Sternenschweif 34 - Himmelsfreunde
Arme um ihr Einhorn. „Ich habe den ganzen Abend gegrübelt, welche Probleme Grace und Nachtwind wohl haben. Nur das Fliegen allein kann es wohl nicht sein, oder was meinst du?“
„Nein, da bin ich ganz deiner Meinung.“ Sternenschweif schüttelte seine Mähne. „Ich habe auch nachgedacht. Weißt du, was ich glaube: Dass die beiden nicht zusammen fliegen können, ist nur die Folge von etwas anderem. Ihr eigentliches Problem liegt viel tiefer.“
„Aber Grace tut doch so, als gäbe es gar kein Problem“, wandte Laura ein. „Ich habe das Gefühl, sie will gar nicht wahrhaben, dass etwas nicht stimmt.“
„Und genau deshalb sollten wir mal mit Nachtwind reden. Mich interessiert, wieer die ganze Sache sieht“, sagte Sternenschweif.
Laura nickte. „Das ist eine gute Idee.“
Sie flogen zum Reiterhof Apfelhain, der um diese Zeit still in der Dunkelheit lag. Alle schienen zu schlafen, nur ab und zu hörte man ein kurzes Schnauben von einem der Ponys.
Nachtwind sah ihnen überrascht entgegen, als Laura und Sternenschweif die Stalltür öffneten und zu seiner Box kamen. Seine Ohren zuckten leicht. Sternenschweif legte zur Begrüßung seinen Kopf an den des Ponys und Laura streichelte ihm über seine weichen Nüstern.
„Wie geht es dir?“, fragte sie im Flüsterton, obwohl sie sich die Antwort schon denken konnte. „Wir sind hier, weil wir mit dir überGrace und dich sprechen möchten“, fuhr sie fort. Nachtwinds Ohren flackerten kurz, er verstand jedes Wort, das Laura zu ihm sprach. Bekümmert senkte er den Kopf und begann leise zu wiehern.
Sternenschweif hörte ihm aufmerksam zu. Dann wandte er sich an Laura. „Nachtwind ist sehr unglücklich“, sagte er ernst. „Er glaubt, dass Grace ihn nicht mehr so mag wie früher.“
Nachtwind stieß ein unruhiges Wiehern aus und Sternenschweif übersetzte jetzt direkt, was Nachtwind ihm sagte: „Ich war schon in den drei Wochen einsam, als Grace im Urlaub war. Wie glücklich war ich, als ich sie wiederhatte. Aber dann konnten wir nicht zusammen fliegen und ich habe mich wie der größte Versager gefühlt. Und so wie Gracesich jetzt verhält, denkt sie das wohl auch. Wahrscheinlich hat sie recht. Ich bin ein Versager.“
Laura sah ihn geschockt an. „Nein, das bist du nicht“, erwiderte sie fest, doch sie wusste, dass nicht sie, sondern Grace ihm das sagensollte. Traurig schüttelte Nachtwind den Kopf.
„Wenn Grace unsere Freundschaft etwas bedeuten würde, dann würde sie doch nicht ständig mit Stella ausreiten“, übersetzte Sternenschweif weiter. „Es ist ja auch kein Wunder. Stella ist wunderschön. Und ich? Als Pony bin ich grau und unscheinbar und als Einhorn bringe ich nicht mal die einfachste Magie zustande. Was ist schon eine Einhornfreundschaft, wenn man nicht mal miteinander fliegen kann? Bestimmt wäre Grace glücklicher, wenn Stella ihr Einhorn wäre und nicht ich.“
Laura spürte Tränen in sich aufsteigen, als sie das hörte. Wie konnte Nachtwind so etwas denken! Das Schlimme war, dass sie selbst nicht wusste, was sie von Grace halten sollte.Die Freundschaft zwischen einem Menschen und einem Einhorn war das Wunderbarste überhaupt, sie konnte nicht verstehen, warum Grace sie einfach so aufs Spiel setzte. Plötzlich ertönte von der Eingangstür her ein lautes Poltern. Sternenschweif riss entsetzt seine Augen auf, während ein Metalleimer über den Boden rollte. Laura überlegte keine Sekunde. Sie öffnete Nachtwinds Box und Sternenschweif schlüpfte schnell zu ihm hinein, um sich in der hintersten Ecke des Stalls zu verbergen. Noch bevor Laura den Verwandlungszauber sprechen konnte, stand eine Person im Stall und starrte sie mit riesigen Augen an. Es war Grace!
8
„Ist das wahr, was Sternenschweif da gerade übersetzt hat?“, fragte Grace mit tonloser Stimme. „Denkt Nachtwind wirklich, dass ich Stella lieber mag als ihn?“ Sie schaute zu Nachtwind, doch ihr Pony hatte beschämt den Kopf abgewandt. Sternenschweif kam jetzt aus der Box hervor und nickte kaum merkbar. Graces Lippen zitterten. „Aber warum?“
„Du machst seit Kurzem so viel mit Stella, das ist ja sogar Mel und Jessica aufgefallen“,sagte Laura behutsam. „Kannst du nicht verstehen, dass Nachtwind da traurig wird?“
„Aber Stella braucht doch auch Zuwendung“, versuchte Grace sich zu verteidigen.
„Stella hat Susan“, erwiderte Laura. „Aber Nachtwind hat nur dich!“
Da brach es aus Grace heraus. Wie Sturzbäche schossen ihr die Tränen über das
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