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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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mein Gesicht. Die Wunden bluteten schon nicht mehr, sondern hatten sich geschlossen, ohne dass ich es gemerkt hätte. Dafür hatte ich gewaltigen Hunger.
    Essen findet sich im Container zwischen den Sitzen. Ich öffne ihn.
    Ein ovaler Behälter zwischen den beiden Sitzen öffnete seine Blütenblätter – ebenso, wie sich die Schutzhülle des Schiffs geöffnet hatte. Sein Inneres barg mehrere zylindrische Container. Ich befolgte die Anweisungen meines Bordpartners und öffnete einen, indem ich von der Oberseite eine hermetisierende Folie abriss.
    Der Zylinder enthielt eine dicke, klumpige Flüssigkeit. Sowohl Essen als auch Trinken … Freilich, es schmeckte besser als jener Dreck, den mir die Alari vorgesetzt hatten.
    Ich aß etwas und versenkte den leeren Container in einer Luke, die mir mein Bordpartner ebenfalls geöffnet hatte. Zu gern hätte ich mich selbst mit allen Gerätschaften vertraut gemacht, schließlich war ich noch vor siebeneinhalb Tagen ein richtiger Pilot gewesen …
    »Wie habe ich dich früher genannt, Bordpartner?«
    Partner. Einfach Partner. Das ist die übliche Form.
    »Ich werde mich regenerieren, Partner«, versprach ich. »Alles wird wieder gut.«
    Ja. Jetzt ruh dich aus. Das ist ein ärztlicher Rat.
    »Erzähl mir von Der Heimat. Ich erinnere mich an nichts.«
    Das wird nicht empfohlen. Deine Behandlung nehmen die Spezialisten vor. Schlaf.
    »Ich kann jetzt nicht schlafen«, beklagte ich mich. »Wirklich nicht.«
    Ich werde dir helfen. Schließ die Augen und sei entspannt-wachsam. Lass die Hand im Trichter.
    Ich gab mir alle Mühe einzuschlafen. Wie versprochen, hielt ich die Hand in die warme, elastische Flüssigkeit getaucht und ließ mir das wenige durch den Kopf gehen, das ich wusste. Wie ein Baby, das mit bunten Rasseln spielt – dem wenigen, das es in der ihm zugänglichen Welt gibt. All, Schiffe, Heimat, Alari, die Experten, die mir so ähnelten, Bordpartner …
    »Ich kann nicht einschlafen, Partner«, sagte ich und schlug die Augen auf.
    Du bist gerade aufgewacht. Wir nähern uns dem System.
    »Was?«
    Der Bildschirm.
    Die größte Rassel der Welt – das Sonnensystem – funkelte vor mir. Das warme gelbe Feuer Des Mütterchens, halb verdeckt von der Scheibe Der Heimat.
    »Zuhause …«, flüsterte ich. »Mein Zuhause …«
    Nein, ich erinnerte mich an nichts. Bis auf das Gefühl, dass ich das schon einmal erlebt hatte: Diesen Blick auf den näher kommenden Planeten. Die wachsende Vorfreude auf die Begegnungen, die Ruhe, die Sicherheit. Licht, das nicht verlischt.
    Ich schluckte und beugte mich zum Monitor vor. Alles würde gut werden! Man würde mir helfen, ich würde mich an alles erinnern, am Ende über meine Ängste lachen, über meine Flucht … Die dämlichen aggressiven Alari würden unsere Freunde werden – so war es schließlich immer gewesen. Wir würden gemeinsam über die Fehler bei unserer ersten Begegnung lachen.
    Das Komitee für Fernaufklärung ist informiert. Wir setzen beim Haupterholungszentrum auf Der Heimat auf Man holt dich dort ab, Nik.
    »Vielen, vielen Dank, Partner!«, sagte ich. »Wir werden wieder zusammen fliegen!«
    Er antwortete nicht gleich.
    Möglich, aber unwahrscheinlich. Sehr zweifelhaft. Es besteht nur die geringe Chance, dass ich an einen anderen Piloten angepasst werde. Werde gesund und viel Erfolg bei der Arbeit, Nik.
    Die Scheibe Der Heimat verwandelte sich erst in eine Halbkugel, dann in eine Kugel. Ich sah einen Kreis, vor dem fast keine Wolken hingen, und freute mich, dass ich meinen Kontinent so leicht erkannt hatte. Die Perspektive verschob sich nicht, Gravitationsänderungen traten ebenfalls nicht auf, es war fast, als ob das Schiff sich immer noch mit derselben Geschwindigkeit, noch immer auf demselben Kurs fortbewegte. Vermutlich kontrollierte es aber einfach die inneren Schwerkraftfelder sehr gut.
    »Die Heimat …«, sagte ich. »Heimat, ich bin zurück!«
     
    Nachdem ich wieder aufgewacht war, dauerte es weniger als eine Stunde bis zur Landung. Anfangs wirkte das Bild auf dem Schirm leicht trüb, dann verwandelte sich der trübe Schleier in einen Flammenvorhang. Wir durchdrangen die Atmosphäre. Was würde nun geschehen?
    Ob mir ein Blick auf einst vertraute Gesichter genügen würde, damit die Barriere einstürzte, damit sich über den Abgrund in meinem Bewusstsein eine solide Brücke spannte? Vielleicht …
    Der Feuersturm rund um das Schiff legte sich. Wir flogen, zwar noch in großer Höhe, dicht am Rand der Atmosphäre,

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