wahrheit keine Ponys, sondern Einhörner sind.“
Die Ältesten lenkten die Geschicke von Arkadia, der Heimat der Einhörner. Mit Hilfe eines Zauberspiegels konnten sie die Einhörner auf der Erde beobachten und über sie wachen. Diese Einhörner mussten ein mutiges und gutherziges Kind finden, das an Magie glaubte und ihr Geheimnis entdeckte. Ihre gemeinsame Aufgabe war es, Menschen und Tieren zu helfen.
„Meinst du, der Älteste wird Nachtwind in ein Einhorn verwandeln?“ Laura konnte vor Aufregung kaum still stehen.
Sternenschweif schüttelte den Kopf. „Nachtwind muss warten, bis er seinen Einhorn-Freund gefunden hat. Erst dann kann er sich das erste Mal verwandeln.“
Plötzlich begann Sternenschweifs Horn zu glühen. Das tat es immer, wenn er sein magisches Gehör einsetzte. „Da kommt jemand“, flüsterte er. „Ich höre Schritte.“
Sie zogen sich tiefer in den Schatten der Bäume zurück. Ein blondes Mädchen eilte zur Koppel. „Grace“, wisperte Laura.
Beim Anblick seiner Besitzerin wieherte Nachtwind erfreut. „Na, mein Süßer!“ Grace streckte ihm eine Möhre entgegen. „Ich musste dich vorm Schlafengehen einfach noch mal sehen! Ist es nicht unglaublich, dass heute schon dein erster Geburtstag ist? In zwei Jahren kann ich anfangen, dich zu reiten. Darauf freue ich mich jetzt schon!“ Sie drückte Nachtwind an sich.
„Ich hab dich so lieb“, murmelte sie und gab ihm einen Kuss auf seine weiche Nase. „Alles Gute zum Geburtstag!“
Dann wandte sie sich zum Gehen, drehte sich jedoch noch einmal um und winkte Nachtwind zu. „Schlaf schön!“
Laura sah ihr nach. Es wäre einfach wunderbar, wenn Nachtwind tatsächlich ein Einhorn wäre und Grace sein Geheimnis entdeckte! Dann hätte sie endlich eine Freundin, mit der sie gemeinsam magische Abenteuer erleben könnte. Bis jetzt kannten nur zwei Menschen Sternenschweifs Geheimnis: Ihr Freund Michael, der in der Stadt lebte und selbst ein Einhorn namens Mondschein besaß. Und natürlich Mrs Fontana, der die kleine Buchhandlung in der Stadt gehörte. Sie war es gewesen, die Laura von den Einhörnern erzählt und ihr das uralte Buch mit dem Verwandlungszauber geschenkt hatte.
„Ich wünsche es mir so sehr!“ Seufzend lehnte Laura ihren Kopf an Sternenschweifs warmen Hals. Schweigend beobachteten sie, wie die Ponys sich schlafen legten. Laura fragte sich, wie lange sie wohl noch warten mussten. Sie wollte gerade herzhaft gähnen, als plötzlich Sternenschweifs Kopf in die Höhe schoss.
„Laura! Sieh nur!“
Laura blickte nach oben. Ein weißer Schatten zog über den nächtlichen Himmel. „Ein Ältester!“, keuchte Laura aufgeregt, während das Einhorn sich rasch der Weide näherte. Die vier älteren Ponys schnaubten nervös und trotteten an den Rand der Weide. Nachtwind jedoch rührte sich nicht von der Stelle, sondern betrachtete den nächtlichen Besucher mit weit aufgerissenen Augen.
Das Einhorn landete auf dem Boden und reckte stolz den Kopf. Dann trabte es auf Nachtwind zu, seine lange silberne Mähne und sein Schweif wehten dabei im Wind.
„Das ist Sidra“, flüsterte Sternenschweif. Die Älteste hatte ihn auch schon besucht. Sie wieherte gebieterisch.
Mit klopfendem Herzen beobachtete Laura, wie Nachtwind Sidra furchtlos entgegenkam. Sie war so stolz auf ihn!
Als die Älteste und das kleine Fohlen dicht voreinander standen, berührten sie ihre Nasen zur Begrüßung. Einen Augenblick später wirbelte Nachtwind herum und machte ein paar Luftsprünge.
„Er ist ein Einhorn!“ Laura hörte die
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