Sternenschweif 35 - Der silberne Stern
senkte sie die Stimme: „Kannst du heute Nachmittag zur geheimen Lichtung kommen?“, fragte sie. „Da erzähle ich dir alles.“ Sie hatte Angst, dass ihr Vater oder ihre Mutter in die Küche kamen.
„Ja, klar“, erwiderte Julia sofort. Laura konnte hören, wie aufgeregt sie war.
Kaum hatte sie aufgelegt, klingelte das Telefon. Es war Michael.
„Warum ist denn dauernd besetzt bei euch?“, wollte er wissen.
„Ich habe mit Ellen telefoniert. Und dann mit Julia“, erklärte Laura.
„Ist etwas passiert?“, fragte Michael.
„Kann ich jetzt nicht sagen“, zischte Laura in den Hörer.
„Aha“, meinte Michael nur. Er klang verwirrt. „Ich wollte eigentlich bloß fragen, ob du uns heute Nachmittag wieder bei der Grillstelle helfen willst“, fuhr er fort.
„Ich kann leider nicht“, antwortete Laura. „Ich bin mit Julia auf der Lichtung verabredet.“
Michael schwieg kurz. „Verstehe“, sagte er dann. Er schien begriffen zu haben, dass es bei diesem Treffen um den Silberstern ging. Da hörte sie Schritte.
„Ich melde mich später“, versprach sie und verabschiedete sich rasch.
In diesem Moment kam ihr Vater aus dem Keller. Er hielt einen großen Werkzeugkasten in der Hand.
„Guten Morgen, Laura“, sagte er. „Wer hat denn angerufen?“
„Das war Michael“, erwiderte Laura. „Er wollte wissen, ob ich heute Nachmittag wieder bei der Grillstelle mitmache. Aber ich bin schon mit Julia verabredet.“
„Aha, und heute Vormittag hast du noch nichts vor?“, wollte ihr Vater wissen. Laura schüttelte zögernd den Kopf.
„Dann hast du vielleicht Lust, mir bei den Schafen zu helfen?“, fragte Mr Foster. „Die Tierärztin kommt zum Impfen. Und da könnten wir zwei Hände mehr gut gebrauchen“
„Ja, klar“, antwortete Laura sofort. Sie wollte schon lange einmal beim Impfen zuschauen. Allerdings hätte sie jetzt am liebsten in dem Einhornbuch gestöbert. Na ja, das musste dann wohl noch warten. Bis sie sich mit Julia traf, war ja noch eine Menge Zeit.
Sie versorgte die Pferde, dann fuhr sie mit ihrem Vater zur Schafsweide. Er hatte gerade noch ein paar schadhafte Stellen am Weidezaun ausbessern können, als der grüne Geländewagen der Tierärztin schon auftauchte. Eine Frau mittleren Alters mit kurzen Haaren stieg aus. Sie ging auf Laura und ihren Vater zu und begrüßte sie mit einem kräftigen Händedruck.
„Ah, wir haben noch eine zusätzliche Helferin?“, fragte sie mit einem freundlichen Lächeln. Laura nickte. „Ich bin Doktor Saunders“,stellte sich die Tierärztin vor.
„Und ich heiße Laura“, erwiderte Laura.
„Gut, Laura, du darfst mir heute die Spritzen geben“, verkündete Doktor Saunders und stapfte zum Wagen. Sie holte eine große Arzttasche heraus und ging damit auf die Weide. Die Schafe blökten laut und zogen sich zurück.
„Eine schöne Herde“, stellte die Tierärztin anerkennend fest.
„Ja, wir haben Glück“, antwortete Lauras Vater. „Die Tiere sind sehr gesund.“
„Dann wollen wir zusehen, dass das auch so bleibt“, meinte Doktor Saunders. „Fangen wir an?“
Mr Foster nickte. Mit einem Behelfszaun steckte er eine kleine Fläche ab, in die sie dieSchafe hineintrieben. Mr Foster holte eines nach dem anderen heraus und brachte es zu der Tierärztin. Er hielt es fest, während sie ihm die Spritze gab, die Laura ihr reichte. So wurde Schaf für Schaf geimpft. Es dauerte ganz schön lange, bis sie fertig waren. Und am Ende war Laura stolz, dass sie tatsächlich alle Tiere geimpft hatten.
Als sie schließlich wieder zu Hause ankamen, war es bereits Nachmittag. „Ihr ward aber lange weg“, begrüßte sie Mrs Foster. „Hat es Spaß gemacht?“
„Ja, Doktor Saunders ist unheimlich nett“, meinte Laura. „Vielleicht werde ich später auch einmal Tierärztin. Am liebsten natürlich nur für Pferde.“
„Natürlich“, antwortete Mrs Foster und lachte.
„Oaah“, gähnte Mr Foster und streckte sich. „Mir tun alle Knochen weh“, erklärte er. „Das war ganz schön anstrengend.“
„Kann ich mir vorstellen“, meinte Mrs Foster. „Wollt ihr etwas essen?“
„Danke, ich nicht“, wehrte Laura ab. „Ichmuss gleich los, weil ich mich noch mit Julia treffe und ich bin schon spät dran. Ich hatte nicht gedacht, dass das Impfen so lange dauert.“
„Ich auch nicht“, erklärte Mr Foster. „Danke für deine Hilfe, Laura.“
„Hab ich gern gemacht“, erwiderte Laura, schnappte sich eine Banane und schon war sie weg.
Sie lief zu
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