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Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide

Titel: Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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ihre Forschungen seit dem Exodus von der Erde; jener Periode, in der die Sterne besiedelt wurden.
    Brakrath war von besonderem Interesse, weil diejenigen, die hier siedelten, nicht ihr vorgesehenes Ziel erreicht hatten, sondern statt dessen hier notgelandet waren und für Jahrtausende von sämtlichen außerplanetarischen Einflüssen abgeschnitten gewesen waren, bevor ihr Verbleib entdeckt wurde.
    Reyna konnte den Wert der Geschichte würdigen, die sich die Arnimis vorgenommen hatten. Sie konnte jedoch nicht die Methoden würdigen, mit deren Hilfe sie an ihre Informationen kamen. Sie schienen so kalt wie ihre Augen und so arrogant wie ihre Schmerbäuche. Sogar heute abend trug Verra ihre Meßgeräte; weitere Instrumente waren griffbereit an ihrem schwarzen Uniformgürtel befestigt. Reyna starrte sie an und fühlte den Zorn in sich hochsteigen. Was konnten die Geräte den Arnimis zeigen, was ihre Sinne nicht vermocht hätten? Ihr ständiger Gebrauch der Instrumente schien Reyna nicht mehr als ein Zugeständnis der Unzulänglichkeit ihrer Fähigkeiten zu sein.
    Eine Einstellung, die sie von ihrer Mutter übernommen hatte, das wußte sie. Zudem war Verra nicht so unangenehm wie die übrigen Arnimis. Die Jahre hatten ihren Gesichtszügen den Ausdruck des Verstehens aufgeprägt, und aus ihren Augen sprach eine Lebhaftigkeit, die keinem anderen Arnimi zu eigen war.
    Verra neigte den Kopf, wie es Sitte war. »Barohna.« »Meine Freundin«, erwiderte Reynas Mutter. »Du weißt, weshalb ich dich herrief.«
    Verras Blick hob sich schnell zu Reyna. »Es geht um die Angelegenheit, über die wir vor drei Abenden gesprochen haben, als du mich in deine Gemächer riefst.«
    »Um diese Sache geht es. Meine Tochter hat geübt, um ihre Prüfung anzunehmen. Ich habe ihr eben erklärt, daß sie nicht gehen wird.«
    Reyna schrumpfte in sich zusammen, als sich ihr jetzt drei Augenpaare zuwandten: der Blick ihrer Mutter entrückt, der Verras nachdenklich, und Juarens Blick zurückhaltend, aber doch neugierig.
    Ihre Schultern zogen sich zusammen. »Meine Mutter ...« Was mochte Khira damit meinen, daß sie nicht gehen würde?
    Ihre Mutter hob die Hand, ehe sie ihren Einwand vorbringen konnte. »Du wirst nicht gehen. Ich weiß, es erschreckt dich, daß ich dir das sage, aber es gibt einen sehr guten Grund, weshalb du nicht gehen kannst. Ich habe ihn im Fall deiner Schwestern ignoriert. Jetzt habe ich beschlossen, ihn nicht länger zu mißachten. Das ist der Grund, weshalb ich Verra hinzuzog.«
    Ihr Gesicht verfinsterte sich; sie erhob sich, stieg vom Podium und trat unter die Spiegel, die hoch oben an der Wand befestigt waren. Eine Weile blickte sie hinauf – aber nicht, wie Reyna feststellte, zu ihrem Spiegelbild. Sie sah etwas jenseits davon; etwas, das den Schmerz wieder in ihren Augen erscheinen ließ.
    Sie wandte sich abrupt um und sagte: »Ich weiß, wie wenig Verständnis du für die Arnimis und ihre Methoden hast, meine Tochter. Du hast das von mir gelernt, ebenso, wie ich es von meiner Mutter lernte. Sie gehen im Tal umher, beobachten und zeichnen auf und benutzen ihre Instrumente, als wären diese besser als ihre Augen und Ohren. Sie untersuchen alles auf Brakrath auf die gleiche Art. Kürzlich haben sie es sogar unternommen, in die Wüste zu gehen und sich den Clan-Leuten zu nähern.
    Als die Arnimis auf unserer Welt landeten, war der erste Impuls des Rates, sie fortzuschicken. Aber sie versprachen, sich unauffällig zu verhalten. Und welchen Schaden konnten sie anrichten, solange sie sich nicht in die Verwaltung der Täler einmischten? Also wurde es ihnen gestattet, zu bleiben und ihre Forschungen zu betreiben; wenn sie auch einer Menge Bedingungen und Einschränkungen zustimmen mußten.
    Vor sieben Jahren – in dem Jahr, nach dem Danior zum ersten Mal in die Wüste gegangen war, um seinen Onkel zu besuchen – kam Verra zu mir und berichtete mir, die Arnimis hatten gelernt, mit ihren Instrumenten zu erkennen, welche Palasttochter die Voraussetzungen mitbringt, eine Barohna zu werden – und welche nicht.«
    Reyna starrte ihre Mutter an und sog scharf die Luft ein. Die Arnimis konnten das mit ihren Geräten erkennen? Das war eine Behauptung, die gegen alles verstieß, was sie wußte. Sie warf einen ungläubigen Blick auf die Meßgeräte, die Verra an der Taille trug.
    »Nein«, sagte sie. »Es gibt keine Möglichkeit, diese Dinge vorauszusehen.«
    Niemand vermochte zu sagen, welche Tochter als Barohna vom Berg zurückkehren

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