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Sternenseide-Zyklus 1 - Kind der Dunkelheit

Titel: Sternenseide-Zyklus 1 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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Augenblicks zu reagieren, aber tatsächlich geht er nur auf die Instruktionen seines Lenkenden ein.«
    »Wie Ihr auf die Instruktionen eures Vorgesetzten auf Arnim eingeht? Sogar, obwohl Ihr ihn seit vierzehn Jahren nicht mehr gesehen habt?«
    Bullens Gesichtszüge wurden hart. »Es gibt zwei Wege, zu verhindern, daß dieser Klon Euch verrät. Ihr könnt, wenn Ihr die Möglichkeiten dazu besitzt, seine tiefen Hirnzentren auslöschen und ihn dahinvegetieren lassen – oder Ihr könnt ihn ganz beseitigen.«
    Wieder weilte ein verdecktes Lächeln auf Tiahnas Lippen. »Ich hoffe, Ihr werdet euch daran erinnern, daß Ihr mir die angemessene Behandlung eines Gastes vorschreibt, der nicht länger willkommen ist.« Sie hob die Hand und entließ sie. »Wir sprechen uns noch, Commander.«
    Die vier Arnimi schienen nicht zu begreifen. Sie standen wie festgefroren auf dem polierten Boden inmitten des Saales.
    Tiahna wiederholte ihre Entlassung. Bullens wirbelte mit zusammengepreßten Lippen herum und stampfte aus dem Thronsaal. Seine Gefährten folgten angeschlagen. Das Stiefelgeklapper machte ihren Abgang zu einer Flucht.
    Die Verwirrung der Arnimi war Öl auf Khiras Flamme. Ihre Augen blitzten triumphierend. »Dann kann Dunkeljunge also hierbleiben!«
    Seufzend lehnte sich Tiahna gegen den geschliffenen Thron zurück und schloß die Augen. Zerstreut streichelte sie den Paarungsstein. »Habe ich das tatsächlich gesagt, Tochter?«
    »Du sagtest ...« Khira gab ihre gehobene Stimmung widerwillig auf. »Du sagtest ...«
    »Ich fragte den Arnimi, warum meine Tochter, bis sie eine Schwester hat, mit der sie sich beschäftigen kann, kein Gefährten haben sollte.«
    »Dann – wird Dunkeljunge mein Gefährte sein«, erkläre Khira. »Die Dinge, die die Arnimi über ihn erzählen ... »Sie müssen berücksichtigt werden.«
    »Nein! Es sind Lügen! Sie haben dir Lügen erzählt!« Die Worte klangen schrill, nicht überzeugend – weil Khira selbst Dunkeljunges Neugier beobachtet hatte, seine Entschlossenheit, die Sprache der Brakrathi zu meistern, die forschenden Fragen, die er stellte.
    »Vielleicht haben sie es«, erwiderte Tiahna, »doch selbst wenn das so ist, werde ich einiges über deinen Freund erfahren müssen, bevor ich entscheide, ob er bleiben kann.« Langsam öffneten sich ihre tiefliegenden Augen und ruhten auf Dunkeljunge. Er starrte sie an, als würde er in einem Bann gehalten.
    »Ich werde dir alles sagen, was du über ihn wissen mußt!« »Und wie willst du wissen, welche Fragen ich ihm zu stellen beabsichtige, Kind?«
    »Ich – ich weiß alles, was wichtig ist. Er hat – er hat mir alles gesagt.«
    »Ich bezweifle, daß er dir gesagt hat, was ich wissen muß.« Tiahna seufzte tief und umklammerte den Paarungsstein. Als er sich trübte, sagte sie, »Rahela braucht mich jetzt. Bring deinen Freund morgen beim ersten Gong zu mir, nachdem ich geschlafen habe. Ich werde dann mit ihm reden.« Sie schloß ihre Augen und entließ sie.
    Khira griff nach Dunkeljunges Hand und zog ihn mit sich fort, sie bemerkte kaum seinen betäubten Blick. Tiahna würde ihn nach dem ersten Gong befragen. Zwölf Stunden, bis sie herausfinden würde, daß er ihre Fragen nicht beantworten konnte – sie nie beantworten würde.
    Und dann? Khira hatte ihre Mutter noch nie so sehr wie einen Stech-Matter angesehen. Aber Tiahna hatte Alzaja einen Abschied ohne Tränen entboten – und fünf Töchtern davor. Und Dunkeljunge bedeutete ihr nichts.
    Ein Spionagewerkzeug. Würde sie den Arnimi glauben, so wäre Dunkeljunge nicht mehr als ein Datensammel-Instrument, von seelenlosen Menschen ausgesetzt, damit er feststellte, ob Brakrath ein bequemes Opfer wäre, das man ausbeuten könnte. Khira hielt im Flur jenseits des Thronsaales inne und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Aber sie entzogen sich ihr, wichen chaotisch in jede Richtung aus.
    »Khira ...« Dunkeljunges Stimme war belegt.
    Sie holte mit einem halben Schluchzen Luft. »Ich muß nachdenken. Ich muß ... Geh auf dein Zimmer, und ich werde ... ich werde später nachkommen. Wenn ich Zeit gehabt habe, nachzudenken.« Sie konnte sich die Verworfenheit von Menschen, die von der Ausbeutung anderer lebten, nicht vorstellen. Wie mochte ihr privates Leben aussehen? Kämpften Schwestern gegen Schwestern um Nahrung und Kinkerlitzchen? Waren die jungen Benderzic darauf trainiert, sich jedem anderen unterzuordnen, der Habgier des Stärksten? Oder sah die Frau, die sie regierte, daß ihre Korruptheit

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